Ein Künstlerinnenleben

12.02.2009
Im Mittelpunkt von Pia Frankenbergs neuem Roman "Der letzte Dreh" steht eine Filmproduzentin mit großem Vermögen, das ihr eine weitgehend unbeschwerte künstlerische Entfaltung ermöglicht. Frankenberg gibt Einblicke in die Innenwelt des deutschen Filmgeschäfts und erzählt gleichzeitig die Geschichte eines Paares, das kurz vor der Trennung steht.
Auch die Berliner Filmfestspiele sind eine der szenischen Kulissen dieses Romans, in dem die deutsche, 1957 geborene Filmemacherin und Autorin Pia Frankenberg mit feinem Sinn für Humor und Ironie aus der Innenwelt des deutschen Filmgeschäfts und des deutschen Filmmilieus erzählt.

Die Rahmenhandlung des Romans ist eine Reise: Im Jahr 2000 sitzen Maria und Johan, sie Filmproduzentin, er Filmautor, beide Mitte vierzig, mit ihrem pubertierenden Sohn im Flugzeug. Sie sind unterwegs nach Südamerika, nach Patagonien, wo sie einen Dokumentarfilm über ein Pinguinvolk drehen wollen. Äußerlich mag die Reise ein Aufbruch sein, in Wahrheit ist sie das Ende vom Anfang einer einstmals großen glamourösen, nun verstaubten und zänkischen Liebe.

Die Hoffnung, ihre Ehe in der Weite Patagoniens, ungestört vom Alltag und von den Ansprüchen des heimatlichen Kulturbetriebs retten zu können, erfüllt sich nicht. Maria und Johann trennen sich am Ende. Die Binnenhandlung des Romans erzählt in montierten Rückblicken die zwei Jahrzehnte, die das Paar miteinander verbracht hat bis hin zum Moment ihres Kennenlernens bei Filmdreharbeiten Anfang der 80er Jahre.

Die beste Zeit des Paares war zugleich die beste, utopischste, stürmischste Zeit des deutschen Autorenkinos. Sehr plausibel und ohne erzählerische Verrenkung verschränkt Pia Frankenberg den melancholischen Hoffnungsverlust einer Privatgeschichte mit dem Energieverlust eines Stücks deutscher Filmgeschichte.

Unübersehbar trägt der Roman "Der letzte Dreh" autobiografische Züge. Wie ihre Protagonistin Maria ist auch Pia Frankenberg Erbin eines großen Vermögens, das ihr einerseits vor ihrer sozialen Umwelt ein wenig peinlich ist, es ihr andererseits erlaubt, sich ohne finanzielle Sorgen künstlerisch zu entfalten. Im Lauf von zwanzig Jahren zeigt sich allerdings, dass auch ein außerordentliches Finanzpolster irgendwann schrumpft.

"Der letzte Dreh" erzählt so nicht nur vom Schicksal emotionaler und ideeller, sondern auch vom Schicksal materieller Potenziale und beides verarbeitet die Autorin mit leichtem Ton und ironisch-liebevollem Blick. Dieser Blick zeichnete bereits den ersten Film Pia Frankenbergs aus, ihren Überraschungserfolg "Nicht nichts ohne dich" aus dem Jahr 1986, ebenso ihren zweiten Film "Brennende Betten", der 1988 in die Kinos kam.

Seitdem arbeitete Pia Frankenberg, die seit Mitte der 90er-Jahre in New York lebt, vor allem als Romanautorin. Zuletzt erschien 2006 ihr Roman "Nora", davor, 2001, "Klara und die Liebe zum Zoo". Ihr neues Buch, "Der letzte Dreh" ist Liebes- und Kulturgeschichte in einem, und es erzählt die Geschichte eines weiblichen Künstlerlebens im Filmgeschäft.

Rezensiert von Ursula März

Pia Frankenberg: Der letzte Dreh
Rowohlt, Berlin 2009
250 Seiten, 19,80 Euro