Entführung in Nigeria

    "Bringt unsere Mädchen zurück!"

    In Nigeria demonstrieren Angehörige für die Freilassung der entführten Mädchen.
    Angehörige fordern die Freilassung der entführten Mädchen. © picture alliance / dpa / Deji Yake
    07.05.2014
    Die USA schalten sich in die Suche nach den von der Terrororganisation Boko Haram entführten Mädchen in Nigeria ein. Nach wie vor fehlt von den rund 200 Schülerinnen jede Spur.
    "Bringt unsere Mädchen zurück", skandieren Hunderte in der Innenstadt von Abuja, die die sofortige Rückkehr ihere Kinder fordern: "Lebendig, jetzt!" Mütter, Väter, Geschwister und Freunde der von der Gruppierung Boko Haram entführten Mädchen aus Chibok im Bundesstaat Borno im Nordosten Nigerias. Sie wollen, dass der nigerianische Staat sie hört und endlich handelt, berichtet Andreas Göbel im Deutschlandradio Kultur.
    Nordost-Nigeria unter Schock
    Die gesamte Region stehe laut Hosea Sambido, dem traditionellen Bürgermeister von Chibok, wegen der Entführung unter Schock. Einige Väter hätten versucht, im Busch von Borno selbst nach ihren Kindern zu suchen, bis die Polizei ihnen das aus Sicherheitsgründen verboten habe, so Göbel weiter.
    Die Mädchen waren vor drei Wochen aus ihrer Schule verschleppt worden, rund 50 von ihnen konnten inzwischen fliehen. Etwa 220 Kinder sind nach Polizeiangaben noch in Gefangenschaft. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau kündigte in einem Video den "Verkauf", die "Versklavung" und "Zwangsverheiratung" der Mädchen an.
    Obama spricht von "abscheulicher" Geiselnahme
    US-Präsident Barack Obama verurteilte die Entführung als "abscheulich" und rief zu einer internationalen Mobilisierung gegen die Gruppe Boko Haram auf, die "eine der schlimmsten" regionalen bzw. lokalen Terrororganisationen sei. Obama sagte dem Fernsehsender ABC, es solle herausgefunden werden, wo die Mädchen sein könnten. Das Team bestehe aus Spezialisten von Militär, Polizei und anderen Behörden.
    Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan hat das Hilfsangebot der US-Regierung offiziell angenommen. Jonathan habe dies bei einem Telefonat mit dem US-Außenminister John Kerry deutlich gemacht, teilte Regierungssprecher Reuben Abati mit.
    Erneut Anschlag mit Hunderten Toten
    Mehr als 200 Menschen wurden nach Berichten von Augenzeugen bei einer neuen schweren Attacke im nordöstlichen Bundesstaat Borno getötet. Die Zeitung "Daily Trust", berichtete, dass bewaffnete Männer in der Nacht zum Dienstag das Dorf Gamboru überfielen und die Einwohner wahllos ermordeten.
    Boko Haram kämpft seit fünf Jahren für einen islamistischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und verübt regelmäßig Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Schulen und Kirchen.
    hum

    Programmhinweis
    Ab 17:07 Uhr berichtet die "Ortszeit" ausführlich über die Entführung in Nigeria und spricht mit Carlo Koos vom GIGA Institut für Afrika-Studien in Hamburg.