Die Situation ist rechtlos

Martina Steis im Gespräch mit Andrea Gerk · 25.09.2013
Pussy-Riot-Mitglied Nadeschda Tolokonnikowa ist aus Protest gegen die Haftbedingungen in ihrem Straflager in den Hungerstreik getreten. Die Situation von Gefangenen in Russland sei so, wie Tolokonnikowa es beschreibt, erklärt Martina Steis, Mitglied der Unterstützergruppe für Pussy Riot.
Andrea Gerk: Bei mir im Studio ist jetzt Martina Steis, die rund um die Uhr für Pussy Riot im Einsatz ist, sie ist Mitglied der internationalen Unterstützergruppe für Pussy Riot und kennt auch die Mitglieder persönlich. Erst mal guten Abend Frau Steis!

Martina Steis: Guten Abend!

Gerk: Wie geht es denn Nadeschda Tolokonnikowa in der Einzelhaft, wissen Sie was?

Steis: Wir wissen, dass sie seit Montagabend in dieser Einzelzelle untergebracht wurde, am Dienstag hatte sie Besuch von ihrer Anwältin. ( ... ) Die Unterbringung ist dergestalt, dass es eine einzelne Zelle ist, Sie hat tagsüber nur die Möglichkeit da zu sitzen, die Temperatur in der Zelle liegt bei zwölf bis 14 Grad. Das heißt also, wenn man bedenkt, dass sie im Hungerstreik ist, was sowieso die Körpertemperatur schon mal senkt.

Auch mit wärmender Kleidung hat sie es nicht geschafft, in der Zelle warm zu werden. Es ist schlecht beleuchtet, sie kann also kaum lesen, kaum mit den Papieren arbeiten, mit denen sie im Moment arbeiten müsste. Und dann gab es gestern Abend einen Aufruf bei der entsprechenden Lagerleitung in Mordowien anzurufen, mit der Forderung, dass man zumindest die Raumtemperatur dort erhöht und das hat, wie wir jetzt seit heute Mittag wissen, auch tatsächlich funktioniert.

Gerk: Sind denn solche Zustände in russischen Straflagern - sie haben sich ja viel damit beschäftigt - ist es mehr so ein Einzelfall, wie sie das jetzt dargestellt hat in diesem Brief, oder ist das gang und gäbe?

Steis: Nein. Die Situation von Gefangenen in Russland ist wirklich genauso rechtlos, wie sie es beschreibt. ( ... )


Das vollständige Gespräch mit Martina Steis können Sie mindestens bis zum 25.2.2014 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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