Erbrecht

Erben und Vererben ohne Stress und Streit

Moderation: Dieter Kassel · 23.11.2013
Der Tod gehört zu den großen Tabus – und damit auch das Thema Testament. Dabei wurde in Deutschland noch nie so viel vererbt wie heute. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte übersteigt der Wert der Erbschaften die Schwelle von 250 Milliarden Euro.
Im Jahr 2020 werden es bereits 330 Milliarden sein, so die Prognose. Doch nur jeder vierte Bundesbürger hat seinen "letzten Willen" in einem Testament festgehalten. Der Streit ums Erbe ist programmiert.
"Im Erbfall zeigt sich, wie jemand wirklich ist",
sagt der Jurist Klaus Michael Groll. Der Gründungs- und Ehrenpräsident des Deutschen Forums für Erbrecht ist einer der bekanntesten Erbrechtsexperten Deutschlands. Nach rund 40 Berufsjahren kennt er die Dramen rund um den Nachlass:
Eine Scheidung ist im Vergleich zu einem Erbenstreit geradezu ein vergnügliches Kasperltheater.
Dabei sei es egal, um wie viel Geld es sich handelt.
Seine Erfahrung: „90 Prozent der letztwilligen Verfügungen sind unklar, unvernünftig oder gar unwirksam.“
Daher müsse ein Testament gut durchdacht sein, alle familiären Beziehungen ehrlich bilanziert werden:
Ich muss hineinhören in die Ehe, in die Beziehung zu den Kindern, in die Beziehung zu den Schwiegerkindern. Viele wissen ja gar nicht, welche Gestaltungsmöglichkeiten und Modelle es gibt. Ein Testament ist immer wie ein Maßanzug für diesen Menschen, für diese Ehe, für diese Familie.“
Zu der ehrlichen Bilanz gehörten auch Fragen wie: Wer soll was erben? Wer soll vom Erbe ausgeschlossen werden? Wie soll die Erbfolge aussehen?
Ein kluges Testament verfolge letztlich fünf Ziele:
Gerechtigkeit üben, juristische Klarheit schaffen, das Vermögen schützen, Steuern sparen, Frieden stiften.“
Keine Regelung zu treffen, sei der „schlimmste Fehler“, den man machen könne.
Die Haltung 'nach mir die Sintflut' ist ein Akt der Kulturlosigkeit gegenüber den Nachkommen. Es kann einem doch nicht gleichgültig sein, ob das sauer verdiente Geld vor Gericht verbraten wird.“
„Erben und Vererben ohne Stress und Streit“
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit dem Erbrechts-Experten Klaus Michael Groll. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de.

Zum Nachhören:

Erste Sendestunde zum Nachhören (9.05 - 10 Uhr)
Zweite Sendestunde zum Nachhören (10.05 - 11 Uhr)