Ein fast verklemmter Vampir und eine sinnliche Hexe

Von Jörg Taszman · 09.05.2012
Tim Burton erzählt die Geschichte von Barnabas Collins, einem Vampir, der mitten in der Flower-Power-Hippie-Zeit nach langer Pause aktiv wird. Mit viel Ironie punktet der Regisseur und schafft es, gekonnt zu unterhalten. Und natürlich ist dieser Vampir Burtons Lieblingsschauspieler Johnny Depp.
Es ist die achte Zusammenarbeit zwischen dem amerikanischen Kultregisseur Tim Burton und seinem Lieblingsschauspieler Johnny Depp. Beide vereint ein Faible für etwas schräge, massenkompatible, überdimensionierte B-Pictures. Johnny Depp spielt dabei oft die ebenso schrillen, wie etwas naiven, liebevollen Außenseiter. Diesmal ist er Barnabas Collins, ein Vampir, der 200 Jahre lang in einem Sarg geschlummert hat und 1972, mitten in der Flower-Power-Hippie-Zeit, wieder aufwacht.

Der ehemalige Schlossherr verfügte einst über Reichtum und Macht. Dann verliebte er sich in die Falsche und verprellte so die schöne, blonde Hexe Angélique, die ihn für immer verfluchte. Nun, zwei Jahrhunderte später, geht der Kampf zwischen den einstigen Lovern weiter. Barnabas, der so ungern tötet, das Blut aber zum Überleben braucht und Angélique, die sadistisch lustvoll mordet, liefern sich eine letzte große Schlacht zu Alice Cooper und anderen Hits der 70er Jahre…

Mit viel Ironie also, einem fast verklemmten Vampir und einer sinnlichen Hexe, punktet Tim Burton diesmal und schafft es vor allem, gekonnt zu unterhalten. Dabei gelingt es ihm, die "Seventies" anhand einer mehr als dysfunktionalen Familie liebevoll zu persiflieren. So leben die Erben von Barnabas in dem heruntergekommenen Schloss und reiben sich in Familiendisputen auf. Das neue Familienoberhaupt ist die leidgeprüfte Elisabeth. Sie versucht, ihre aufmüpfige Teenietochter und deren lasterhaften Bruder zu bändigen. Vor allem muss sie sich aber um den schwer gestörten Neffen David kümmern, der seine verschollene Mutter laufend im Geiste vor sich sieht. Für ihn hat sie die liebevolle Nanny Josette engagiert, die ein Ebenbild der großen Liebe von Barnabas ist…

Neben dem überschminkten Depp, der nicht sensationell aber souverän agiert, punkten vor allem drei Generationen von Frauen: Michelle Pfeiffer als Matriarchin, Eva Green als femme fatale, die Neuentdeckung Bella Heathcote als Josette und die junge Chloe Grace Moretz als Teenierebellin, die schon in "Hugo Cabret" und "Let me in" auf sich aufmerksam machte.

Das Resultat - wohltuend im altmodischen 2D gedreht - kann sich sehen lassen und ist gespickt mit kleinen Gemeinheiten und witzigen optischen wie musikalischen Gags.

USA 2012 Regie: Tim Burton, Darsteller: Johnny Depp, Eva Green, Michelle Pfeiffer, Bella Heathcote, Chloe Grace Moretz, Ab 12 Jahren, 113 Minuten

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