Endlagersuche

Wohin mit dem ungeliebten Atommüll?

Ein Aktivist trommelt vor dem Bundesministerium für Umwelt, Bau und Reaktorsicherheit in Berlin auf einem Faß mit einem Warnzeichen für Radioaktivität.
Der Bundestag hat eine Kommission eingesetzt, die die Kriterien für die neue Endlager-Suche festlegen soll. © dpa picture alliance / Florian Schuh
Von Georg Ehring · 22.05.2014
Die Suche nach einem Endlager für radioaktiven Atommüll beginnt von vorn, eine 33-köpfige Fachkommission nahm heute ihre Arbeit auf. Es ist eine Runde, die zum Erfolg verdammt ist, kommentiert Georg Ehring.
Wieder mal ist eine Verlängerung programmiert: Bis zum Jahr 2016 soll die Endlager-Suchkommission Kriterien vorlegen für die Auswahl des Ortes, an dem hoch radioaktiver Abfall über viele Jahrtausende sicher lagern soll. Doch es ist unwahrscheinlich, dass die zwei Jahre reichen. Bundestagspräsident Norbert Lammert gab den 33 Vertretern aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sogar mit auf den Weg, er hoffe nicht, dass es eine Dauerbeschäftigung für alle Mitglieder auf Lebenszeit wird. Es sieht also mindestens nach einer Verlängerung aus – und nach jeder Menge Ärger.
Wer sich mit der Suche nach einem Ort beschäftigt, an dem tausende Tonnen hoch radioaktiven Abfalls sicher gelagert werden können, ist nirgendwo willkommen. Lokale Politiker werden schon aus Eigeninteresse alles daran setzen, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass gerade ihr Salzstock oder ihre Granit- oder Tonformation völlig ungeeignet für diese Aufgabe ist. Und Gegenspieler auf Bundesebene, die sich ihre Karrierechancen ruinieren, indem sie trotzdem einen Standort durchsetzen, die muss man erst einmal finden. Wegducken ist bequemer.
Wissenschaftliche Fakten statt Standortpolitik
Die Kommission soll zwar nur Kriterien für die Standortsuche erarbeiten, doch die Anforderungen, die sie formuliert, können und sollen eine Vorentscheidung bringen. Wenn die Atomkraft keinen Nutzen mehr in Form von Strom bringt, entfällt auch das wirtschaftliche Interesse an der Lösung der Endlager-Frage. In wenigen Jahren wird nur noch der gefährliche Abfall übrig sein.
Der Ausschuss soll wissenschaftliche Fakten sprechen lassen anstatt Standortpolitik. Es ist zu hoffen, dass er dabei zu eindeutigen Ergebnissen kommt, die nach Möglichkeit auch von allen Mitgliedern trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und Interessenlage getragen werden. Es ist ein großer Schritt nach vorn, Vertreter so vieler gesellschaftlicher Gruppen hierfür an einen Tisch zu bekommen – ein Anfang, der Mut macht.
Ein Anfang, der Mut macht
Die Runde ist zum Erfolg verdammt: Deutschland hat sich wie viele andere Länder auch den Luxus geleistet, teuren Strom aus hoch subventionierten Atomkraftwerken zu beziehen – zeitweise mit Zustimmung eines großen Teils der Gesellschaft. Jetzt muss unser Land mit den Hinterlassenschaften fertig werden. Das ideale Endlager wird es nicht geben, gegen jede Lösung werden sich berechtigte Einwände finden und der Ort, den es schließlich trifft, ist vermutlich ruiniert. Die Wahl muss am Ende auf den am wenigsten ungeeigneten Standort fallen. Schon deshalb ist es gut, auch Gorleben nicht von vornherein von der "weißen Landkarte" auszunehmen.
Schlaumeier mögen einwenden, man hätte vorher wissen müssen, dass die Endlagerung ein Problem mit enormer Sprengkraft wird. Das schlimme ist: Viele haben es gewusst und trotzdem weggeschaut. Genau das kann sich die Gesellschaft künftig nicht mehr leisten.
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