Freitag, 19. April 2024

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Kommt schon bald der Bachelor für Jura?

Muss jeder Nachbarschaftsstreit vor Gericht landen? Nein, sagen die Justizminister der Länder, die seit gestern, für zwei Tage, über die Reform der Juristenausbildung in Trier debattieren. Die Juristen müssen frühzeitig lernen, wie Streit vermieden werden kann. In der Juristenausbildung in Deutschland sollen daher inhaltlich andere Schwerpunkte gesetzt werden. Jochen Dickmann, Justizminister Nordrhein-Westfalen: "Unsere Ausbildung ist noch sehr stark geprägt vom richterlichen Tun, vom Verwaltungshandeln, also vom Obrigkeitsstaat. Beim Anwalt sind 70 Prozent der Tätigkeit außerhalb des Gerichtssaals, das müssen wir auch in der Ausbildung zum Ausdruck bringen."

13.06.2001
    Um die inhaltliche Neuorientierung zu erreichen, sollen die Wahlfächer aufgewertet werden. Die Leistungen in diesen Fächern sollen in Zukunft von den Unis überprüft werden. Die staatlichen Stellen beschränken sich dann im ersten Examen auf die Pflichtfächer. Gute Noten in der Kür schlagen dann immerhin mit 25 Prozent zu Buche. Die Studenten werden mit Hilfe von Zwischenprüfungen auf ihren Leistungsstand überprüft. Denn noch immer fallen im Bundesdurchschnitt 25 Prozent der Examenskandidaten beim ersten Mal durch. Eine gewisse "Marktnähe" ist auch von der praktischen Ausbildung gefordert. Wer Anwalt werden will und das wollen die meisten, denn der öffentliche Karriereweg ist wegen allzu viel Nachwuchs verstopft, der muss künftig zwölf Monate Referendarzeit in einer Anwaltspraxis verbringen.

    Die Pflichtstationen der Referendarzeit werden auf vier mal je drei Monate beschränkt. Somit haben die Studenten die Möglichkeit, die Hälfte ihrer insgesamt zwei Jahre dauernden Referendarzeit auf, einen Bereich zu konzentrieren. Jochen Dickmann: "Der Einheitsjurist ist auch in Zukunft das Leitbild unserer Juristenausbildung. Es hat sich gezeigt, dass die methodisch umfassend geprägten Juristinnen und Juristen in Deutschland einen guten Berufsmarkt finden." Bis zum Herbst sollen die Beschlüsse von Trier in eine gemeinsame Gesetzesvorlage der Bundesländer einmünden, die den Weg für eine zeitgemäße Juristenausbildung frei machen soll.