"Eine solche Praxis ist ethisch verpönt"

07.02.2008
Thomas Kreuzer, Leiter der Fundrainsing-Akademie in Frankfurt am Main, hält eine mögliche Zahlung von Provisionen im Fall des Spendenskandals bei UNICEF für inakzeptabel. Bei UNICEF müsse man jetzt schauen, was als Gegenleistung für Provisionen erbracht wurde und ob die Höhe der Zahlungen angemessen sei, sagte Kreuzer am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur.
"Normalerweise sind Provisionen im Spendenwesen ethisch verpönt und nicht akzeptabel. Das ist meines Wissen keine Praxis bei den Organisationen in Deutschland, die auf Spenden angewiesen sind und in der Fundraising-Branche geächtet", sagte der Leiter der Fundrainsing-Akademie wörtlich.

Bei der aktuellen Spendenaffäre bei UNICEF sei momentan nicht klar, was hinter den genannten Zahlen stehe. "Selbst für Insider ist bei der derzeitigen Intransparenz eine Einschätzung momentan problematisch", sagte der Spendenexperte weiter.

Im Sinne einer effektiven Mittelverwendung hält Kreuzer die Beauftragung von Dienstleistungsunternehmen durchaus für sinnvoll. "Auf Dienstleister, beispielsweise bei der Erstellung von Spendenbriefen, wird immer dann zurückgegriffen, wenn diese die Aufgabe besser und kostengünstiger bewältigen können als die Organisation selbst." Nach Einschätzung des Fundrainsing-Experten komme im Regelfall etwa 65 bis 85 Prozent einer Spende direkt bei den Hilfsprojekten an.