DJV-Vorsitzender über Journalisten-Hasser

"Nicht über jedes Stöckchen springen"

Frank Überall vom Deutschen Journalisten-Verband
Frank Überall vom Deutschen Journalisten-Verband © imago stock & people
Frank Überall im Gespräch mit Nicole Dittmar und Julius Stucke · 01.12.2016
Wie sollen Journalisten auf Hass und "Lügenpresse"-Beschimpfungen reagieren? Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes, Frank Überall, fordert seit Kollegen auf, sich nicht in eine Ecke stellen zu lassen: "Wir bilden die Realität ab." Und das gefalle nicht jedem.
Eines steht für Frank Überall, den Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) fest: Journalisten, die mit sogenannten Hatern konfrontiert werden, dürfen auf gar keinen Fall klein beigeben. Eigene zugespitzte Äußerungen wieder zu relativieren, nur weil AfD-Anhänger und andere "Lügenpresse" brüllen, hieße, "über jedes Stöckchen" zu springen.
Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung zum 60jährigen Bestehen des Deutschen Presserates sagte Überall:
Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) demonstrieren in Rostock gegen die deutsche Asylpolitik, auf einem Schild steht "Lügenpresse".
Mit "Lügenpresse"-Beschimpfungen sind Anhänger der AfD schnell zur Hand. © dpa / picture alliance / Bernd Wüstneck
"Müssen wir, wie in den USA, jede noch so kruden Äußerung zu einer Prominenz verhelfen, indem wir sie auf den Sender bringen, indem wir sie in die Blätter bringen oder in den Online-Medien publizieren?"

Die Realität gefällt nicht jedem

Es sei wohlfeil, über Journalisten zu schimpfen, "aber Journalisten bilden Realität ab. Und dass diese Realitätsabbildung manchmal nicht gefällt und dass es auch bei uns mal schwarze Schafe gibt, die (…) sich gegen die berufsethischen Regeln verhalten – ja, auch das kann vorkommen. Wir sind alle nur Menschen."
Journalisten sollten selbstkritisch sein – sich aber auf keinen Fall in eine bestimmte Ecke stellen lassen.
Er selbst sei regelmäßig Zielscheibe von Hatern, die ihn über die Sozialen Medien mit Hass-Posts und Drohungen verfolgten. Bis zu einem gewissen Grad reagiere er auf solche Posts und ermahne die Verfasser zur Mäßigung. Doch halte er es für problematisch, zu viel Zeit damit zu verbringen, Hater zu beschwichtigen. Oft sei dies ohnehin nicht möglich.
"Sie können ja auch nicht mit Ihrem Metzger den ganzen Tag diskutieren, woher das Fleisch kommt. Denn irgendwann kann er dann kein Fleisch mehr herstellen und er kann es auch nicht mehr verkaufen."
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