Edelstein fordert mehr Demokratie an deutschen Schulen

18.09.2006
Der frühere Direktor des Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung, Prof. Dr. Wolfgang Edelstein, hat sich für mehr Demokratie an den deutschen Schulen ausgesprochen. Man könne Menschen nur zu Demokraten heranbilden, wenn man ihnen frühzeitig die Möglichkeit gebe, Demokratie als Praxis zu erleben, sagte Edelstein im Deutschlandradio Kultur. Demokraten sollten frühzeitig lernen, Verantwortung zu übernehmen, was im heutigen Schulsystem noch nicht gegeben sei.
"Zur Demokratie als Lebensform gehört, dass der Unterricht Elemente eine demokratischen Verhandlungskultur gewinnt", erklärte Edelstein, "nicht, dass man den Schülern unbedingt die Macht dazu überträgt, zu lernen, was sie wollen, sondern, indem sie lernen, miteinander so zu leben und miteinander so ihre Lebensverhältnisse auszuhandeln, dass sie am Unterricht als aktive Akteure beteiligt sind." Darüber hinaus seien Projekte erforderlich, die von den Schülern selbständig geplant und durchgeführt werden. Als Beispiele nannte Edelstein Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt und Leseprojekte mit älteren Menschen.

Edelstein, der zugleich Mitinitiator des Schulentwicklungsprogramms "Demokratie lernen und leben" ist, kritisierte die Auffassung des früheren Direktors des Elite-Internats Salem. Dieser hatte sich in seinem Buch "Lob der Disziplin" für Härte und Strenge bei der Erziehung ausgesprochen. "Es zeigt sich, dass Prinzipien dann durchgesetzt werden können, wenn Kindern und Jugendlichen den Sinn in diesen Prinzipien erscheint", so Edelstein.

Das gesamte Gespräch mit Wolfgang Edelstein können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.