Eine Lange Nacht über Voodoo

Eine Reise zu den Geistern

Voodoo-Pilger in Saut d'Eau
Voodoo-Pilger in Saut d'Eau © picture-alliance / dpa / epa efe Kena Bentacour
Von Michael Weisfeld · 22.08.2015
In Hollywood-Filmen steht Voodoo für Mord und Grauen, aber es gab europäische Intellektuelle, die vom Voodoo fasziniert waren. Manche Ethnologen, die den Voodoo-Kult erforschen wollten, wurden zu seinen Adepten. Woher kommt diese Sehnsucht? Hat Europa durch die Aufklärung etwas verloren, was im Voodoo schillernd-schaurig weiterlebt?
Im religiösen Untergrund Europas schlummern Vorstellungen, die an Voodoo erinnern: Gespenster und Geister, die man in Séancen beschwören kann. Oder die Angst vor zaubernden Hexen. Voodoo-Anhänger haben nie missioniert. Dennoch ist Voodoo heute so etwas wie eine Weltreligion. Von der 'Sklavenküste' Westafrikas verbreitete sich der Voodoo-Kult mit den Verschleppten in den Maghreb und nach Amerika, wo es den Sklaven gelang, den Kult trotz ihres Elends zu bewahren.
Heute ist er mit der weltweiten Migration auf dem Weg zu neuen Ufern. Einen lieben Gott, der Himmel und Erde erschuf, kennen die Voodoo-Anhänger ebenso wie Christen und Muslime. Aber die Welt des Voodoo ist zudem belebt von unzähligen kleineren Gottheiten, von den Geistern der Bäume und Felsen, von den Seelen der Verstorbenen. Zwar ist die Welt auch für Voodoo- Anhänger sichtbar - aber nur zu einem kleinen Teil. Mit den unsichtbaren, aber mächtigen Wesenheiten in Kontakt zu treten, darum geht es bei den Gesängen und Tänzen, bei Riten, Tieropfern und der Trance. Darum geht es auch in dieser "Langen Nacht".