"Ein Prophet"

10.03.2010
Mit dem jungen Tahar wird auch der Zuschauer ins Gefängnis geschmissen, und sieht sich mit brutalen Verhältnissen konfrontiert. In diesem französischen Knast kann nur der Stärkere überleben.
Für Regisseur Jacques Audiard ist das Gefängnis durchaus eine Metapher für unsere Gesellschaft. Der aus dem Maghreb stammende Tahar kann nur überleben, wenn er sich den vorgefundenen und kriminellen Zuständen anpasst. Doch will Tahar nicht die Marionette der großen Drahtzieher bleiben, die von der Zelle aus ihre Geschäfte weiterverwalten, sondern die Fäden selbst in die Hand nehmen. Er geht in die Gefängnisschule, lernt lesen und schreiben, spielt später die Mafiabosse gegeneinander aus.

"Ein Prophet" ist eine waghalsige Mischung aus Bildungsroman, Milieustudie und Gangsterfilm. Die Handkamera, die grobkörnigen Bildern, die sprunghafte Erzählweise erzeugen eine Unmittelbarkeit, die dem Zuschauer die Distanz zum Geschehen verweigert. So muss sich auch dieser - wie der Held des Films - hautnah mit repressiven Strukturen auseinandersetzen, mit einer Gewalt, auf die fast zwangsläufig nur mit Gewalt reagiert werden kann.

Frankreich/Italien 2009, Originaltitel: Un prophète, Regie: Jacques Audiard, Darsteller: Tahar Rahim, Niels Arestrup, Hichem Yacoubi, Gilles Cohen, Antoine Basler, Leila Bekhti, Adel Bencherif, Reda Kateb, FSK: ab 16, Länge: 155 Minuten

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