über Bösewichte und Verführer

Zwielicht am Abgrund

Szene aus dem Stummfilm "Nosferatu" mit Max Scheck (li) aus dem Jahre 1922.
Szene aus dem Stummfilm "Nosferatu" mit Max Scheck (li) aus dem Jahre 1922. © imago / AGD
Von Markus Metz und Georg Seeßlen · 21.02.2015
Das Böse, sagt man, sei immer und überall. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit, denn wenn es immer und überall wäre, dann würde man es als solches ja gar nicht mehr erkennen. Das Böse ist wesentlich geschickter: Es erscheint am liebsten dort, wo man es nicht erwartet.
Es zeigt sich - jedenfalls zu Beginn - nicht in seiner hässlichen und gewalttätigen, sondern oft in liebenswürdiger und verführerischer Gestalt. Eine kleine Geschichte der Bösewichte von den Anfängen in Mythos und Religion über Kunst und Unterhaltung bis hin zu Politik und Alltag fragt nach den großen Paradigmenwechseln: Vom Magischen zum Realen. Vom Natürlichen zum Gesellschaftlichen. Vom Organischen zum Mechanischen.
Wie werden "Ur-Bilder" des Bösen immer wieder mit aktuellen ideologischen, politischen und kulturellen Elementen aufgeladen? Sind Bösewichte wirklich Teil der Kraft, die das Böse will und das Gute schafft? Was macht die Faszination des Bösen aus, und warum sind Bösewichter immer interessanter als Helden?
Die "Lange Nacht" zeigt die hundertundeine Masken der verführerischen Bösewichte auf und versucht, zum gewordenen, des "leibhaftigen" Bösen vorzudringen.