Die "Twen" als Anti-Bravo

"Willy Fleckhaus war ein großartiger Gestalter"

Eine Ausgabe der Illustrierten "Twen" aus den 1960er-Jahren mit dem Schauspieler Thomas Fritsch auf der Titelseite mit der Überschrift "Warum schlank sein?"
Eine Ausgabe der Illustrierten "Twen" aus den 1960er-Jahren mit dem Schauspieler Thomas Fritsch auf der Titelseite © imago / teutopress
Hans-Michael Koetzle im Gespräch mit Timo Grampes · 26.08.2016
Zum 60. "Bravo"-Geburtstag feiern wir ihr kantigeres Gegenmodell: Die "Twen" wurde 1959 von Willy Fleckhaus mitbegründet. Über dessen ästhetischen und inhaltlichen Einfluss auf die revolutionäre Jugend-Illustrierte sprechen wir mit dem Publizisten Hans-Michael Koetzle.
Zum 60. Geburtstag reden jetzt alle über die "Bravo". Umso mehr lohnt es sich, auch an die viel kantigere "Twen" zu erinnern. Die Jugendzeitschrift erschien in der Bundesrepublik zwischen 1959 und 1971 - und dann noch einmal kurz in den Jahren 1980 und 81.
Herausragend war vor allem das Erscheinungsbild der "Twen", für das ein legendärer deutscher Designer verantwortlich war, erläuterte der Publizist Hans-Michael Koetzle im Deutschlandradio Kultur: "Willy Fleckhaus war ein großartiger Gestalter, den wir nicht zuletzt über die Edition Suhrkamp, also über die Regenbogen-Reihe, im Kopf haben. Er war aber zeitlebens jemand, der auch der Revolte ein Gesicht gegeben hat, das er dann eben über das Design definiert hat. Er war Designer, er war revolutionär - auch in den Gehalten - und eben Schöpfer dieser wunderbaren Marke Regenbogen."
Temporäre Suhrkamp-Filiale in Berlin-Mitte im Jahr 2010. Dort erinnerte der Verlag mit Lesungen, Gesprächen und Filmvorführungen an die Geschichte der Taschenbuchreihe edition suhrkamp.
In den Farben des Regenbogens: die Edition Suhrkamp in einer temporären Suhrkamp-Filiale in Berlin-Mitte im Jahr 2010© picture alliance / dpa / Tobias Kleinschmidt
Die von Koetzle kuratierte aktuelle Kölner Ausstellung über den 1983 verstorbenen Fleckhaus heißt demensprechend auch "Design, Revolte, Regenbogen": Nach den drei Schlagworten, die sein ästhetisches Lebenswerk umreißen.

Die Revolte als Programm

Als der Gestalter und Journalist Fleckhaus die "Twen" 1959 mitbegründete, sorgte die Illustrierte für frischen Wind an den Kiosken: Auf dem Cover immer ein herausstechendes Bild, oft eine schöne Frau. Darum herum immer ein schwarzer Rahmen und Weiß auf Schwarz stand oben dann fett der Name "Twen".
In dieser Aufmachung habe einiges an Revolte gesteckt, sagte Koetzle: "Alleine der Begriff 'Twen' war ja neu." Dieser Anglizismus wurde übrigens in Deutschland erfunden und existierte als Begriff in den USA oder im englischsprachigen Raum überhaupt nicht. Auch die fette breitlaufende Schrift in Kleinschreibung und der innovative schwarze Hintergrund seien natürlich Programm gewesen, so der Publizist. Außerdem grenzte die "Twen" sich mit ihren Themen von den bisherigen Illustrierten ab: So machte das Heft eins im Jahr 1959 mit "Sechs Mädchen über Sex" auf: "So etwas hätte keine andere Zeitschrift formuliert."

Die Ausstellung "Willy Fleckhaus - Design, Revolte, Regenbogen" ist vom 26.8. bis zum 11.12.2016 im Museum für Angewandte Kunst Köln MAKK zu sehen.

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