Dokumentation

Kämpfen, töten, leiden in 3D

Die zeitgenössisch colorierte Fotografie aus der deutschen Propaganda zeigt eine deutsche Maschinengewehr-Kompanie (M.G.K.) beim Vormarsch an der lettischen Ostseeküste, aufgenommen 1917.
Die zeitgenössisch colorierte Fotografie aus der deutschen Propaganda zeigt eine deutsche Maschinengewehr-Kompanie © dpa / picture alliance / Archiv Neumann
Von Anke Leweke · 24.09.2014
Mit "Im Krieg" legt Nikolai Vialkowitsch einen Film vor, der historische 3D-Aufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg, Filmfragmente, Tagebücher und Feldpostbriefe verbindet. Er bietet eine Zeitreise in die Schützengräben, auf die Schlachtfelder und ins Bewusstsein jener, die in diesem Krieg gekämpft, getötet und gelitten haben.
Das historische Bildmaterial, das dieser Dokumentation zu Grunde liegt, ist ein seltenes Fundstück, ein Glücksfall. Es handelt sich um Fotografien von 1914 bis 1918, die mit der Stereoskopie-Technik aufgenommen wurden. Sie ermöglicht eine besondere Tiefenwirkung, eine Art von 3D Effekt.
Diese Stereoskopien sind sehenswert, weil sie dem heutigen Betrachter zeigen, wie damals der Krieg bebildert wurde: Die Aufmärsche vor Kriegsbeginn, der Einzug zur Front, das Schlachtfeld, die Grabenkämpfe, die zerstörten Städte, die Verwundeten.
Propagandamaterial oder kritische Reflexion?
Nur leider analysiert der Regisseur dieses Material nicht, fragt nicht, zu welchem Zweck es aufgenommen wurde, ob es sich um Propagandamaterial handelt, oder um Aufnahmen von Fotografen, die den Krieg kritisch reflektieren wollten. Wäre der Film diesen Fragen nachgegangen, hätte der Zuschauer vielleicht einen neuen Blick auf den Ersten Krieg werfen können.
Stattdessen wird anhand der Fotos eine Chronologie des Krieges an der Westfront erstellt, ohne eine Dramaturgie, ohne eine Idee zu dem doch sehr aufschlussreichen Material zu entwickeln. Unnötig ist auch der Einsatz der militärischen Klänge, fragwürdig sind wiederum die Zitate von Zeitzeugen, deren Quellen nicht angegeben werden. Dieses Projekt bleibt nicht nur unter seinen Möglichkeiten, es ist auch fragwürdiges Unterfangen, weil es sich nicht mit der Darstellbarkeit des Grauens auseinandersetzt.
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