Ende einer Bilderbuchkarriere

Was wir alle von Philipp Lahm lernen können

Fußballspieler Philipp Lahm vom FC Bayern München am 03.01.2017.
Fußballspieler Philipp Lahm vom FC Bayern München am 03.01.2017. © dpa / picture alliance / Sven Hoppe
Arnold Kitzmann im Gespräch mit Anke Schaefer · 08.02.2017
Das wünscht sich der Normalbürger wohl auch oft: Einfach alles hinwerfen und etwas Neues beginnen. Philipp Lahms Entscheidung sei "bewundernswert", sagt der Psychologe Arnold Kitzmann. Er rät zum Mut zur Veränderung – auch wenn man nicht so reich ist wie ein Profi-Fußballer.
Die Entscheidung liefert viel Anlass für Spekulationen: Philipp Lahm hat das Ende seiner Fußballer-Karriere zum Saisonende angekündigt. Gibt es im Spitzensport mittlerweile immer mehr Männer, die uns zeigen, dass das Aufhören im Zenit der Karriere am schönsten ist?
Der Psychologe Arnold Kitzmann bezeichnet Lahms Schritt im Deutschlandradio Kultur als "bewundernswert". Er habe eine Bilderbuchkarriere hinter sich und alles in seinem Leben erreicht. Und trotzdem sei er in der Lage, zu einem bestimmten Zeitpunkt aufzuhören:
"Das zeigt eben, dass er auch noch ganz andere Aspekte in seinem Leben sieht und ganz andere Wertvorstellungen hat. Also nicht nur die Karriere, sondern auch ganz andere Seiten. Und gerade Philipp Lahm ist ja auch sozial sehr engagiert. Mit seiner Stiftung setzt er sich ja auch für benachteiligte Kinder ein. Das weist auch darauf hin, dass er ein sehr differenziertes Wertesystem hat."

Was gibt es außerhalb meiner Karriere?

Ist dieses Ausstiegs-Modell auch für den Normalbürger umsetzbar und erstrebenswert? Der hat dabei ein Handicap, denn er ist für gewöhnlich finanziell nicht so gut abgesichert wie ein Profi-Fußballer. Für den Psychologen Kitzmann gibt es noch weitere Kriterien für solche Entscheidungen:
"Man sollte in seinem Leben in bestimmten Phasen versuchen, Dinge zu verändern und sich auch überlegen: Was gibt es außerhalb meiner Karriere? Auch jemand, der nicht diese finanziellen Möglichkeiten hat, kann sich überlegen: Was für Einschnitte kann ich jetzt vornehmen? Im positiven Sinne: Dass ich mein Leben auf andere Art bereichere."

Notwendig sind Selbstbewusstsein und gute Freundschaften

Die Entscheidung für einen neuen Lebensabschnitt erfordere allerdings auch gewisse persönliche Stärken und Qualitäten, sagt Kitzmann:
"Selbstbewusstsein ist natürlich schon ganz wichtig. Da spielen natürlich gute Freundschaften eine Rolle. Man muss seine eigene Situation reflektieren können, man muss Alternativen sehen. Und man darf sich auch nichts Negatives einreden lassen. Es ist wichtig, sich mit positiven Menschen zu umgeben, die mit einem gemeinsam neue Dimensionen, andere Aspekte entwickeln und andere Seiten sehen."

Die Suche nach bereichernden Erfahrungen

So ein Sprung sei in jedem Lebensalter möglich, betont der Psychologe Kitzmann:
"Ich glaube, dass man auch im fortgeschrittenen Alter seine Bilanz ziehen kann. Und sich dann überlegen kann: Welche anderen Möglichkeiten habe ich? Oder welche Seiten habe ich in dem jetzigen Beruf, den ich ausübe, noch nicht ausgelebt? Was kann mich noch bereichern?"
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