Die Mutter des sprechenden Elefanten

Von Paul Stänner · 14.12.2011
Elfie Donnelly ist vor allem für "Törö" und "Hexhex" berühmt. Die Autorin sichert sich mit dem sprechenden Elefanten Benjamin Blümchen und der kleinen Hexe Bibi Blocksberg seit Jahrzehnten einen Platz in Kinderherzen. Ihr eigenes Herz hat seinen Platz auf Ibiza gefunden.
An der langen Auffahrt zu Elfie Donnellys Haus auf Ibiza steht ein Verkehrsschild, dreieckig mit rotem Rand, in der Mitte eine Frauengestalt auf einem Besen: eine Warnung vor tief fliegenden Hexen.

"Wenn wir nach rechts schauen, liegt vor uns das Meer. Der Sonnenuntergang ist auch im Winter, wenn dann die Sonne nicht mehr im Meer versinkt, sondern hinter den Bergen, ein ganz magischer Moment, wo alles still wird und kurz bevor die Sonne untergeht, erheben sich ganz viele Vögel, im Moment sind es Rotkehlchen aus unserem Affenbrotbaum und flattern davon, wer weiß wohin?"

Elfie Donnelly blickt über den Affenbrotbaum, den Swimmingpool und das weite Anwesen. Auf halber Höhe, in der Mitte des Halbrunds, liegt das Haus, eine ehemalige Finca. Einen Teil ihres schönen Hauses verdankt die Autorin der Hexe Bibi Blocksberg, einen anderen Teil einem blauen Elefanten.

Der Elefant Benjamin Blümchen ist der Serienheld eines Kinderhörspiels, der seit dem Ende der 70er-Jahre Generationen von Kindern glücklich gemacht und ihre Eltern in die Verzweiflung getrieben hat. Benjamin ist eine Erfindung von Elfie Donnelly. Sie arbeitete damals für das Kinderhörspiel des Senders Freies Berlin.

Der SFB wollte das Hörspiel nicht, aber ein Freund vermittelte Elfie Donnelly an einen Hörspiel-Verlag und aus Blümchen wurde eine Kultfigur. Damit fing alles an – und dabei ist es geblieben. Auch jetzt noch, nahezu 35 Jahre nach Benjamin Blümchen, erfindet Elfie Donnelly Helden für Kinder – respektive Heldinnen:

"Emma Panther ist eine elfjährige Berlinerin, sie ist Halbwaise, lebt mit ihrem Vater, einem Feuerwehrmann, im Feuerwehrhaus, hat eine unerträgliche Halbschwester, hat ein großes Problem damit, dass sie ein bisschen zu klein für ihr Alter ist, ist sehr clever und wird fast versehentlich Geheimagentin."

Elfie Donnelly ist nicht allzu groß, nicht allzu schlank und trägt leichte, bunte Kleider, wie man sie auf Ibiza, der ehemaligen Hippie-Hochburg, häufiger findet. Faszinierend sind ihre Augen, die den Gesprächspartner ruhig und konzentriert festhalten.

Elfie Donnelly wurde 1950 in London geboren, Tochter einer Österreicherin und eines Engländers mit irischen Wurzeln. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht, nach britischem Recht kommt sie zum Vater. Da der aber selten erscheint, wächst sie bei ihren Großeltern auf, bis sie mit vier Jahren zu ihrer Mutter nach Wien kommt. Die Mutter muss arbeiten, also wächst sie auch hier mit ihren Großeltern auf. Der Opa war Stalinist - und Büchernarr:

"Mein Großvater war auch ein begnadeter Geschichtenerzähler, und am schönsten war’s, wenn ich abends vorm Schlafengehen noch zu ihm ins Bett kriechen konnte und er erzählte mir Abenteuergeschichten und er brachte mir die Weltgeschichte nahe, in dem er mich zur Heldin machte, also es war Elfie Columbus, die Amerika entdeckte, ach es fällt mir alles gar nicht ein – die griechischen Heldensagen, die waren immer mit mir besetzt, ich hatte immer die Hauptrolle. Das hat mich sehr sehr aufgebaut."

Die Mutter stirbt, als Elfie 15 Jahre alt ist. Elfie ist ein schwieriger Teenager, aufsässig und rebellisch und fliegt von der Schule.

"Mein Lieblingslied Under the boardwalk in der Interpretation der Rolling Stones stammt aus der Zeit, als ich 15 war und das war für mich lange Jahre sehr wichtig, ich hab dieses Lied immer wieder gehört, das war ein Aufbruch ins Erwachsenenleben."

Elfie Donnelly heiratet früh, bekommt ein Kind, die Ehe scheitert. Dann lernt sie Peter Lustig kennen, den Erfinder und Moderator der TV-Sendungen "Pusteblume" und "Löwenzahn". Sie heiraten und gehen nach Berlin. Elfie Donnelly schreibt "Benjamin Blümchen" und verdient viel Geld. Aber das Geld allein macht sie nicht glücklich, die knapp Dreißigjährige steckt in einer Sinnkrise.

Einer Mode der Zeit entsprechend war Indien der Fluchtort, ein Land, das sie auch heute noch fasziniert. Bhagwan war damals der Guru auch für Elfie Donnelly. Als später klar wurde, dass das alles auch seine dunkle Seite hatte, dass sich im Untergrund des Bhagwan-Staates ein faschistisches System etabliert hatte, war das eine große Enttäuschung. Sie war damals 32 Jahre alt und der Guru war Geschichte. Und auch mit Herrn Lustig war Schluss.

Elfie Donnelly hat sich nie mit dem Gedanken wohlgefühlt, dass sie keine Heimat hatte. Sie lebte in mehreren Ländern mit mehreren Männern. Aber dann begegnete ihr Paul.

Seit acht Jahren sind sie zusammen. Mann und Wohnort stehen also fest, vorerst bleibt es bei Ibiza, wo ihre neue Heldin Emma Panther geboren wurde. Emma ist fast eine Anti-Heldin, ein elfjähriges Mädchen, asthmakrank, im Konflikt mit ihrer Umwelt lebend – Elfie Donnelly, mittlerweile 62 Jahre alt, verarbeitet hier auch ihre eigene Kindheit:

"Bei der Emma ist mir das sehr wichtig, dass man ihre Emotionen auch fühlt, dass man sich stärker identifizieren kann mit ihrem Innenleben. Bei Bibi interessiert man sich nicht dafür, was sie so fühlt, weil man interessiert sich dafür, was sie macht, sie ist auch eine, die immer für Gerechtigkeit kämpft und auf der Seite der Schwachen ist, während Emma mit ihren eigenen Problemen auch zu kämpfen hat."
Mehr zum Thema