"Discover Football"

Kampf um sportliche Freiräume

Das Fußball-Frauenteam "Discover Football" bei Merkel. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, Mitte) posiert am 01.09.2016 gemeinsam mit Fußballerinnen des Projektes «Discover Football» im Bundeskanzleramt in Berlin für ein gemeinsames Foto. Das Projekt «Discover Football» setzt sich mithilfe des Fußballs weltweit für Gleichberechtigung und Frauenrechte ein.
Fußballerinnen des Projektes "Discover Football" mit Bundeskanzlerin Angela Merkel © dpa / picture alliance / Gregor Fischer
Von Ernst-Ludwig von Aster · 04.09.2016
Golden Peace, Bright Utopia, Green Unity – so heißen die Fußballteams, die in den letzten Tagen in Berlin-Kreuzberg gegeneinander antraten. Die Spielerinnen kommen aus aller Welt. Vor allem aber aus Regionen, wo Frauen-Fußball noch lange nicht selbstverständlich ist.
Sechs Fußballspielerinnen reden auf Pia Mann ein. Die lächelt, schüttelt immer wieder den Kopf. Nein, jetzt ist wirklich keine Zeit für private Filmaufnahmen. "Home Game" steht in großen Lettern auf ihrem blauen Shirt.
"Unsere Idee war Fußball als Heimat für alle zu sehen."
"Discover Football" – "Fußball entdecken" heißt der Berliner Veranstalter, der zum fünften Mal Spielerinnen aus aller Welt zusammenbringt. Hundert Frauen, eine Woche Fußball, Kampf um den Ball und um politische Gleichberechtigung.

Bolzplatz statt Küche

Frauen-Teams aus der Türkei, dem Iran, aus dem Sudan, eine Mannschaft aus dem Flüchtlingslager Kakuma in Kenia – die meisten Spielerinnen kämpfen seit Jahren für ihre sportlichen Freiräume.
"Mit elf Jahren habe ich in einem Flüchtlingscamp in Pakistan angefangen zu spielen."
So erzählt Starga. Sie erinnert sich noch gut an den kaputten Ball, den staubigen Platz. 2006 zieht sie mit ihrer Familie zurück nach Kabul. Sie spielt nun in Afghanistan, ihre Schwester schafft es sogar ins Nationalteam. Zusammen gründen sie den Verein "Asmayee Football Club Kabul".
"Viele Männer bei uns denken, der beste und sicherste Platz für eine Frau ist zuhause die Küche."

Lange Kleidung und Kopftuch werden gegen eine knallgelbe, kurze Hose getauscht

So kritisiert Starga. Auf dem Weg zum Training müssen die Frauen und Mädchen lange Kleidung und Kopftücher tragen, gespielt wird dann in einer Halle - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die 26-jährige Soziologiestudentin schüttelt den Kopf.
Hier in Berlin läuft sie in knallgelber, kurzer Hose auf, ohne Kopftuch, eine goldene "7" prangt auf dem schwarzroten Trikot. Drei Tage trainiert sie im Kreuzberger Stadion. Daneben stehen Workshops auf dem Programm. Abends wird gefeiert. "Golden Peace" – "Goldener Frieden" heißt die Mannschaft, mit der sie im Turnier antritt:
"Iranerinnen spielen dort mit. Und wir Afghaninnen. Unsere Trainerin kommt aus Pakistan. Eine gute Mischung."
Das sagt Starga mit Ironie. Denn zu Hause warten überall autoritäre Regierungen. Die Frauen vorschreiben, wie sie anzutreten haben. Hier auf dem Platz in Kreuzberg aber können sie befreit aufspielen.
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