Einer cleveren Werbeaktion auf den Leim gegangen

Von Joachim Hagen · 13.04.2012
Wie sollte man auf das derzeit massive Vorgehen der Islamisten reagieren? Indem man über sie und ihr krudes Weltbild aufklärt, meint Joachim Hagen. Und indem man sie nicht wichtiger macht, als sie sind.
Die Koranstände der vergangenen Wochen sind Teil einer cleveren Werbeaktion. Und wir gehen ihr auf den Leim. Wir reden uns die Köpfe heiß über bärtige junge Männer in weißen Oberhemden, die in einigen deutschen Innenstädten Übersetzungen des Koran verteilen.

Es geht aber gar nicht um uns, die christlich geprägte Mehrheit der Deutschen. Es geht um junge Muslime. Sie sollen mit der Aktion radikalisiert, sie sollen als Rekruten für die Salafisten geworben werden. Und die hitzige Debatte um die Koranstände macht es den islamistischen Menschenfängern leicht.

Die Salafisten selbst behaupten, dass sie nach der Urform des Islam leben wollen, nach dem Islam, wie er zu Lebzeiten des Propheten Mohammed im siebenten Jahrhundert nach Christus galt. Nach außen wird diese Haltung durch die Kleidung unterstrichen: ein langes weißes Oberhemd, darunter eine knöchellange Hose. Doch das sind nur Äußerlichkeiten.

Grundlage der salafistischen Weltanschauung ist die wortwörtliche Auslegung des Koran. Und wenn darin steht, dass Männer Frauen überlegen sind und sie deshalb gezüchtigt werden dürfen, dann gilt das für diese Islamisten auch heute noch. Vor allem junge Männer fühlen sich von solch einfachen Weisheiten offenbar angezogen.

Aber unter den etwa vier Millionen Muslimen in Deutschland sind die Salafisten nur eine verschwindend kleine Minderheit. Etwa zwei- bis dreitausend von ihnen leben hier. Mit ihrer Werbeaktion haben es die Salafisten geschafft, dass seit Tagen über sie diskutiert wird. Und die öffentliche Kritik schweißt diese kleine Sekte von Fundamentalisten noch stärker zusammen. Nach dem Motto: Je heftiger die Angriffe desto fester die eigenen Reihen.

Und die Salafisten haben bei der Werbeaktion das Recht auf ihrer Seite. Das Verschenken von Koran-Ausgaben verstößt nicht gegen das Gesetz, auch wenn einige Politiker einen anderen Eindruck erwecken möchten.

Das jetzt aufgetauchte Video mit den Drohungen gegen Journalisten, die über die Koranstände kritisch berichtet hatten, wirkt in dieser aufgeheizten Situation wie ein Windstoß, der das Feuer noch weiter anfacht. Junge Muslime, die mit dem einfachen Weltbild der Fundamentalisten liebäugeln, sind nun gezwungen, sich zu entscheiden. Entweder man gehört zu den Salafisten oder zu ihren Kritikern. Ein "Dazwischen" gibt es nicht.

Also, wie kann die Strategie der Islamisten durchkreuzt werden? Indem man über ihr krudes Weltbild aufklärt. Und sie ansonsten nicht wichtiger macht, als sie sind. Dann werden ihre Stände bald wieder aus den Innenstädten verschwinden.
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