Dokumentarfilm "Zehn Milliarden"

"Wir steuern auf Verteilungskämpfe zu"

Reisversorgung auf einem Markt in der Demokratischen Republik Kongo.
Nahrungsmittel wie Reis sind vielerorts einfach zu teuer © picture alliance / dpa / Mika Schmidt
Valentin Thurn im Gespräch mit Frank Meyer und Katja Schlesinger  · 15.04.2015
"Wie werden wir alle satt?" Diese Frage stellt Valentin Thurn in seinem neuen Dokumentarfilm "Zehn Milliarden". Darin kritisiert er die ungerechte Verteilung von Nahrungsmitteln - und entwirft Zukunftsszenarien für unsere Landwirtschaft.
Die großen Nahrungsmittelkonzerne benötigten Schreckenszenarien, um ihre eigenen Geschäftsinteressen voranzubringen, kritisiert der Filmemacher Valentin Thurn, dessen neuer Dokumentarfilm "Zehn Milliarden – wie werden wir alle satt" diese Woche in die Kinos kommt. Dabei seien mehr Lebensmittel nicht unbedingt nötig, viel wichtiger sei es, sie richtig zu verteilen, sagte Thurn im Deutschlandradio Kultur. "Wenn wir mit unseren hochtechnischen, modernen Methoden jetzt vielleicht Steigerungen hinbekommen, die aber leider zu Preisen führen, die sich die Ärmsten der Armen nicht leisten können, bringt das gar nichts."
In hundert Jahren gehen einige Mineraldünger aus
Für die Zukunft zeigt Thurn wachsende Probleme auf: "Wir steuern schon auf Verteilungskämpfe zu", sagte der Regisseur. Aber es gebe im agrar-industriellen Modell auch ein "paar Stopper". In hundert Jahren gingen einige der Mineraldünger aus, weil die natürlichen Lagerstätten dann an ihr Ende kämen. "Dann werden wir nicht mehr so wirtschaften können wie heute." Die Landwirtschaft werde dann vielleicht gezwungen sein, zur biologischen Landwirtschaft zurückzukehren. "Ich sehe es trotzdem zwiegespalten, also einerseits optimistisch. Ja, wir haben Reserven, wir können die Verschwendung verringern, wir können weniger Fleisch essen. Es ist überhaupt kein Problem, zehn Milliarden zu ernähren." Andererseits sehe er den Willen noch nicht so richtig, dabei für eine gerechte Verteilung zu sorgen.
Der neue Kinofilm knüpft an Thurns früheres Werk von 2011 "Taste The Waste" an, in dem der Regisseur den Wegwerfwahnsinn der Industriegesellschaft thematisierte.
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