EM in Frankreich

Vom Stadion zum Show-Ort

Fans verfolgen eine Pre-Opening-Show zur Fußball-EM in der Fanzone am Eiffelturm mit DJ David Guetta.
Fans verfolgen eine Pre-Opening-Show zur Fußball-EM in der Fanzone am Eiffelturm mit DJ David Guetta. © dpa / picture alliance / EPA / Christophe Petit Tesson
Von Martina Zimmermann · 10.06.2016
Früher gab's nach dem Einlass ins Stadion vor allem Fußball. Heute sollen die Fans mehr bekommen für ihr Geld - vor allem Musik. Der offizielle Song zur Fußball-EM stammt von dem Franzosen David Guetta.
"This One's For You" heißt der Song mit der schwedischen Sängerin Zara Larsson, die offizielle Hymne der Europameisterschaft 2016. Sie stammt von David Guetta. Sein Ruf in Frankreich ist nicht der Beste: Guetta wird im Elektro-Milieu seit Jahren kritisiert: Er sei zu kommerziell, mache eine zu einfache Musik mit simplen Melodien... Je größer der Erfolg, desto lauter die Kritik in Frankreich.
Als die Hymne vor einem Monat vorgestellt wurde, hagelte es wieder Kritik am "Boss der Plattenteller": Guetta wurde des Plagiats bezichtigt, der Song ähnele dem Hit "Lean On" von Major Lazer & DJ Snake.

"Heutzutage kopiert doch jeder"

Guetta, der zu den meistverkauften französischen Künstlern im Ausland gehört, kommentierte die Vorwürfe nicht.
DJ David Guetta posiert vor dem Pariser Eiffelturm.
DJ David Guetta posiert vor dem Pariser Eiffelturm.© picture alliance / dpa / Lp / Yann Foreix
"Ich finde seinen Titel gut, es stimmt - da ist ein bisschen Major Lazor drin, aber heutzutage kopiert doch jeder. Mal sehen, ob daraus ein Hit wird."
So spricht DJ Dov, seines Zeichens der offizielle DJ der französischen Nationalmannschaft. Seit drei Jahren sorgt DJ Dov für Stimmung, wenn die Equipe de France spielt, er reist mit der Mannschaft auch ins Ausland:
"Ich war der erste DJ bei einem Fußballspiel im Stade de France. Ich lege am Rande des Fußballrasens auf und werde vom Moderator angesagt und auf die Riesenleinwände übertragen. Meine Rolle ist es, dem Publikum einzuheizen. In anderen Stadien haben sie auch Musik, aber meist vom Band, während ich wirklich Teil der Show bin. Ich trage den Anzug der Nationalmannschaft, mit einer Baseballmütze der Fédération Française du Foot."

Die Familien sollen etwas kriegen für ihr Geld

Früher passierte nicht viel nach dem Einlass ins Stadion. Man wartete einfach auf den Spielbeginn. Inzwischen sollen die Familien etwas kriegen für ihr Geld, bei der EM 2016 haben sie immerhin 25 Euro für die billigste Karte bezahlt und bis zu 895 Euro für einen guten Sitzplatz im Finale!
In Frankreich lassen sich die Veranstalter die Show vor der Show inzwischen auch etwas kosten: Zum Endspiel der französischen Liga im April trat zum Beispiel Rapper Maître Gims im Stade de France auf, für ein Honorar von 50.000 Euro trug er drei seiner Hits vor. Rapper Will.I.Am bekam für einen 45 Minuten-Auftritt zur Einweihung des neuen Stadions des Fußballclubs Olympique Lyonnais 500 000 Euro. Die Stadien werden zu Orten der Show wie in Amerika, meint DJ Dov:
"Es ist immer was los - auch wenn das Spiel aufhört. Selbst wenn einer den Sport selbst gar nicht so mag, kann er zugucken, weil immer was los ist. Er wird sich nicht langweilen. Und das passiert immer mehr auch im Stade de France."
DJ Dov zelebrierte seine Kunst einst in mondänen Pariser Clubs und Diskotheken, wo er auserlesene Import- und sonstige Neuigkeiten auflegte um Stimmung auf dem Dancefloor zu machen. Ganz anders ist die Auswahl im Stade de France: Bei einem Publikum von 80.000 Fußballfans muss für jeden Geschmack was dabei sein. Die Playlist wird von den Veranstaltern überwacht.

"... aber das war ein Riesenfehler"

"Ein bestimmter Song könnte in Verbindung gebracht werden mit einem bestimmten Club, so hat ein DJ mal für den PSG Van Halen gespielt, aber das ist die Hymne von Marseille. Auf solche Sachen muss man aufpassen. Der DJ dachte "Jump" von Van Halen bringt Stimmung, aber das war ein Riesenfehler, weil es die Hymne vom OM ist und die kann man nicht für den PSG spielen. Solange ein Song ansonsten Publikumsliebling ist, lässt man mir alle Freiheit. Auch mir ist es lieber, im Team zu arbeiten."
Wer auf originellere Töne steht, geht zum Public Viewing in einen der größten Parks von Paris, den Villettepark. Hier verschmelzen Kicken und Kunst zu einem Programm: In der Halbzeit tanzen bekannte Künstler, marschieren Fanfaren und trommeln Percussions.
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