Eine Schauspieler-Dynastie

Von Christina Höfferer und Andreas Kloner · 11.04.2009
Wenn man von Theater, Film und Fernsehen spricht, dann kommt man am Namen "Hörbiger" nicht vorbei. Die österreichische Familie Hörbiger ist eine Künstler- und Schauspielerdynastie, deren Angehörige seit mehreren Generationen wichtige Rollen im deutschsprachigen Kulturleben bekleiden.
Die Schauspieler-Brüder Paul und Attila Hörbiger, sowie deren direkte Nachkommen Christiane, Maresa, Elisabeth, Tommy und die Enkelgeneration Mavie Hörbiger, Christian Tramitz und Cornelius Obonya sind dem deutschsprachige Kulturpublikum ein Begriff. Grund genug, der Erfolgsgeschichte der Familie Hörbiger eine lange Nacht zu widmen.

Ausgangspunkt dieses kreativen Generationenreigens ist das auf 1400 Höhenmetern im Hochtal der Tiroler Wildschönau gelegene Örtchen Thierbach. Dort wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Bergbauernsohn Alois Hörbiger geboren. Vom Hörbighof in Thierbach in der Tiroler Wildschönau hat sich der Orgelbauer Alois Hörbiger aufgemacht, um Karriere zu machen. 80 Orgeln hat er auf dem Gebiet der k.-u.-k.-Monarchie hinterlassen, ebenso wie eine berühmte Nachkommenschaft.
Die Historikerin Christina Höfferer und der Theaterwissenschafter Andreas Kloner folgen der Familie Hörbiger über sieben Generationen. In der Langen Nacht werden akustischen Feinschmeckern die Hörbigers ins Ohr gesetzt, ganz so als verbrächten Sie drei angenehme Stunden im persönlichen Gespräch mit ihnen: ein Familientreffen, wie es die Realität selbst kaum bieten kann.
Elisabeth Orth über ihren Vater Attila Hörbiger: "Es war sicher für meinen Vater, also männlicher als mein Vater kann man eigentlich schon kaum sein, und der hatte es nicht sehr einfach unter einer zum Star über Nacht gewordenen Frau, mit der er ganz knapp verheiratet war, neben der zu bestehen. Und ich habe ihn dafür immer bewundert, weil ich mir gesagt habe, das muss gar nicht einfach gewesen sein für ihn. Und schon der Bruder Paul beim Film. Niemand kannte Attila sozusagen. Als 'Mann der Wessely' kannte man ihn - und wie er das genommen hat, hat mir immer imponiert. Er hat auch immer mit uns Kindern offen darüber gesprochen, dass es nicht so einfach war am Anfang. Und dann fand ich es wunderbar, dass er im reifen Alter wirklich am Theater und in diesem Fall am Wiener Burgtheater so aufgeholt hat, und ein wirklich eigenständiger, wie sagt man das ... Aus einem Naturburschen ein Charakterschauspieler geworden ist."

