Eine harte Währung

Von Antje Diekhans · 20.09.2011
Für die Schürfer in der Zentralafrikanischen Republik ist die Goldsuche Handarbeit: Mit einem Sieb filtern sie das wertvolle Edelmetall aus dem Flusswasser. Oft fischen sie den ganzen Tag ohne Erfolg. Werden sie fündig, zahlen ihnen die Ankaufbüros einen Hungerlohn.
Der Mann steht bis zu den Hüften im Wasser und schüttelt nassen Sand durch ein Metallsieb. Louis Mokunga ist auf der Suche nach Gold. Jeden Tag kurz nach Sonnenaufgang macht er sich auf den Weg an einen im Dschungel versteckten Flussarm. Auf dessen Grund sind die wertvollen Körner verborgen. Doch meist geht Louis am Abend mit leeren Händen nach Hause.

"Gold gibt es hier schon. Das Problem ist nur: Wir haben kein Geld, um die nötige Ausrüstung zu kaufen, deshalb arbeiten wir mit bloßen Händen. Wir brauchen jemanden, der hier investiert, der uns hilft, damit wir die Vorkommen in dem Flussarm wirklich ausschöpfen können."

Louis lebt in einem kleinen Dorf im Süden der Zentralafrikanischen Republik. Das Land ist trotz der Vorkommen von Gold und Diamanten eines der Ärmsten der Welt. Viele leben von weniger als einem Dollar am Tag. Auch Louis verdient kaum etwas. Selbst wenn er in seinem Sieb endlich ein paar Goldkörner findet, machen die ihn nicht reich.

"In den offiziellen Ankaufbüros bekomme ich 1.000 Francs für ein Gramm Gold."

Umgerechnet sind das etwa zwei Euro. Ein Hungerlohn verglichen mit dem was weltweit an den Börsen zur Zeit für diese Menge bezahlt wird. Hier würde Louis mehr als 30 Euro einstecken. Doch den Gewinn macht nicht er, den machen die Zwischenhändler in der Hauptstadt Bangui und die Abnehmer aus Europa oder dem Nahen Osten. Die Goldgräber fühlen sich ausgebeutet. In Louis' Dorf sind die Lehmhütten mit Stroh gedeckt, die Menschen tragen Lumpen.

"Wir haben die Regierung gebeten, sich um unsere Probleme zu kümmern. Aber in keinem der Goldgräberdörfer gibt es eine Schule, ein Krankenhaus, irgendwas."

Tatsächlich ist in der Zentralafrikanischen Republik auch der Staat pleite. Ein Großteil des Goldes geht illegal über die Grenzen. Exportsteuern werden nach Schätzungen nicht einmal für ein Drittel der ausgeführten Mengen bezahlt. Auf mehr Einnahmen hofft die Regierung jetzt durch ausländische Minenunternehmen, die die Goldvorkommen im großen Stil abbauen könnten. Doch bislang gibt es kaum Investoren, die daran Interesse haben. Charles Brown ist der Geschäftsführer des britisch-kanadischen Unternehmens Aurafrique.

"Dieses Land hat viel Potential, schon seit langem. Aber es gibt riesige Probleme, um hier eine Mine zu betreiben, allem voran die Lage. Der Ort, wo wir Gold gefunden haben, liegt 1.800 Kilometer vom Meer entfernt. Alles muss per Lastwagen transportiert werden. Und dann gibt es keine geeigneten Arbeitskräfte: Dieses Land hat einfach noch keine größeren Minenoperationen gesehen."

Nichtsdestotrotz: Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen Vertrag mit der Regierung unterschrieben. Über 25 Jahre darf es die Goldminen jetzt ausbeuten. Ende 2012 soll voraussichtlich mit dem Abbau begonnen werden. Bis dahin muss Aurafrique noch investieren, damit die Vorkommen professionell ausgeschöpft werden können. Geschätzte 120 Millionen Dollar. Wenn der Goldpreis stabil bleibt, wird das Geld mehr als zehnfach wieder reingeholt.

Louis Mokunga steht dagegen weiter im Fluss und sucht mit bloßen Händen nach Gold. Wenn sich bis zum Abend ein paar Körner in seinem Sieb verfangen, war es ein guter Tag. Dann kann er für seine sieben Kinder zumindest etwas zu Essen kaufen - aber auch nicht mehr.

"Es gibt einfach kein Geld. Es ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel."

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