Eingebauter Verschleiß

25.05.2013
Die Waschmaschine, die kurz nach der Garantiezeit den Geist aufgibt, der Drucker, der nach einer bestimmten Seitenzahl nicht mehr druckt, die elektrische Zahnbürste, deren Akku man nicht austauschen kann … Jeder Kunde kennt solche ärgerlichen Beispiele.
Zufall oder Absicht?
Was ist dran an der "geplanten Obsoleszenz"?

"Geplanter Verschleiß ist ein Massenphänomen", sagt Stefan Schridde.
Der Betriebswirt hat im Februar 2012 das Verbraucherportal "Murks? Nein danke!" gegründet und sammelt seither Beispiele für die "geplante Obsoleszenz". Im Auftrag der Grünen hat er gemeinsam mit dem Aalener Ökonomieprofessor Christian Kreiß eine Studie zu dem Thema erstellt.

Seine Bilanz: Es gehe den Firmen um reine Renditemaximierung. Der Einbau minderwertiger Teile spare zum einen Kosten. Weil die Geräte schneller kaputtgingen, machten die Firmen zudem mehr Umsatz. Eine Reparatur ergebe oft keinen Sinn: "Die Reparatur ist fast so teuer wie das neue Produkt, weil der Hersteller die Ersatzteile künstlich verteuert."

Sein Vorwurf: "Wir leben nicht in einer Wegwerf-Gesellschaft, wie immer gesagt wird, wir haben nur eine Wegwerf-Produktion. Die Hersteller müssen wieder das machen, was früher gutes Handwerk war und Geräte bauen, die lange halten. Wir als Käufer müssen hingucken, was wir uns kaufen, aber auch die Händler in die Pflicht nehmen. Auch der Gesetzgeber ist gefordert."

Seine Forderung: Eine Kennzeichnung kurzlebiger Einzelteile auf den Produkten und bessere Auswechselmöglichkeiten: "Es muss so gebaut werden, dass man nach einer Zeit die Einzelteile auswechseln kann, wenn eine neue Technik vorliegt. Der größte Stromverbrauch fällt bei der Herstellung an, das ist ein unglaublicher Ressourcenverbrauch."

Es gehe auch um Fragen der Ressourceneffizienz, der Energieeffizienz, der Abfallvermeidung. "Mehr als 100 Milliarden Euro könnten freigesetzt werden durch eine höhere Haltbarkeit."

"Die ´geplante Obsoleszenz` ist ein völliger Mythos", erwidert Prof. Dr. Albert Albers, Leiter des Instituts für Produktentwicklung (IPEK) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). "Wir Ingenieure müssten ja den Auftrag kriegen: ´Bau da was rein, damit das Ding nach zwei Jahren Garantiezeit kaputtgeht´. Das geht nur, wenn sich eine ganze Branche abstimmt, bei einem Kartell. Für einzelne Hersteller auf Märkten, bei denen der Käufer entscheidet, wäre es völlig unsinnig. Was aber sinnvoll ist: Produkte auf eine geplante Gebrauchsdauer auszulegen. Dazu muss man abschätzen, wie stark der Kunde das Produkt nutzt. Dann wird es mit allen Komponenten so dimensioniert, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Gebrauchsdauer erreicht und dann nach und nach kaputtgeht."

Albers sieht aber auch die Verbraucher in der Pflicht: "Es wird das produziert, was die Gesellschaft will."

Viele Produkte erreichten erst gar nicht die von der Industrie geplante Gebrauchsdauer. Die Kunden würden sie schon vorher wegwerfen oder austauschen. Handys, Computer oder Flachbildschirme seien längst zu Modeprodukten geworden. "Wenn der Kunden sagt, ich möchte ein Handy, dass 10 Jahre hält, dann muss er das auch zahlen. Bauen können wir alles!"

Eingebauter Verschleiß - Was ist dran an der "geplanten Obsoleszenz"?
Darüber diskutiert Susanne Führer heute von 9:05 Uhr bis 11 Uhr mit Stefan Schridde und Prof. Dr. Albert Albers. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet:
Über Stefan Schridde
Über Prof. Dr. Albert Albers