Die Kunst der Verbindung

Von Holmar Attila Mück · 23.06.2012
Das Leben ist eine Reise, eine Reise, auf der wir uns überwiegend auf Brücken bewegen. Die meisten haben wir selbst gebaut; mitunter brechen wie sie auch hinter uns ab, weil inzwischen das Leben eine andere Richtung genommen hat. Wie immer die Bilanz am Ende aussehen mag -das Leben ist eine Sammlung von Brückenerfahrungen: Brücken, die uns zueinander führen, die uns verbinden, die jedermann, wo auch immer, begehen - und verstehen kann.
Der Weg über die Rialto- und Seufzerbrücke, die Brooklyn Brigde, die Budapester Kettenbrücke oder die Brücke, die über die Drina führt, diese Wege führen direkt ins Reich der immateriellen, imaginären Brücken. Was wären wir ohne sie?! Dort finden wir die Musik Bachs und Mozarts, die Gedichte Ovids und Rimbauds, die Bilder Michelangelos und Picassos, die Punktschrift von Louis Braille, die Signale von Samuel Morse.
Wer nennt die Namen der stillen Brückenbauer: Entwicklungshelfer, Lehrer, Ärzte und Schwestern, Piloten oder Politiker? Bis heute verbinden sich mit dem Brückenbau, der Königsdisziplin der Architektur, unverwechselbare Geschichten von Liebe und Abschied, Zauber und Verhängnis, aber auch, wie bei der Waldschlösschenbrücke in Dresden, so manche Posse.

Eine Brücke ist ein Bauwerk zum Überspannen von Hindernissen beziehungsweise zum Führen von Verkehrswegen (wie beispielsweise Straße, Schiene, Wasserstraße) oder baulichen Anlagen über natürliche (wie beispielsweise Flüsse, Meerengen, Schluchten) oder künstlich angelegte (wie beispielsweise Autobahnen oder Eisenbahnstrecken) Hindernisse.
Brücke: Wikipedia

Monatsbrücken, Flussbrücken, Bahnbrücken, Autobahnbrücken, Brückenbilder, Brückenlinks - eine private Homepage mit ganz vielen Brücken:
www.karl-gotsch.de
Eine rein private Homepage, in der es dem Autor nicht nur darum, die größten und bekanntesten Brücken aufzulisten, sondern auch um die Storys und die Hintergründe, die mit dem Bau oder dem Betrieb der Bauwerke verbunden sind. Auch über die Geschichte des Brückenbaus, ihre Pioniere und Rückschläge sowie technische Details möchte er informieren.
www.bernd-nebel.de/bruecken/

"Von allem, was der Mensch in seinem Lebenstrieb errichtet und erbaut, scheint meinen Augen nichts besser und wertvoller zu sein als die Brücken.
Sie sind wichtiger als Häuser, heiliger, weil gemeinsamer, als Kirchen. Allen gehörig und allen gegenübergleich nützlich, immer sinnvoll errichtet an dem Ort, an dem die meisten menschlichen Bedürfnisse sich kreuzen; sie sind ausdauernder als andere Gebäude und dienen keinem heimlichen oder bösen Zweck."

schreibt der Dichter Ivo Andric, der mit seinem Roman "Die Brücke über die Drina" dem Bauwerk ein bleibendes Denkmal gesetzt hat.

Ivo Andric
Die Brücke über die Drina
Eine Wischegrader Chronik. Roman..
2007 Süddeutsche Zeitung / Bibliothek
Als Kind war Mehmed Pascha, aus einem kleinen bosnischen Dorf nahe Wischegrad stammend, von den Türken entführt worden. Nach einer beeindruckenden Karriere erfüllt er sich schließlich als Großwesir des türkischen Sultans einen Traum: Die Brücke über die Drina soll das Abend- und das Morgenland, den Ort seiner Herkunft mit den Orten seines Lebens verbinden. Unter vielen Mühen und Opfern vor allem der ortsansässigen Bevölkerung wird die steinerne Brücke gebaut; 1571 vollendet, bildet sie fortan mit ihren elf prächtigen, weitgespannten Bögen den Mittelpunkt des Lebens in Wischegrad. Sie wird Zeuge der großen Auseinandersetzungen zwischen Orient und Okzident, erlebt den Rückzug der Türken, die Ausbreitung des österreichisch-ungarischen Reiches. 1914 wird sie zerstört - eine Welt geht in Stücke.
Auszug aus dem Manuskript:
Wenn wir BRÜCKE sagen, dann denken wir zuerst natürlich an die erbauten Verbindungswege aus Holz, Stein, Stahl und Beton, und uns fallen auf Anhieb eine Reihe klangvoller Namen ein:
Die Brooklyn Bridge, die Rialtobrücke, die Tower Bridge, die Brücke von Mostar, der Pont Neuf und der Pont Mirabeau, der Ponte Vecchio ... .

die Golden Gate Bridge, die Engelsbrücke, die Prager Karlsbrücke, die Brücke am Kwai, die Puente de los Alemanos in Malaga ...