Elisabeth Orth über den Film "Heimkehr" (1941), in dem ihre Eltern mitspielten: "Es traf mich mit der vollen Wucht! Ich kannte einzelne Bilder aus der Kinderzeit. Es gab Bücher über meine Mutter, wo dieser 'Heimkehr'-Film vorkam, als Foto. Ich kannte also Gesichtszüge, auch meines Vaters, kannte ich als Kind, wie ein Fotoalbum. Da stand dann drunter 'Heimkehr'. Und dann gab es Erzählungen aus der Zeit, da waren wir ganz klein, wie kalt es war in Polen, die Dreharbeiten und so. Und da gab es ein Foto, wo beide Eltern einen Zottelpelz tragen, weil's so kalt war, und ich hatte meine Eltern nie in Zottelpelzen gesehen. Und das fand ich faszinierend. Sie sahen wie Fremde, wie Aliens aus, weil: Ich kannte solche Mäntel nicht. Als Kind, immer. Und jetzt plötzlich, viele Jahre später, einiges mehr wissend selbstverständlich als damals, kam dieser Film aber mit der vollen Breitseite."
Elisabeth Orth über Eugene O'Neills "Fast ein Poet", gemeinsam mit ihren Eltern: "Es gibt eine Szene, wo die Tochter im Hintergrund Geschirr wäscht - und die Mutter vorne am Tisch sitzt und erzählt. Und ich war die dritte Besetzung, glaub ich, für eine Tournee dann durch Deutschland. Und meine Mutter spielte die Rolle mit der dritten Tochter sozusagen und war gewöhnt, dass da hinten das Geschirr im Hintergrund möglichst leise gewaschen wird. Jetzt steht aber im Text: 'Wäscht das Geschirr als Protest' - also bei Gott nicht leise. Und ich nahm das ernst und jetzt war es interessant zu beobachten, dass meine Mutter, zwar tapfer weiter vorne Text sprach, aber irgendwie ging es dann nicht weiter, weil sie sich doch umdrehte, was da hinten für ein Geschirrgeklapper sei. Das war sie nicht gewöhnt an dieser stelle. Und dann haben wir ihr das auseinandergesetzt und haben gesagt, hier steht von Autor O'Neill geschrieben: 'Wäscht Geschirr protestierend', gegen das, was die Mama vorne erzählt, und da hat sie sich überzeugen lassen. Das dauerte. Und eigentlich hätte sie es doch lieber gehabt, wenn der Regisseur gesagt hat, wir nehmen es nicht so ernst mit dem lauten Geschirrwaschen. Wir waschen das Geschirr lieber leiser."
Maresa Hörbiger über den Tod ihres Vaters Attila Hörbiger: "Mein Vater hat gesagt, er möchte aus diesem Haus herausgetragen werden - und es ist ihm gelungen. Er ist mit 91 gestorben - nicht ins Spital müssen - und das war wirklich an diesem lustvollen Mann nahezu ein Fest. Er war 91. Die Krankenschwester an seiner Seite, alle um ihn herum, und als der Sarg hinausgetragen wurde, habe ich ihn begleitet und habe gesagt: 'Wunderbar, Vater, es ist dir gelungen, was du immer wolltest.' Und er ist im April gestorben und im April geboren, dann habe ich alle Blumen, die eigenen Blumen auf diesen Sarg gelegt. Das klingt jetzt kitschig, aber es war ein ganz wichtiges emotionales Erlebnis - und dann habe ich noch gewunken. Wir haben ihm diesen Wunsch erfüllt."

Elisabeth Orth über die "Hörbig" in der Tiroler Wildschönau: "Also von der 'Hörbig' bekamen wir natürlich erzählt, schon als Kinder, und das war für mich in meiner Fantasie ein Wind und Wetter umtostes Häuschen auf einem Pass. Und das war immer ein Kindertraum: Nebelfetzen, und mindestens drei Adler sind drüber geflogen. Und es war die letzte Chance, heil über den Berg zu kommen. Und genau wusste ich nicht, wo ich das hintun sollte, wie sie hören können, und dann viele, viele, viele Jahre später - Menschen kommen da hin. Und natürlich habe ich mir gedacht, mein Gott, das ist ja gar nicht wild und windumtost, das ist ein wunderschöner Bauernhof, aber so wie ich viele kenne. Und gar so steil und gefährlich und passmäßig war das gar nicht. Es war ein höchst einladender, wirklich wunderschöner Bauernhof. Und dann war eben Alois. Das Tollste war, dass ich diesem Mann ins Gesicht schaute und er mir - und wir sind beide synchron mit unserem Zeigefinger auf unsere Stirnen gefahren. Wir haben identische Falten. Es ist wirklich unendlich komisch gewesen. Die Bögen unserer Stirnfalten, sind die meines Onkels, jenes Alois, meines Vaters, meine - und ich behaupte zum Teil meines Sohnes."

