"Er war ein begnadeter Selbstdarsteller"

18.02.2008
Der französische Schriftsteller Alain Robbe-Grillet ist tot. Er starb nach Angaben der academie francaise im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in Caen. Robbe-Crillet gilt als Begründer und bekanntester Vertreter des "Nouveau Roman", einer französischen Literaturrichtung, die den traditionellen, realistischen Roman mitsamt seiner Psychologisierung der Hauptfiguren auflösen wollte.
Der Literaturkritiker Tilman Krause glaubt, dass das Programm des "Noveau Roman" ein Stück weit auch ein Spiel gewesen sei. "Und das spielerische ist vielleicht von all diesen nouveau romanciers bei Alain Robbe-Grillet am stärksten ausgeprägt gewesen. Es gibt keine düsteren Panoramen bei ihm. Er hat sich auch nie an sein Programm der Wirklichkeitszertrümmerung und Dekonstrukiton gehalten."

Robbe-Grillet habe der Bierernst der Theorie gefehlt, das sei das Angenehme an ihm gewesen und das habe ihm in Frankreich auch Leser beschert, findet Krause.

Zugleich hat er sich immer als einer der letzten Vertreter des Noveau Roman dargestellt, allerdings wohl auch, weil das Publikum dies erwartete. "Er war ein begnadeter Selbstdarsteller", urteilt Krause.

Mit seinen letzten Werken ist Robbe-Grillet auch zu den Anfängen des Noveau Roman zurückgekehrt.

Sie können das vollständige Interview mit Tilman Krause mindestens bis zum 18.7.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio