Einwurf

Die Dominanz des spanischen Fußballs

Sergio Ramos, der Kapitän von Real Madrid, jubelt über den Halbfinal-Sieg gegen Manchester City in der Champions League.
Sergio Ramos, der Kapitän von Real Madrid, jubelt über den Halbfinal-Sieg gegen Manchester City in der Champions League. © dpa / picture alliance / Ballesteros
Von Stefan Osterhaus · 08.05.2016
Erfolg im Fußball ist nicht nur eine Frage des Geldes, meint Stefan Osterhaus. Ein Beleg sei der spanische Fußball - mit seiner einzigartigen Fußballkultur.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Spaniens Fußball ist der beste. Das ist schon statistisch nicht zu bestreiten – ein rein spanisches Champions-League-Finale. Neuauflage von 2014. Dazu der erneute Einzug des FC Sevilla ins Endspiel der Europa League.
Die Konstanz, mit der spanische Klubs seit Jahren dort vertreten sind, ist sensationell. Nicht nur in der Spitze mit Barca und Real und seit einigen Jahren auch mit Atletico. Auch auf den Plätzen dahinter sind die Iberer das Maß der Dinge, was ein untrügliches Indiz für die Stärke der gesamten Spielklasse ist.
Das ist nicht nur eine Frage des Geldes. Sondern vor allem eine Frage der Kreativität und Ernsthaftigkeit. Zuletzt das Ergebnis der Tradition einer sehr feinen Fußballschule, der sich die Spanier verpflichtet sehen.
Noch vor ein paar Monaten war nach dem großen Fernseh-Vertrag der Engländer die Sorge riesig, es würde neben der Premier League mit ihren Abermillionen kein Raum mehr bleiben für die anderen europäischen Spitzenligen. Die Furcht vor einer Monokultur in Europa.

England: Irrwitzige Summen für Durchschnittsspieler

Doch in England sind erstaunliche Dinge zu beobachten: Die Premier League kommt mit ihrem Reichtum nicht zurecht. Sie lebt im Überfluss. Und deswegen werden Lösungen auf dem Transfermarkt gesucht. Deswegen werden irrwitzige Summen für Durchschnittsspieler aus der Bundesliga und anderswo bezahlt. Es geht nicht um eine gute Vereinsführung und um die Nachwuchsförderung. Schon gar nicht um eine Diskussion darüber, wie der Fußball der Zukunft überhaupt aussehen soll.
Mit dieser Beliebigkeit manövrierten sich nahezu alle finanzstarken Klubs in eine Krise - und so kam es, dass es in Leicester einen Überraschungsmeister gab, wo Know-how und Kreativität die finanzielle Ressourcen der Konkurrenz aufwogen. Dabei ist Leicester im Vergleich zu manchem spanischen Klub, der in der Europa League vorn dabei ist, geradezu atemberaubend reich.
Sevilla, der Seriensieger in der Europa League, ist immer wieder darauf angewiesen, die besten Spieler verkaufen zu können. Doch dank gewachsener Strukturen ist der spanische Fußball in der Lage, solche Verluste stets zu kompensieren. Man mag beklagen, dass der Eindruck entsteht, ohne Multimillionen gehe im Spitzenfußball gar nichts mehr. Doch die Erfolge der Spanier aus der zweiten Reihe belegen das Gegenteil. Sie sind das Ergebnis einer Fußballkultur, die einzigartig ist.