Der österreichische Politiker und Wildschönauer Sixtus Lanner über Alois Hörbiger: "Der Alois Hörbiger, der unmittelbare Vorfahre, 1810 geboren, war ungefähr 20 Jahre, wie die Orgel in seinem Ort Thierbach zu Weihnachten kaputt ging. Und der Alois Hörbiger war weder Tischler noch Orgelbauer, sondern er war ein talentierter, praktischer, lebensnaher Wildschönauer. Und der Pfarrer hat zu ihm gesagt: Du, Lois, hat er gesagt, du bist doch ein geschickter Mensch. Jetzt ist heilige Abend und wir haben keine Orgel. Probier doch, kannst du vielleicht die Orgel richten. - Und das Wunder gelang! Am heiligen Abend hat die Orgel gespielt, und der Alois Hörbiger war der Wundertäter. Und dann hat sich das herumgesprochen und dann haben andere gesagt: Du, Lois, wenn du die Orgel reparieren kannst, kannst du unsere auch einmal in Schwung bringen. Und so hat der Alois nebenbei angefangen, Orgeln zu reparieren. Damals kein Telefon und nix, mit der Zeit hat sich das herumgesprochen und man ist auf die Walz gegangen. Er ist Richtung Osten - hat er sich bewegt, von Osttirol, Kärnten - und mit Zeit hat er sich vom Orgelreparateur zum Orgelbauer entwickelt. Er war Autodidakt. Hat es nie gelernt gehabt, nie studiert. Er hat das in sich, im Blut, in seinem musischen Wildschönauer Blut."

Der Wildschönauer Bergbauer Simon Hörbiger über die Familie Hörbiger: "Na ja, es ist so, wenn man wo hinkommt auswärts: Hörbiger, da sagt ein jeder gleich: 'Ah, die Wildschönauer Schauspieler, habt ihr eine berühmte Verwandtschaft!' Früher, weiß ich in der Schule, wie ich auswärts in der Landwirtschaftsschule gewesen bin: 'Hörbiger, ja, der Schauspieler.' Haben sie gleich einmal gewusst, wo wir herkommen. Das ist oft kein Nachteil gewesen. Ein Gendarm einmal hat mich gestellt, wie ich mit 16 Jahren mit Moped unterwegs gewesen bin. Das Moped hat herumgestunken - und ich... 'Ah, Hörbiger', hat er gesagt, und hat mich nachher bisschen ausgefragt über die Hörbiger und hat mich dann wieder fahren lassen Das ist lustig gewesen."
Der Wildschönauer Bergbauer Simon Hörbiger über sein Hobby: "Das sind die Holzkühe, die ich schnitze - oder auch so Krippenfiguren in verschiedenen Größen und ganz kleine zum Beispiel so Schafe, kleine Reh. Wir haben sicher ein paar Hundert Figuren schon verschiedene, was für Weihnachtskrippen gebraucht wird. Die Nachbarin, die Obingerin, hat mich und ihren Buben eingeredet, wir sollten schnitzen, weil ihre Brüder immer geschnitzt haben - und von da haben wir selber angefangen. Zuerst mit Küchenmesser, und nachher hat das ein Gast gesehen - und hat er mir gleich so ein Schnitzeisen gebracht und mit der gleich zusammengebracht. Und später hab ich von meiner Frau ein tolles Schnitzeisen gekriegt. Nachher ist es dahin gegangen."
Cornelius Obonya über seinen Beginn als Schauspieler: "Das hat sich so ergeben. Meine Mutter hat immer die Fairness mir gegenüber besessen, als ich mich entschieden habe, auch in diesen Beruf zu gehen, was sie zuerst gar nicht für so toll gehalten hat, hat sich das so ergeben, dass sie, wo sie gemerkt hat, dass meine Entscheidung a. definitiv, b. irreversibel ist, hat sie gesagt, wenn ich will, kann ich auch einige Dinge sagen und zeigen. Abgesehen davon, dass meine Mutter ihren Eltern gegenüber als auch ich meiner Mutter gegenüber ... Wir haben Wege immer alleine gemacht. Das ist ein Prinzip zumindest in unserer Linie gewesen. Es gibt kein Hilfe in dem Sinn. Was man so hört, natürlich der Clan hilft sich gegenseitig und der Clan wird das schon machen, den einen pushen die anderen irgendwo rein, das gab es nicht, weil das nicht ... Das ist einfach nicht so. Und speziell meine Mutter, aus ihrer Lebensgeschichte heraus, hat das zu einer goldenen Regel erhoben, dass so etwas nicht existiert. Ganz im Gegenteil. Sie hat mir öfter die Pistole an die Brust gesetzt, ganz am Anfang, hat gesagt: 'Okay, du willst aus der Schule raus, willst an die Schauspielschule, du bist gerade heiße 17, du willst keine Matura machen, gut, wenn das deine Entscheidung ist, gebe ich dir so und so viel Zeit, du kriegst nach wie vor dein Taschengeld und wohnen kannst du auch, aber nach gewissen Zeit - in diesem konkreten Fall waren es drei Monate - will ich irgendetwas schwarz auf weiß sehen. Wie du das machst, ist mir wurscht.'"

Der Schauspieler Manuel Witting über seine Großmutter Paula Wessely: "Mein Nonna? Die Nonna war nicht so nonnig. 'Nonnig' - nicht im Sinne von 'ein Nonne' - sondern im Sinne von großmütterlich, italienisch frei übersetzt. Ich habe nicht wirklich einen Draht zu ihr gehabt. Wir sind ausgekommen miteinander, ich habe viel zugehört, viel mit ihr gesprochen, war aber nie in einem Alter, wo ich eigentlich mit ihr über ernste Dinge hätte reden können. Das ging an uns vorüber. Ich habe den Dialog mit der Großmutter verpasst. Das ist sich nicht ausgegangen."
"Tiroler Schützenzeitung", 1837 über den Orgelbauer Alois Hörbiger: Ohne vorher ein anderes Handwerk erlernt zu haben, kam er in seinem 19-ten Jahre zum Orgelbauer Josef Mitterer zu St. Gertraud im Unterinntale in die Lehre, welche Lehrzeit sich aber nur auf die Dauer von 14 Tagen beschränkte. Mit diesen wenigen Kenntnissen ausgerüstet unternahm er eine Reise nach Italien, wo ihm die Untersuchung mehrerer großartiger Orgelbauwerke in seinem künstlerischen Berufe sehr wohl zustatten kam. Seit sieben Jahren ist derselbe zu Lienz im Pustertale ansässig, während welcher Zeit er nicht nur mehrere verdorbene Orgeln repariert, sondern auch acht neue Werke, teils in Tirol, teils in dem angrenzenden Kärnten ohne Beihilfe anderer erbaut hat.
"Morgenpost", 1860 über den Orgelbauer Alois Hörbiger: Der Form gemäß wurde zum Baue der Orgel bei der Altlerchenfelder Kirche eine Bewerbung ausgeschrieben. Und in Folge derselben meldete sich auch Herr Alois Hörbiger, Orgelbauer aus Tirol und Verfertiger des sogenannten Harmonikons. Er machte das geringste Konkurrenzangebot mit 9.100 Gulden Konventmünze und erhielt umso leichter den Auftrag zum Baue der Orgel, als er das Vertrauen der Kirchenbaukommission gewonnen hatte und der einzige Österreicher war, der mitkonkurrierte. Herr Hörbiger erhielt einen angemessenen Vorschuss und verpflichtete sich, die Orgel in zwei Jahren herzustellen und die Teile derselben von Cilli, wo er wohnte, unentgeltlich an ort und Stelle zu schaffen. Doch schon nach einigen Wochen fand er es für notwendig, von Cilli nach Atzgersdorf zu übersiedeln und hier das Werk mit ganzer Hingebung zu fördern und zu vollenden. Die zwei Jahre waren verflossen, die Orgel war aber noch lange nicht fertig und die Arbeiten daran konnten aus dem Grunde nicht beschleunigt werden, weil der Meister die 9100 Gulden bereits verwendet hatte.
Zeitschrift "Funk und Film", 1955 über Thomas Hörbiger, Sohn von Paul Hörbiger: Für den Rex-Schönbrunn-Film "Rauschgift" hatte Regisseur August Rieger die Wiener Maxim-Bar ausgeleuchtet. Am helllichten Tag ging es hier drinnen ausgesprochen unterweltlich zu. An den Bartischen wurden dunkle Geschäfte abgewickelt, zweifelhafte Mädchen champagnisierten mit ebenso zweifelhaften Kavalieren, und bei einer zum Milieu passenden Schlägerei fiel uns ein junger Mann auf. Größe 1,80 m, Schulterbreite wie ein Athlet und dazu sanfte brauen Augen, die einen so anschauen, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun, dafür aber Frauen sehr gefährlich werden. "Hörbiger!" stellte er sich vor, woraufhin ich mir interessiert noch einmal genauer den jungen Mann ansehe. Thomas Hörbiger ist der Sohn von Paul Hörbiger, dem Vielgeliebten, der augenblicklich in Berlin arbeitet und nichts dagegen hatte, dass Tomi seine ersten Filmschritte in Wien, hier in einer verruchten Bar wagte. "Wie Sie mich hier sehen, bin ich seit genau drei Stunden Filmschauspieler", gesteht er lachen, "und schuld daran ist meine fixe Idee, dasss man so was einfach können muss. Ursprünglich hatte ich nämlich ganz andere Berufspläne." Bestätigung: Zeugnisse über zehn Semester Maschinenbaustudium in Wien. "Den Ingenieur habe ich in der Tasche, sozusagen als Beruhigungsmittel, falls es mit dem Film nicht klappen sollte." Mit der Sicherheit seines Vaters bewegt sich der Debütant Tomi vor der Kamera von Walter Partsch. Wiener Typen dürften ihm zwar nicht, dafür aber um so mehr kraftvolle, sportliche Liebehaber liegen. "Oder auch Verbrecher und Kriminalinspektoren", spinnt Tomi den Gedanken weiter. "Es wäre schön, wenn ich die Typenskala, die mir vorschwebt, wirklich durchspielen könnte." Voller Optimismus hat er sich in das neue Geschäft gestürzt. Im Herbst warten in Berlin zwei "Sohn"rollen neben seinem Vater Paul Hörbiger. "Berlin ist doch unsere zweite Heimat. Dort wohnen wir auch zusammen, züchten im Garten Radieschen und österreichische Weinsorten und führen eine Männerwirtschaft mit allen Schikanen. " - Prognose: Man wird noch viel von Tomi Hörbiger sprechen.
Zeitschrift "Funk und Film", 1955 über den "Gärtner" Paul Hörbiger: A guates Tröpferl Zehlendorfer ... - Paul Hörbiger rührt Jauche und vertilgt Schnecken. - Interviews mit Paul Hörbiger sind keine reine Freude. Er spricht nicht gern über seine Rollen und seine Filmarbeit. "Weils ja eh nix Besonderes ist!" Um ein nettes Gespräch mit dem beliebten Wiener Schauspieler zu führen, muss man schon den Gärtner Hörbiger interviewen, und das am besten in seinem Garten in Berlin-Zehlendorf. Dieser Garten ist schuld daran, dass er im Sommer am liebsten in Berlin filmt. Falls Sie jemals nach Zehlendorf, in die Glockenstraße 25 kommen und mit Paul Hörbiger sprechen sollten, tun Sie eines nicht, reden Sie nicht vom Film! Das würde schief gehen. Sprechen Sie von Stickstoffdüngung und Spindelbuschbäumen oder falls Sie davon nichts verstehen, lassen Sie den "Grundbesitzer" erzählen. Dann werden Sie schnell erkennen, dass Filmruhm und Geld nichts sind gegen ein richtiges Hobby. Paul Hörbiger sät Radieschen, vertilgt Schnecken und wühlt im Boden. Und das von 7 Uhr morgens bis in die Dämmerung. Drehtage empfindet er ausgesprochen Störend. "Hundert Obstbäume", meint er, "die wollen gepflegt werden und vor allem mit Verstand gepflanzt sein. Schaun Sie hier ... in den inneren Reihen die Apfelbäume, außen die Birnen, weil sie schneller wachsen und einen guten Windschutz bilden." Selten sieht man so herrliche Rosen wie bei ihm. "Teehebriden, und die schönste heißt Ophelia". Schon haben die Weinstöcke, die in Berlin viel bestaunt werden, weil man dort vielleicht Weißbier trinken, aber keine Reben bauen kann "angesetzt". Paul Hörbiger zieht den Eigenbau im Garten und im Glashaus, wo die Trauen unter den schützenden Glasdächern bereits im frühen August riefen. Erst wenn der Garten abgeerntet ist und der Wein - ebenfalls von ihm persönlich - gepresst im Keller zu gären beginnt, schmiedet Paul Hörbiger Reisepläne und zieht auch Filmabstecher nach Wien in Erwägung. Es ist nun einmal so - bei jedem Vertragsabschluss muss der berühmte Künstler erst den "Gartenbauinspektor" in der Glockenstraße befragen, sein zweites und vielleicht - wer weiß es außer ihm - wahres Ich.
Links:
Hörbiger-Vila in Grinzing

