Entertainer von der rauen Berliner Sorte

Von Beatrix Novy · 31.05.2013
Peter Frankenfeld gehörte zu den großen Showmastern der jungen Bundesrepublik. Geboren für die Bühne, gehörte er 30 Jahre lang zu den Königen der TV-Massenunterhaltung. Am 31. Mai 1913 wurde er geboren.
"Mein Name ist Peter Frankenfeld."

Das hätte er nicht unbedingt sagen müssen. Ihn, den Mann in der groß karierten Jacke, kannte ohnehin fast jeder. Doch Peter Frankenfeld liebte das Spiel mit der Eitelkeit.

"Mein Name ist Peter Frankenfeld, Deutschlands größter Humorist - hat einmal gesagt ... " (Gelächter)

Aber war es ein Spiel? Nein, das Leben eines Showmasters war damals wie heute harte Unterhaltungsarbeit. Und Peter Frankenfeld sah man das mitunter an. Er bekannte selbst, es schwerer zu haben als etwa sein nonchalanter Kollege Hans Joachim Kulenkampff. Der sei ein Schwiegersohntyp, während er, Frankenfeld, dreimal anklopfen und den Fuß in die Tür stellen müsse, bevor das Publikum applaudiere.

Geboren am 31. Mai 1913 in kleine Berliner Verhältnisse hinein, hatte er offenbar keinen Grund, auf seine Kindheit sentimental zurückzublicken. Ein Hauch von Kälte durchweht seine Autobiografie, wenn vom Vater die Rede ist, einem Mechanikermeister, dem das Knausern und Ökonomisieren ins Gemüt übergegangen war. Sich gegen ihn mit der Mutter, die einen Tabakladen betrieb, zu verbünden, gehörte zur Lebensschule des jungen Peter. Sein erster Ausbruch aus Schule und Elternhaus führte ihn zum Zirkus, ein Intermezzo, aber es zeigte, wo seine Talente lagen: Sein Ziel war das Kabarett, das Varieté – die Bühne.

"Hätten Sie Lust, ein kleines Spielchen mitzumachen? 10.000 Mark können Sie bei uns gewinnen!"

1938 holte ihn Willy Schaeffers in sein KadeKo, das seit 1933 weitgehend entpolitisierte und natürlich arisierte "Kabarett der Komiker". Frankenfeld hatte ihn überzeugt mit einem Auftritt als Straßenhändler, der versucht, einen Kamm zu verkaufen. Die Rolle lag ihm. Und ein Mann des Varietés sollte er bleiben, ein Unterhaltungskünstler alter Schule, der das ganze Jahr über Witze sammelt – nicht nur die besten -, der singen, steptanzen, zaubern und kalauern kann.

"Au du lieber Ogustin – o du lieber Augus – das hätte ich mir aufschreiben sollen."

Nach dem Krieg, den er als Truppenunterhalter überstand, sammelte Frankenfeld in US-Clubs erste Entertainererfahrungen und verwertete sie bald im deutschen Rundfunk. Das Radio war noch nicht zum Begleitmedium abgestiegen. Und viele behielten die Sendungen, die Frankenfeld damals gestaltete, jahrzehntelang im Ohr: "Der Frankfurter Wecker", "Ab acht Uhr wird gelacht", "So ein Zufall".

"Hier ist der Nordwestdeutsche Rundfunk Köln. Aus dem Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen übertragen wir die Sendung "Wer zuletzt lacht" von und mit Peter Frankenfeld."

Aber zum Mann mit der karierten Jacke machte ihn erst das Fernsehen. 1952 debütierte er vor der Kamera, die Show hieß "Schöne Bescherung". Wenig später bewies Frankenfeld mit der Sendung "1:0 für Sie" seine Fähigkeiten als Quizmaster, es folgten "Toi - toi - toi", "Wer will der kann", "Und Ihr Steckenpferd", und, besonders populär , "Vergißmeinnicht" für die Aktion Sorgenkind.

"Hätten Sie Lust, auf die Bühne zu kommen, um sich einmal musikalisch zu produzieren? Können Sie etwas singen?"

Was Hans Joachim Kulenkampff in den 60er-Jahren in seinem Europaquiz "EWG" so geistreich kultivierte – die Verkörperung des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags – war Frankenfelds Sache nicht. Bei ihm standen nicht Wissensfragen, sondern Geschicklichkeitsaufgaben an, Spiele, Basteleien. Und ganz anders als Kulenkampff, der lockere Grandseigneur, mit dem er zusammen nach dem Krieg erste Show-Erfahrungen gemacht hatte, war Frankenfeld von der rauen Berliner Sorte.

"- "In diesem Fall komme ich ehrlich dazu und sage, das Volk will den Namen wissen! Wer sind Sie?"
- "Helmut Ulrich!"
- "Da sind Sie selber schuld. Aber jetzt geht's los.""

Vorgehalten wurde ihm mitunter sein burschikoser Umgang mit Quizkandidaten – zu einer Zeit, als die Begegnungen noch nicht minutiös abgesprochen waren. Es war die Ära der Unschuld, in der beim Fernsehen noch alles zum ersten Mal gemacht wurde. Da war vom Moderator höchste Improvisationskunst gefordert, wenn zum Beispiel die Quizaufgabe darin bestand, eine kleine Laube zusammenzubauen und einer der Kandidaten ausgerechnet armamputiert war.

Peter Frankenfelds letzte Show, sie begann 1975, hieß "Musik ist Trumpf" – eine Wiedergeburt der 50er-Jahre-Schlagerunterhaltung, die ihre Liebhaber nie ganz verlor, aber nicht mehr eine ganze Nation vor den Bildschirm bannte. Mit der Pop-Ära, der Ausweitung der Kanäle, der Selbstironisierung des Metiers lief die Zeit der wenigen großen Unterhaltungspatriarchen aus. Eine neue Generation machte sich daran, sie zu beerben – ihren Aufstieg erlebte Peter Frankenfeld nicht mehr. Er starb 1979 im Alter von nur 65 Jahren.