Die Lockvögel

Von Christina Rubarth · 10.05.2012
Trendsport Crowbusting: Immer mehr Jäger entdecken die Krähenjagd als neues Freizeitvergnügen. Mit immer ausgefeilterer Technik und Ausrüstung - denn Rabenvögel sind schlau. Tierschützer protestieren.
Ein Uhu schlägt mit den Flügeln. Lebensgroß, aber aus grau-braunem Plastik. Aus seinem Bauch hängt eine Kordel. An der zieht Jan Lorenz. Dann bewegen sich die Flügel des Fake-Uhus langsam auf und ab. Der Uhu, das ist der Lockvogel des Westfalen, Ende 20 ist der, sein Hobby: die Jagd.

"Dieser Uhu sieht sehr echt aus von Weitem und wird in relativ geschütztem Bereich aufgestellt, wo man sich gut verstecken kann als Jäger, und die Krähen entdecken den Uhu und fangen sofort an, ihn zu umkreisen oder zu ärgern und das ist eine Form der Krähenjagd, indem man mit einem Lock-Uhu die Krähen anlockt und sie dann erlegt."

Jagen mit einem künstlichen Uhu als Lockbild - eine fast schon traditionelle Form der Jagd. Denn immer mehr Jäger greifen nicht zu einem Uhu aus Plastik, der die Krähen anlocken soll, sondern zu einer ganzen Schar künstlicher Krähen.

Aufgestellt im Morgengrauen soll den Vögeln so ein sicherer Rast- oder Futterplatz vorgetäuscht werden. Die Vögel nähern sich dann – und enden genauso wie ihre Artgenossen, die mit Fake-Uhus angelockt werden: Sie werden erschossen.
Jäger jagen Raben- bzw. Aaskrähen, weil sie Feinde heimischer Tiere sind, wie Hasen, Kaninchen oder sogar Kitze, sagt Lorenz.

Sie hacken Löcher in die Schutzfolien von Silagen, picken Tierfutter heraus. Und Lorenz erzählt von Krähen, die selbst junge Schafe angegriffen haben sollen. In sieben Bundesländern dürfen die Vögel gejagt werden – jenseits der Brutzeit, also nicht im Frühling und Frühsommer.

Krähen gelten als intelligent, ausgestattet mit guten Augen. Deshalb legen sich die Jäger nicht einfach auf die Lauer, nein, sie verkleiden sich.

Jan Lorenz: "”...deshalb braucht man einen Tarnanzug, wie zum Beispiel diesen Krähentarnanzug. Der besteht aus einem Art Netz auf dem gefärbte Kunststoffblätter angebracht sind, so dass man im Versteck fast unsichtbar für die Krähen, aber auch für Menschenaugen wäre...und aus einem sicheren Versteck kann man die Krähen dann erlegen.""

Lorenz´ Tarnanzug, sein künstlicher Uhu – sie gehören zur Grundausstattung eines Krähenjägers. Diese Ausstattung ist endlos erweiterbar. In Internetforen tauschen sich Jäger aus, geben sich gegenseitig Tipps, berichten von Tarnkappen, federbestückten Handschuhen und Pfeifen, die den Notruf der Krähe nachahmen, um weitere Tiere anzulocken.

Jan Lorenz greift in seinen Waffenschrank, nimmt seine Waffe heraus, eine Schrotflinte.

"Die Flinte hat in einer Patrone viele kleine Kugeln, damit man auf ca. 30 Meter in einen Baum zum Schlaf einfallende Krähen oder vorbei fliegende Krähen erlegen kann. Durch die Schrotgabe ist die Krähe sofort tot. Mit einer Büchse – wie dieser hier - kann man mit einem Kleinkaliber auch auf 100 Metern eine auf dem Boden sitzende Krähe erlegen, wenn sich im Hintergrund ein geeigneter Kugelfang befindet."


...und das war es dann für die Krähen im Westfälischen...


Programmtipp:

Die Große Vogelschau im Deutschlandradio Kultur vom 7.-12. Mai: Da fliegen sie wieder!