The Producers im Admiralspalast (Max Bialystock: Cornelius Obonya)

Firma von Hanns Hörbiger gegründet und von seinem Sohn Alfred beziehungsweise Schwiegertochter Martina geleitet

Erinnerungsseite Attila Hörbiger / Theater in der Josefstadt

Erinnerungsseite Paul Hörbiger / Theater in der Josefstadt

Biografisches:

Hanns Hörbiger: Nach einer Anstellung als Zeichner in einem Betrieb für Präzisionsventilsteuerungen 1881 und kurzem Militärdienst verdiente er zwischenzeitlich seinen Lebensunterhalt als wandernder Zitherspieler, um ab 1884 wieder für verschiedene Maschinenfabriken zu arbeiten. Er heiratete 1889. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor. Paul und Attila Hörbiger wurden als Schauspieler bekannt. Hörbiger leistete seit seiner Anstellung bei der Maschinenfabrik Lang in Budapest 1891 auf dem Gebiet der Wärme- und Kältetechnik Beachtliches. - Weiterlesen ...

In den 1930er-Jahren wurde Paul Hörbiger mit Tonfilmen zu einem der populärsten deutschsprachigen Schauspieler. In seinen Rollen verkörperte er den Typus eines herzensgütigen Menschen mit viel Lebenslust. - Weiterlesen ...
Attila Hörbiger war von 1928 bis 1949 am Theater in der Josefstadt in Wien engagiert, ab 1950 bis 1975 war er Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. - Weiterlesen ...
Elisabeth Orth (geboren am 8. Februar 1936 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin, Kammerschauspielerin und Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Sie ist die Schwester von Christiane Hörbiger und Maresa Hörbiger. Um nicht mit dem Namen Hörbiger Karriere zu machen, nahm sie den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits an. - Weiterlesen ...
Christiane Hörbiger ist eine von drei Töchtern des bekannten Schauspielerehepaars Attila Hörbiger (1896-1987) und Paula Wessely (1907-2000). Ihre Schwestern sind Elisabeth Orth und Maresa Hörbiger. Christian Tramitz ist ihr Neffe zweiten Grades. - Weiterlesen...
Maresa Hörbiger: Die Tochter von Attila Hörbiger und Paula Wessely, sowie Schwester von Elisabeth Orth und Christiane Hörbiger, sollte nach dem Wunsch ihrer Eltern keine weitere Schauspielerin werden. Nach der Matura besuchte sie die Hochschule für Welthandel und arbeitete für eine Zeitung als Journalistin. Unter anderem wollte sie beim Kurier unter Hugo Portisch beginnen, der ihr aber eher zum Schauspielfach riet. So entschied sie sich anders und nahm mit Zustimmung ihrer Eltern Schauspielunterricht am Max-Reinhardt-Seminar. - Weiterlesen...
Christian Tramitz ist der Enkel von Paul Hörbiger und der Neffe zweiten Grades von Christiane Hörbiger. Seine Eltern sind der Filmproduzent Rudolf Tramitz und dessen Ehefrau Monica, geborene Hörbiger. Dennoch wandte er sich zunächst nicht der Schauspielerei zu, sondern studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft. - Weiterlesen...
Thomas Hörbiger: Als einziger von Paul Hörbigers Kindern trat er in die Fußstapfen des Vaters und wurde Schauspieler. Thomas Hörbiger wirkte in zahlreichen Spielfilmen mit, spielte mit seinem Vater Theater und ging mit dem Stück "Staßenmusik" auf Tournee. Doch nicht seinen Vater, sondern seinen Freund Joachim Fuchsberger nahm er zum Maßstab, und da es ihm nicht gelang, diesem an Popularität ebenbürtig zu sein, zog er sich von der Schauspielerei zurück. Danach arbeitete er als Textdichter für Udo Jürgens, dem er die Hits "Siebzehn Jahr, blondes Haar", "Merci Cherie" und "Immer wieder geht die Sonne auf" schrieb. - Weiterlesen...
Literatur:
Georg Markus: Die Hörbigers. Biografie einer Familie
2006, Amalthea