... die "Glienicker Brücke" bei Potsdam, die Budapester Kettenbrücke, die Brücke von Arnheim und Remagen, die "Brücke über den Großen Belt" oder der Pont de Langlois.

... die kleine Zugbrücke bei Arles, die durch Vincent van Gogh zu Weltruhm gelangte!
BRÜCKEN!

Wenn wir "Brücke" sagen, denken wir zugleich auch ihren Widerspruch die GRENZE, unbewusst mit: Brücke als Grenze"?
Bewegt sich nicht unser Leben zwischen diesen beiden Punkten Brücke und Grenze?
Zwei Begriffe, die sich ausschließen und doch einander bedingen.
Die Brücke braucht die Grenze. Sie ist ihre Herausforderung, sie ist Provokation. Sie verdankt der sicht - und unsichtbaren Grenze ihre Existenz, ihre Notwendigkeit.
Brücke, das ist das Bejahende, das Suchende, die Neugier.
Die Grenze .
Das ist abgrenzen, umgrenzen, begrenzen, Grenzsicherung, Grenzposten, Grenzstreifen, Grenzzaun... Grenzverletzer!
Grenze ist Stillstand, Angst, Einschränkung, Abschottung, Existenz bedrohend, zukunftslos!
Aber sind wir, um s e i n, um überleben zu können, nicht zum Verbinden gezwungen: Ufer mit Ufer, Hügel mit Hügel, Kontinent mit Kontinent, das eine Meer mit dem anderen?
Die Erde mit den Gestirnen!?
Vieles will Brücke sein - und ist Brücke:
Die Musik und ihr leichtfüßiger Sprössling das Lied,
die Malerei, die Sprache und ihr schönstes Kind das Gedicht, die Hand, die Haut...
Keine dieser Brücken, die nicht jedem Zutritt gewährt; nur eine, die wohl schönste unter den Brücken verwehrt den Zugang, wird von unbekannter Hand gestaltet - und bleibt allein den Träumern vorbehalten - der Regenbogen, der Weg zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Irdischen und dem Geistlichen.
Ein Phänomen, das astrophysikalisch natürlich leicht zu erklären ist.
Aber wer will das wissen, wenn er auf Tau getränkter Wiese liegt und träumt?
Schöner ist es bei Moses im alten Testament vom Regenbogen zu lesen, den Gott als Ausdruck seiner Versöhnung mit uns in seinen Weltentwurf vorsah.

Jörg Schlaich ist ein weltweit anerkannter Fachmann für unkonventionelle Ingenieurbauwerke. Bekannt ist er unter anderem durch filigrane Fußgängerbrücken, hohe Stahltürme und aufwändige Seilnetzkonstruktionen, mit denen er architektonisches Neuland betrat. Wikipedia: Jörg Schlaich
Die Brooklyn Bridge! -

Ich habe mich schon immer für Brücken interessiert und habe zu Weihnachten von meinen Eltern und von meinen Geschwistern Brückenbücher bekommen und ich bin auch immer viel gereist mir Brücken angeschaut. Insofern ist die Brücke für mich die Brücke sozusagen ein Teil meines Lebens...

Der Brückebauer, der Bau-Ingenieur zeichnet sich dadurch aus, dass es seine eigene Aufgabe ist, dass er nicht der Statiker ist, dass er nicht der Erfüllungsgehilfe für irgendjemand ist, sondern dass er der "creator", der Entwickler, der Ideenfinder für eine schöne Brücke ist.

Ich hatte sehr früh das große Glück. Brücken entwerfen zu dürfen und ich habe, da bilde ich mir ein bisschen was darauf ein, insbesondere die Rolle der Fußgängerbrücke sehr früh erkannt, die nicht einfach die üblichen Brücken sind...

Weil die sich sozusagen zum sozialen Kontext hinbewegen; über eine große Brücke fahre ich in einer Blechkiste, aber über eine kleine Brücke gehe ich drüber und ich fasse sie an,

also eine Fußgängerbrücke ist eine Brücke zum anfassen, damit muss sie menschliche Maßstäbe haben, muss sie auch im Detail sauber sein, angenehm und Freude bereiten....

