"Digitale Wasserspiele" in Karlsruhe

Interaktive Wasserkunst

Model Louisa betrachtet am 21.07.2016 auf dem Marktplatz von Karlsruhe (Baden-Württemberg) die interaktive Klanginstallation RainDance des amerikanischen Künstlers Paul De Marinis
Die Klanginstallation "RainDance" des amerikanischen Künstlers Paul de Marinis bei den "Digitalen Wasserspielen" am ZKM Karlsruhe. © picture alliance / dpa / Uli Deck
Von Rudolf Schmitz · 21.07.2016
Wassermusik, Wasserskulpturen, Wassertexte - bei den "Digitalen Wasserspielen" in Karlsruhe werden die Möglichkeiten des Zusammenspiels von Hochtechnologie und Wasser ausgelotet. Dabei werden auch Wasserstrahlen in Klangvibration verwandelt.
Das Ganze sieht aus wie eine Autowaschanlage, begrünt mit künstlichem Efeu. Aus jeweils vier Düsen sprüht Wasser, mehrere dieser Duschköpfe sind in der Anlage verteilt. Man schnappt sich einen Schirm und dann geschieht das kleine Wunder: Das Wasser überträgt Klangvibrationen, wenn es auf den Schirm trifft, wirkt der wie eine Membran, wie ein kleiner Lautsprecher. Leicht verzerrt sind populäre Melodien zu hören: "Singing in the Rain" oder Mozarts "Kleine Nachtmusik". Der kalifornische Künstler Paul DeMarinis hat diese interaktive Klangdusche installiert. Sie macht neugierig und animiert zum Mitmachen:
"Das zieht die Leute hinein. Sie wollen es ausprobieren. Aber unter deinem Schirm erlebst du eine ganz private Welt des Klangs."

Wasser als Werkstoff des Künstlers

Privatsphäre im öffentlichen Raum, Wasserstrahlen, die sich durch aufwändige Programmierung in Klangvibration verwandeln. Die ersten Besucher lassen sich bereitwillig auf das Experiment ein, sind aber noch ein bisschen skeptisch:
"Es war doch fast nur ein Rauschen und ein bisschen Gemecker. Nee, ist nix für mich. Da geh ich lieber in den Urwald. Also zwei Melodien hab ich erkannt, aber ich kann Ihnen jetzt den Titel nicht sagen. Zwei habe ich erkannt, zu Anfang und in der Mitte."
Für Peter Weibel, den Direktor des Zentrums für Kunst und Medien, ist die Aktion "Digitale Wasserspiele" ein willkommener Anlass, für die Zukunftsvisionen des eigenen Hauses zu werben:
"Der Grundgedanke ist der: Wir haben jetzt seit Jahrhunderten, haben wir diese steinernen Monumente, Fische oder Menschen oder Fabelwesen, aus denen Wasser aus irgendwelchen Öffnungen heraus stürzt. Auf die Dauer ist das für mich unerträglich, dass der öffentliche Raum durch diese Art von Kunst besetzt ist, wo wir heute die Möglichkeit haben, durch Computer jeden Wassertropfen zu kontrollieren und zu kanalisieren. Wir können heute mit Wasser Skulpturen machen wie wir sie noch nie gesehen haben. Wir können Texte schreiben, wir können mit Wasser Musik erzeugen, also das Zusammenspiel zwischen Hochtechnologie und Wasser ist effektiv eine Aufgabe im 21. Jahrhundert im öffentlichen Raum."

In der Kaaba des digitalen Zeitalters

Allerdings besteht die ganze Aktion lediglich aus zwei Installationen: die Realisierung war so teuer, dass in Zeiten knapper Kassen mehr nicht drin war. Neben "Rain Dance" auf dem Karlsruher Marktplatz gibt es noch einen schwarzen theatralen Raum im ZKM selbst: eine Kaaba des digitalen Zeitalters. Dort versprüht eine Maschine aus einem quadratischen Gitter mit 900 Elektroventilen Wasserskulpturen des japanischen Künstlers Shiro Takatani und des schwedischen Künstlers Christian Partos.
Man fühlt sich ein bisschen wie in "Star Trek": Wassertropfen formen dreidimensionale geometrische Objekte, Wasservorhänge, die im Raum zu schweben scheinen oder geisterhafte Tropfenformationen, die vertikal nach oben wachsen. Ein Effekt der Stroboskopleuchten, die im tischhohen Wasserbassin versenkt sind. Wassermusik, Wassertexte, Wasserskulpturen, Wassergemälde – die Ergebnisse der digitalen Technologie sind spektakulär. Und mindestens so faszinierend wie die aufwändigen Wasserinszenierungen der Renaissance.