Erfinderberatung in Stuttgart

Wo Tüftler Hilfe suchen

Ein Mann kocht mit Hilfe eines Spätzle-Shakers Spätzle. Die richtige Spätzle-Zubereitung scheidet die Geister im Ländle, die jüngere Generation greift gern zum Spätzles-Shaker während die schwäbischen Hausfrauen von Hand schaben.
Wird sogar von der Landesregierung an Staatsgäste verschenkt: Der Spätzle-Shaker, eine Erfindung der Tübinger Journalistin Susann Hartung. © picture alliance / dpa / Franziska Kraufmann
Von Uschi Götz · 21.01.2015
Meist ist es ein langer Weg von der Idee bis zum verkaufbaren Produkt. In der Erfindungsberatungsstelle in Stuttgart können sich Interessierte kostenlos Rat holen und in einer weltweiten Patentdatenbank recherchieren.
"Sie werden jetzt in einer Patentdatenbank recherchieren, die wir hier jedem Besucher zur Verfügung stellen."
Ein Mann, etwa 30 Jahre alt, sitzt vor einem Computer, er wirkt angespannt. Gibt es seine Entdeckung bereits? Lange hat er sich auf diesen Tag heute vorbereitet. Nur wenige wissen von seiner Erfindung. Eine Mitarbeiterin des Beraterteams erklärt ihm die Funktionen der Datenbank
Immer mehr Besucher kommen an diesem Donnerstagmorgen in die baden-württembergische Erfinderberatungsstelle. Das Haus gilt als Erfindertempel, viele Innovationen aus Baden-Württemberg haben hier ihre erste Feuerprobe erlebt. Jürgen Eckert ist heute Morgen aus dem badischen Durbach nach Stuttgart angereist. Nicht einen Gegenstand hat er erfunden, ihm ist ein Werbespruch in den Kopf gekommen:
"Ich bin normaler Arbeitnehmer und möchte jetzt aber für meinen landwirtschaftlichen Nebenbetrieb – mit einer Schnapsbrennerei – möchte ich jetzt auch vermehrt das Produkt an die Kundschaft bringen und dafür habe ich mir jetzt einen bestimmten Werbeslogan einfallen lassen."
Kostenlose Beratung ein Mal pro Woche
Gibt es diesen Slogan schon? Wenn nicht, wie lässt er sich schützen? Auch Werbesprüche, Namen für Unternehmen lassen sich schützen. Bernd Häuser vom Beraterteam beantwortet häufig Fragen nach dem Schutz von Erfindungen und Ideen. Häuser, ein besonnener Mann mittleren Alters, muss allerdings manchen Erfindergeist auch einfühlsam bremsen:
"Es gibt Erfinder, die sind sehr überzeugt von ihrer Erfindung und wollen eigentlich gar nicht so viel finden. Andere sind natürlich sehr aufgeschlossen, aber sie wissen nicht, wie sie sich das Thema erschließen sollen."
Die eigene Recherche im Internet reicht in der Regel nicht aus, um festzustellen, ob es ein Produkt, ein bestimmtes Verfahren, einen Slogan, auch ein Design bereits gibt. Neben dem Zugang zu einer weltweiten Patendatenbank bietet Baden-Württemberg seinen Erfindern und Entdeckern einmal wöchentlich eine kostenlose Beratung bei einem Patenanwalt an:
"Wir versuchen alle Leute, die zu uns kommen, aus Unternehmen, Studenten, Existenzgründer, wenn es um Schutzrechte geht einfach ein Stück weiter zu bringen, nicht immer zum wirtschaftlichen Erfolg, das ist sehr schwer, aber einfach einmal eine Recherche zu machen, die grundlegenden Richtungen zu weisen und so ein bisschen einzunorden.
Erfolgreiche Erfindung: der Spätzleshaker
"Wir machen hier vor allem Patentrecherche und da dauert es ein Weilchen, bis man sich da zurechtfindet. Mittlerweile ist das nicht mehr ein großes Fragezeichen, sondern wir wissen so grob, wie wir da vorgehen können."
Zwei junge Männer sind heute zum fünften Mal in die Beratungsstelle gekommen. Eine Patentanmeldung ist mittlerweile nicht mehr unwahrscheinlich. Was genau sie entdeckt haben, das verraten sie wie viele Erfinder in entscheidender Phase noch nicht. Nur so viel:
"Es geht darum, ein neues Lager- und Kommissionierungssystem zu entwickeln, im Bereich Logistik. Da sind wir der Meinung eine neue Idee zu haben."
Doch wie wird aus einer Idee eine Erfindung? Das lässt sich gut am Beispiel einer Erfindung der Tübinger Journalistin Susann Hartung erklären. Vor wenigen Jahren hat die Mutter eines nudelliebenden Sohnes den Spätzleshaker erfunden. Zum Ansporn aller Erfinder steht der Spätzleshaker nun sichtbar in den Räumen der Erfinderberatungsstelle. Helmut Jahnke, Leiter der Stelle:
"Das ist ein Gerät zum Selbermachen von Spätzle, da gibt es ja verschiedene Hilfsmittel mittlerweile, und sie hat es jetzt in Shaker-Form gemacht. Sie haben wie eine Trinkflasche, die wird befüllt mit den Zutaten, dann kommen, ganz wichtig, zwei Stahlkugeln dazu."
Mehl, Eier, Salz und Wasser werden geschüttelt und dann in heißes Wasser gepresst. Fertig sind die Spätzle. Auch die Landesregierung verschenkt das Haushaltsgerät schon einmal an Staatsgäste.
Baden-Württemberg bei Patentanmeldungn ganz vorn
Besonders der Weg von der zündenden Idee bis zur Vermarktung fällt vielen Tüftlern naturellbedingt eher schwer, weiß Helmut Jahnke:
"Das dauert ja immer noch ein bisschen, bis man weiß, ob man wirklich ein Patent bekommt. Aber man kann eben schon immer nach der Anmeldung eines Patents sofort beginnen, was wir auch empfehlen, mit der aktiven Suche nach Kooperationspartnern, weil die wenigstens haben eigentlich so viel Geld, dass sie sagen können, ich mache mich jetzt mit dieser Idee gleich selbständig."
Das Land Baden-Württemberg fördert seine Tüftler und Erfinder. Die Beratungsangebote sind kostenlos und unbürokratisch. Erklärt das aber die hohe Patendichte? Bei den jährlichen Patentanmeldungen landen bundesweit regelmäßig Bayern oder Baden-Württemberg an erster Stelle. Wohnen im Süden besonders clevere Erfinder? Der Leiter der Erfinderberatungsstelle schüttelt den Kopf.
"Die Anmeldungen kommen von Unternehmen und da sind wir hier im Süden deutlich besser aufgestellt. Wenn jetzt ein Konzern wie Bosch auch im Norden noch Dependancen hat, wo auch entwickelt wird, dann wird die Anmeldung meist hier über die Zentrale eingereicht, das hat dann den Effekt, dass es so ausschaut, als ob hier fast alles erfunden wird."
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