Eine Fußgängerbrücke kann man krümmen, kann man winden, kann man s-förmig ausbilden und es gibt so viele Möglichkeiten, wo man spielen kann, seine Freude daran haben kann...

Judith Dupré
Brücken
Die Geschichte berühmter Brücken
1998 Ullmann/Tandem



Hart Crane
Die Brücke - The Bridge
Ein Gedicht. Nachw. v. Klaus Reichert. Engl.-Dtsch.. Aus d. amerikan. Engl. u. komment. v. Ute Eisinger
2004 Jung und Jung
"Die Brücke" gilt heute als Schlüsseltext der amerikanischen Moderne. Nun liegt die erste vollständige Übersetzung dieses Werks vor.

Einen "fortstürmenden Dithyrambus, worin die Brücke ein Symbol bewussten Zeit- und Raumüberspannens wird", nannte Hart Crane seine Sinfonie des amerikanischen Kontinents in acht Sätzen.

Sein Vorhaben war so kühn wie einst der Bau der Brooklyn-Bridge über den East River. Die Gegensätze zwischen Technologie, Naturmythologie und Großstadterfahrung sollen im zentralen Symbol der Brücke aufgehoben werden, und dafür benutzt er historische Erzählungen, von Pocahontas bis Columbus, sowie die unterschiedlichsten musikalischen Verfahren: einzelne Stränge klingen wie Indianergesänge, wie Blues oder Gospels, andere wie irische Balladen oder Werbeslogans.
Als der visionäre Zyklus 1930 erschien, bewunderten ihn die einen für die kühne Metaphorik, die scharf geschnittenen, einander durchkreuzenden Bilder, die anderen liebten ihn wegen der Maßlosigkeit, die daraus sprach, der Exzesse und der quälenden Verzweiflung, die das Lebensgefühl Cranes bestimmten.

Crane wurde mit Walt Whitman verglichen, mit Emily Dickinson, Percy B. Shelley. Zu seinen Bewunderern zählten so unterschiedliche Künstler wie Tennessee Williams, Robert Lowell, Eugene O'Neill, Walker Evans, Charles Chaplin und Harold Bloom.

Le pont Mirabeau
Unterm Pont Miabeau

Unterm Pont Mirabeau fließt die Seine,
Was Liebe hieß,
muss ich es in ihr wieder sehen?
Muss immer der Schmerz vor der Freude stehn?
Nacht komm herbei, Stunde schlag!
Ich bleibe, fort geht Tag um Tag.
Die Hände, die Augen geben wir hin.
Brücken die Arme,
darunter unstillbar ziehn
die Blicke, ein mattes Fluten und Fliehn,
Nacht komm herbei, Stunde schlag!
Ich bleibe, fort geht Tag um Tag.
Wie der Strom fließt die Liebe, so
Geht die Liebe fort.
Wie lange währt das Leben! Oh,
wie brennt die Hoffnung so lichterloh!
Nacht komm herbei, Stunde schlag!
Ich bleibe, fort geht Tag um Tag!


"Unterm Pont Mirabeau" - Eine Liebeserklärung an eine Brücke, die nicht zum großen dichten Ensemble um Notre Dame zählt und etwas verträumt wirkt.
Das Wasser fließt wie die Zeit, alles zieht fort: Augen, Stimmen, der Schmerz...
Nichts bleibt uns außer der Sehnsucht.

Das muss der Dichter Guillaume Apollinaire so empfunden haben, wenn er am eisernen Geländer der Brücke stand, die sich unten im Südwesten, hinter dem Flussbogen über den Strom spannt. 1896 war der grüne, eiserne Übergang fertig. Von hier hat man einen weiten Blick hinein ins Herz von Paris.... Ein etwas ruhigeres Revier, manch einer entdeckt sogar die vier allegorischen Figuren unterhalb der Brüstung; sie stehen oder hocken fast schon im Flusse für die Stadt Paris und sind gleichsam die Beschützerinnen der Schifffahrt, des Handels, der Fracht und Navigation.

Längst schon schmückt sich der Pont Mirabeau wie einige seiner flussaufwärts gelegenen Geschwister mit dem Rang eines Nationalen Denkmals.

