Ein Hund ohne Freunde

Von Tobias Wenzel · 28.09.2010
"El Perro", "der Hund" - das ist Horacio Verbitskys Spitzname. Denn der 68-jährige argentinische Journalist hat sich schon an manch eine Ferse geheftet, um Skandale in seinem Land aufzudecken.
Verbitsky ist es zu verdanken, dass seit 2003 in Argentinien die Strafverfolgung von Militärs wieder möglich ist. Sein Buch "El vuelo", "Der Flug", wurde zum Bestseller. Darin deckte Horacio Verbitsky die erschreckenden Praktiken des argentinischen Militärs auf. So wurden Gefangene betäubt und aus Flugzeugen ins Meer geworfen, um sie für immer verschwinden zu lassen.

Als Sohn eines Journalisten wurde Horacio Verbitsky 1942 in Buenos Aires geboren, war in den 70er-Jahren vorübergehend Mitglied der Guerilla-Organisation "Montoneros", tötete aber nach eigenen Angaben niemanden.

Bald wurde er zum vehementen Verteidiger der freien Meinungsäußerung und wohl bekanntesten investigativen Journalisten seines Landes. Er deckte schwere Korruptionsfälle auf. 1991 behauptete er in einem Artikel, der Schwager des damaligen Präsidenten Carlos Menem habe von einer Firma Schmiergeld verlangt und ihr im Gegenzug eine Steuerbegünstigung versprochen.

Der Präsident verklagte daraufhin Verbitsky. Der wurde allerdings freigesprochen. Denn er hatte gut recherchiert. Und der Fall weitete sich zum so genannten "Swiftgate"-Skandal aus. Der Präsident musste daraufhin die Hälfte seines Kabinetts austauschen.

Zwar wurde Horacio Verbitsky noch von vielen anderen Politikern verklagt. Aber das könnte er als Auszeichnung verstehen. Schrieb er doch einmal: "[Der Journalismus] kennt Quellen, aber keine Freunde".