Die erste umfassende Biografie der bedeutendsten Schauspielerfamilie des deutschen Sprachraums. Seit Generationen prägt diese Dynastie die Film- und Theatergeschichte. Paula Wessely zählte zu den größten Film- und Theaterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Ihr Ehemann Attila Hörbiger war einer der berühmten Darsteller des Wiener Burgtheaters. Die Popularität seines Bruders Paul Hörbiger bleibt bis heute unerreicht. Außergewöhnliche Mitglieder der Familie Hörbiger finden sich in allen Generationen: Christiane Hörbiger, Elisabeth Orth, Maresa Hörbiger und jüngst Mavie Hörbiger und Christian Tramitz. Georg Markus gelingt es, bisher unbekannte, sehr persönliche Dokumente aufzuspüren und faszinierende Zusammenhänge auf unterhaltsame Weise zu präsentieren.
Christiane Hörbiger: Ich bin der Weiße Clown, Lebenserinnerungen
2008, Langen/Müller

Wenn eine so bekannte und beliebte Schauspielerin wie Christiane Hörbiger siebzig Jahre alt wird, dann ist es an der Zeit, selbst Rückschau zu halten, in eigenen Worten zu erzählen, was ihr im Leben wichtig war und ist.

Begleitet von Zwischenrufen des Mannes an ihrer Seite, Gerhard Tötschinger, ist so ein Kaleidoskop ihres Lebens entstanden, eine sehr persönliche Bilanz mit Blick auf die großen und kleinen Momente voller Freuden und Sorgen, Erlebnisse und Erfahrungen in ihrer Kindheit; Erinnerungen an ihre Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger sowie den Onkel Paul Hörbiger; den bewegenden Abschied von ihrer Mutter; die Trauer nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Mannes und die Sorge um ihren kleinen Sohn Sascha, der heute im internationalen Filmgeschäft tätig ist; die immer unter Ängsten errungenen Erfolge auf der Bühne und die Freude über Film- und Fernsehpreise, Ehrungen und Auszeichnungen; das Glück mit ihrem Enkel Luca und damit verbundene Reisen nach Amerika. Offen spricht sie an, was ihr im Leben Angst macht, wie sie traurige Phasen überwindet, was ihr Freunde und Familie bedeuten. Dabei lässt sie Lebensklugheit erkennen und setzt humorvolle Lichter.

"Ich muss nicht schreiben, um mir Fragen zu mir selbst zu beantworten - aber ich sehe, dass es Freude macht zu erzählen, zu fabulieren; schreibend komme ich auf manches Neue in meinem Inneren."


Gerhard Tötschinger: Christiane Hörbiger. Die Biographie aus der Nähe
(2002)
Elisabeth Orth: Märchen ihres Lebens.
Meine Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger
Von. (1976)
Hans Robert Hörbiger und Maximiliane Soeser: Welteis.
Roman um ein Weltbild

(1951)
Franz Horch: Paula Wessely. Weg einer Wienerin
(1937)
Hans Wolfgang Behm: Hörbiger. Ein Schicksal
(1930)