Einwanderung

    Wachsende Zuwanderung nach Deutschland

    15.01.2014
    Der Migrationsbericht des Bundeskabinetts führt für 2012 den höchsten Stand an Zuzügen seit 1995 an. Demnach wanderten 1,08 Millionen Menschen nach Deutschland ein. Im Jahr 2011 lag die Zahl bei 960.000. Die meisten kamen aus Ländern der EU.
    Laut Bericht waren darunter 620.000 Zuwanderer aus der EU, etwa 340.000 Einwanderer kamen aus anderen Staaten. Die Letztgenannten kamen zu etwa 18 Prozent aus familiären Gründen, zu je 16 Prozent mit einem Asylantrag, für die Ausbildung oder um eine Arbeit aufzunehmen. Rechnet man die Zu- und Wegzüge zusammen, ergibt sich aus den Wanderungszahlen ein Gewinn von rund 370.000 Personen. Im Jahr 2011 waren es 280.000.
    Polen als wichtiges Herkunfts- und Auswanderungsland
    Die meisten Menschen, die nach Deutschland kommen, stammen aus anderen europäischen Ländern – zuallererst aus Polen, berichtet Katharina Hamberger aus dem Hauptstadtstudio. Das ist seit 1996 das Hauptherkunftsland. Von dort kommen rund 17 Prozent der Zuwanderer, danach folgen Rumänien (10 Prozent) und Bulgarien (5 Prozent). Viele Menschen kamen auch aus von der Eurokrise betroffenen Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland.
    Polen ist nicht nur das wichtigste Herkunftsland, sondern auch das Land, wohin die meisten abwandern. In die Türkei, Österreich und die Schweiz wanderten mehr Deutsche aus, als Menschen von dort einwanderten.
    Die Herkunftsländer der Arbeitssuchenden aus nicht EU-Staaten waren in der Mehrzahl Indien, Kroatien, USA, Bosnien-Herzegowina und China - darunter immer mehr Fachkräfte und Hochqualifizierte. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte, die Weichen für den Ausgleich des Fachkräftemangels seien richtig gestellt.
    Balkan-Flüchtlinge abschieben?
    Die meisten Asylanträge wurden von Menschen aus Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina gestellt. Die Verwaltungen seien überlastet, klagte der Präsident des Bundesamtes für Migration, Manfred Schmidt gegenüber Deutschlandradio Kultur. Darum sollten Asylbewerber vom Westbalkan wieder in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt werden. Länder wie Mazedonien, Bosnien und Serbien gelten aus der Sicht des Amtes als sicher. Die Anträge dieser Menschen würden verhindern, dass Gesuche von Schutzsuchenden aus Bürgerkriegsregionen zügig bearbeitet werden können, so Schmidt.
    Warnung vor Vorurteilen
    Dagegen kritisierte die neue Integrationsministerin Aydan Özoguz (SPD) eine "einseitige" Diskussion um Zuwanderung. Einerseits sei "ganz klar", dass man nicht jedem Menschen, der einen Asylantrag stellt, helfen könne. Gleichzeitig warnte sie vor allem vor Vorurteilen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.
    Eine "Operation Schutzschild", um Rassismus und Gewalt gegen Asylbewerber zu bekämpfen, fordert Anetta Kahane. Wenn Bürger sich engagieren, dann sehen die "Rassisten und Nazis ziemlich alt aus", so die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.
    Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, wie eine Erhebung von 2013 belegt, die der vorliegende Migrationsbericht noch nicht erfasst. Demnach wurden 2013 rund 110.000 Erstanträge gestellt, 70 Prozent mehr als 2012.
    Im Vergleich mit anderen Ländern in Europa belegt Deutschland immer noch einen der Plätze in der unteren Hälfte, wenn es nach Zuwanderern pro Tausend Einwanderer geht. Danach kommen laut der jüngsten Erhebung auf Tausend hier lebende Menschen gerade einmal sechs Zuwanderer.

    Programmhinweis:

    Weitere Interviews und Berichte zum Thema hören Sie in der Sendung "Ortszeit" von 17:07 bis 18:00 Uhr.

    cosa
    Mehr zum Thema