Emin Milli

Warum werden Sie von der Regierung Aserbaidschans bedroht?

Der aserbaidschanische Regimekritiker Emin Milli (Mitte) bei einer Demo in Baku
Der aserbaidschanische Regimekritiker Emin Milli (Mitte) bei einer Demo in Baku © privat
Moderation: Ulrike Timm · 28.07.2015
Emin Milli ist eine regimekritischer Journalist aus Aserbaidschan. Nach langen Repressionen hat er das Land verlassen. In Berlin betreibt er heute einen unabhängigen TV-Sender - zum Ärger der Regierung in Baku. Nun wird Milli auch in Deutschland bedroht.
Vor einem Monat veranstaltete Aserbaidschan mit den Europaspielen ein Hochglanz-Spektakel. Nach dem Eurovision Song Contest im Jahr 2012 war dies ein weiterer Großevent, mit dem der aserbaidschanische Alleinherrscher Ilham Alijew versucht, von seinem brutalen Unterdrückungsapparat abzulenken. Der Journalist Emin Milli gehört zu den Regimekritikern, die nicht müde werden, das Unrecht in seiner Heimat anzuprangern.
Nach jahrelangen Repressionen und einem 16-monatigen Gefängnisaufenthalt hat er 2013 das Land am Kaspischen Meer verlassen und betreibt heute von Berlin aus den unabhängigen Internet-Fernsehsender "Meydan TV". Darin berichtete er auch kritisch über die Europaspiele. Nun wird er auch in Deutschland bedroht und hat um Polizeischutz gebeten.
Emin Milli, regimekritischer Journalist aus Aserbaidschan
Emin Milli, regimekritischer Journalist aus Aserbaidschan© Deutschlandradio / Torben Waleczek
Aber er lässt sich nicht einschüchtern: "Ich nehme die Drohung sehr ernst. Eigentlich sollte ich sie auch als Geschenk betrachten, denn normalerweise werden keine Warnungen erteilt, wenn jemand mundtot gemacht werden soll. Jetzt bin ich zumindest alarmiert, aber ich werde meine Arbeit fortsetzen."
Wenn jemand wie er als Journalist im Ausland arbeite, könne ein solches Regime nur "Dich persönlich vernichten oder Deine Verwandten, die sich immer noch im Lande aufhalten, ins Gefängnis schicken oder die ermorden oder die foltern", sagte Milli. Der Mann seiner Schwester sei gerade in Aserbaidschan festgenommen worden. Dem IT-Experten drohten nun zwölf Jahre Haft wegen angeblichen Drogenbesitzes, was Milli aber für vorgeschobene Vorwürfe hält.
Etwas ähnliches sei auch Verwandten eines anderen Chefredakteurs zugestoßen, der ebenfalls für ein unabhängiges Medium tätig sei. "Ich vertrete eines von zwei, drei immer noch unabhängig gebliebenen Medien in Aserbaidschan und jedes unabhängige Medium, das über die Wahrheit informiert, ist eine große Gefahr für jede Diktatur", sagte der Exiljournalist.
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