Dokumentarfilm

Ein Meister des Verschleierns

Der ehemalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bei der Vorstellung seiner Memoiren in Washington DC am 22.02.2011.
Von 2001 bis 2006 war Donald Rumsfeld Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten im Kabinett von George W. Bush. © picture alliance / dpa / Michael Reynolds
Von Susanne Burg · 13.02.2014
Jahrzehnte lang hat der ehemalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die US-Außenpolitik mitbestimmt, vor allem den sogenannten "Krieg gegen den Terror". In dem neuen Film von Errol Morris spricht er über seine Entscheidungen - und lächelt kritische Fragen einfach weg.
Schneeflocken, "Snowflakes" – so hat Donald Rumsfeld selbst die Memos genannt, die er über die Jahre angesammelt hat. Notizen auf weißem Papier aus seiner Zeit als Parlamentarier und Berater von Richard Nixon, als Sonderbeauftragter im Nahen Osten unter Präsident Reagan, als Verteidigungsminister von Präsident Ford und George W. Bush. 20.000 alleine unter Bush, Millionen insgesamt.
Atmo Film: "They said I dictated 20.000 in the last years in the Pentagon. There must be millions."
Es sind Anweisungen an Kollegen, Notizen für Strategien, blumige philosophische Gedankenfetzen, vielleicht auch seine Notizen für die Geschichtsschreibung der Nachwelt?
Atmo Film: "2001, a memo to Condoleeza Rice concerning Irq, we have discussed Iraq on a number of occasions...."
Errol Morris hat die Memos für seinen Film gesichtet, lässt Donald Rumsfeld viele lesen, erklären, diskutiert mit ihm. Manchmal auch über einzelne Begriffe. Warum die Besessenheit mit dem Irak, will Errol Morris wissen?
Atmo Film: "Why that obsession with Iraq? – You like the word obsession. I can see the glow in your face."
Sie mögen das Wort Besessenheit, so Rumsfeld. Ich seh das Glänzen in Ihrem Gesicht. Und beginnt zu erklären, dass das Vorgehen im Irak nichts mit Besessenheit zu tun habe, sondern mit sehr sorgfältig geplantem Handeln.
Atmo Film: "Not at an obsession, a very nuanced approach, I think."
Es ist ein Schlagabtausch, ein Katz-und-Maus-Spiel. Fragwürdige Vernehmungstechniken in Guantanamo? Waterboarding? Weggelächelt. Wäre es besser gewesen, nie im Irak einzumarschieren? Antwort: Die Geschichte wird’s zeigen. Donald Rumsfeld ist ein Weltmeister im Verdrängen und Verschleiern. Ein Meister der Irreführung und der widersprüchlichen Aussagen:
Atmo mit Voiceover:"Wer den Frieden will, muss sich auf den Krieg vorbereiten. Wenn man an die Unausweichlichkeit eines Konfliktes glaubt, kann daraus ein wesentlicher Auslöser entstehen."
Wenn Rumsfled eine gute Formulierung gelingt, überzieht ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht. So als würde er mit Worten wieder Kontrolle über die Wirklichkeit und die Geschichte gewinnen. "The Unknown Known" ist kein investigativer Journalismus, Errol Morris interessiert vielmehr, wie der Mann tickt, der Jahrzehntelang die US-amerikanische Politik mitbestimmt hat.
Im Interview mit Deutschlandradio Kultur sagte Errol Morris, Donald Rumsfeld halte es nicht für nötig, seine Handlungen zu erklären oder gar zu entschuldigen.
"Snowflakes" im Programm der Berlinale 2014
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