EM in Frankreich

Hooligan-Gewalt als Folge des Rechtsrucks in Europa

Englische Fußballfans fliehen vor Tränengas, das die französische Polizei eingesetzt hat, um Auseinandersetzungen zwischen englischen und russischen Hooligans zu beenden.
Englische Fußballfans fliehen vor Tränengas, das die französische Polizei eingesetzt hat, um Auseinandersetzungen zwischen englischen und russischen Hooligans zu beenden. © dpa-Bildfunk / AP / Darko Bandic
Ronny Blaschke im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 13.06.2016
Die EM in Frankreich wird überschattet von Gewalt. Schon lange waren Hooligans nicht mehr so präsent. Der Journalist und Buchautor Ronny Blaschke führt ihr Wiedererstarken auf den Rechtsruck in Europa zurück.
Sie sind wieder da – die Hooligans. Vor dem deutschen Auftaktspiel bei der Fußball-Europameisterschaft gab es am Sonntag Ausschreitungen im Stadtzentrum von Lille, über 50 deutsche Gewalttäter griffen ukrainische Fans an. Zuvor hatten bereits Engländer und Russen Marseille unsicher gemacht, insgesamt gab es bei schweren Ausschreitungen 35 Verletzte, eine Person befindet sich weiterhin in Lebensgefahr. Die UEFA droht beiden Verbänden mit einem Ausschluss vom Turnier.
Der Ausbruch der Gewalt sei für die Polizei, Journalisten und Fan-Betreuer überraschend gekommen, sagte der Autor und Hooligan-Experte Ronny Blaschke im Deutschlandradio Kultur. Seit dem Überfall auf den dabei schwerverletzten Polizisten Daniel Nivel Ende der 1990er-Jahre habe es solche Szenen nicht mehr gegeben.

Auch um die WM 2018 muss man sich Sorgen machen

Hooligans auf der Suche nach dem Adrenalin-Kick hätten sich damals zurückgezogen. Jetzt sei scheinbar ein Klima wieder da, im das "Gesetz des Stärkeren" gepredigt werden könne: "In ganz Europa vollzieht sich ein beispielloser Rechtsruck", sagte Blaschke. Und in diesem Kontext würden Hooligans wieder präsenter – vor allem etwas ältere Männer jenseits der 30, die zum Teil Kampfsportstudios besuchten. Das sei eine neue Dimension.
Ganz weg waren die Hooligans allerdings nie: Im Umfeld von deutschen Länderspielen komme es regelmäßig zu Vorfällen, berichtete Blaschke. Und auch der englische Fußball, der einen massiven Wandel erlebt habe und präventiv am meisten tut, scheint noch anfällig für den Gewalt-Kick zu sein. Sorgen muss man sich laut Blaschke auch um die WM 2018 in Russland machen – im osteuropäischen Fußball habe man sich bisher eher wenig mit randalierenden Fans auseinandergesetzt.
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