Geräusche der Nacht
Literatur aus dem deutschen Strafvollzug 2008.
Hrsg.: Trägerkreis d. Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises f. Gefangene.
2008 agenda Verlag

wir spüren dich nicht, wir erwidern dich nicht. du wirst nichts finden, keine lebendige nische zum verkriechen, keine schutzzone für träume, nicht einen warmen flecken. ( ) unsere tonlose eintönigkeit wirst du hören, bis du taub bist auf allen frequenzen. nie könntest du einen freudenfunken aus uns herausschlagen, nie könntest du uns zum schwingen bringen. wir atmen nicht, wir blühen nicht, wir singen nicht, wir flirten nicht, wir vergehen nicht. (Stefan Neumann)
Mit dem Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene werden alle drei Jahre Autoren und Autorinnen ausgezeichnet, die auf eindrückliche Weise ihr leben in Haft zu Papier gebracht haben. Die nunmehr siebte Ausschreibung(2008) stand unter dem Motto Geräusche der Nacht . Aus den in dieser Anthologie versammelten Texten erfahren wir viel über die knastspezifische, oft fremd anmutende Geräuschkulisse in der Nacht, über ihre Wirkungen auf die Gefangenen, die einsamen Nächte in den vier Wänden, über das Zurückgeworfensein auf sich selbst, die inneren Qualen und Hoffnungen. Die Texte überzeugen durch ihre authentische Darstellung.

Auszug aus dem Manuskript:
Weggeschlossen. Unsichtbar gemacht. Aber keine Mauer ist so dicht, dass nicht doch ein Wort, ein Ruf hindurchringt.

Schreiben im Knast. Das ist eine oft schmerzvolle Auseinandersetzung mit dem

Leben davor, dem Sein "da draußen", zu dem es keine Brücke mehr gibt, es sei denn, man betrachte das Telefon, den Brief, das Radio, das Fernsehen, die Zeit-ungen als Brücken. Das sind sie ohne Zweifel; bewusst wird das besonders in Ausnahmezuständen, Grenzsituationen, in denen man ganz auf sich zurückgeworfen ist.

Die Texte aus dem Gefängnis sind wichtig, sind wirklich eine Brücke, weil sie denen "da draußen" ein Bild vermitteln, das sie nicht kennen und denen einen Zugang zu Menschen ermöglichen, die abseits stehen, aber eine W ü r d e haben....Das ist wohl die wichtigste Botschaft, die von diesen Texten ausgeht.
Seit den 70er Jahren wird alle drei Jahre der Ingeborg - Drewitz-Literaturpreis für Gefangenenliteratur verliehen. Er erinnert an die Schriftstellerin, die sich mit großem Engagement um Strafgefangene kümmerte.

Getragen wird der Preis von der Gefangeneninitiative e.V. Dortmund, dem Strafvollzugsarchiv der Universität Bremen und der in Europa einmaligen Dokumentationsstelle für Gefangenenliteratur der Universität Münster.
Ihr Schöpfer ist der Germanistik-Professor Helmut H. Koch. Er ist pensioniert, und sein Werk sucht eine Fortsetzung. Woran mangelt es? Geld, politisches Interesse, Kompetenz?
In der Publikation "Geräusche der Nacht" werden die Arbeiten der Preisträger von 2008 vorgestellt. Darin stehen auch die nicht gerade aufmunternden Zeilen von Helmut Pammler:

Dein Los
Rechtlos
Glücklos
Wohnungslos
Arbeitslos
Heimatlos
Dein Los, sagen sie dir
Habest du in deiner Hand
Wir wissen nicht wann
Wir wissen nicht wo
Wir wissen nicht wie
Wir wissen nicht ob
Wir wissen nicht warum
Wir wissen nicht wie lange
Aber wir glauben zu wissen, dass...
Die Jungfernbrücke in Berlin-Mitte ist die älteste noch erhaltene Brücke der Stadt und zugleich die einzige Klappbrücke. Sie überspannt den Spreearm Schleusengraben und verbindet die Straßen Friedrichsgracht und Oberwasserstraße.

Die Geschichte "der" Glienicker Brücke ist - zunächst einmal im Wortsinne - mehr als die Geschichte nur einer Brücke. Denn an der Stelle der heutigen Eisen/Stahlkonstruktion verband seit dem 17. Jahrhundert zunächst eine (später erneuerte) Brücke aus Holz die Havelufer zwischen Berlin und Potsdam miteinander. War es anfangs ein Privileg der Kurfürsten und Könige, diesen "Holzweg" zu be(sch)reiten, um von Potsdam aus die Jagdgründe im Grunewald samt Jagdschloß Glienicke schneller zu erreichen, ging an der Brücke bald "die Post ab".
www.glienicker-bruecke.de

Auszug aus dem Mauskript:
Sie knarrten immer.

Nein, nichts Böses, Gräuliches verbindet man mit diesem liebevollen Gruß aus dem Vorgestern. Auch Brücken können sich ihr Schicksal nicht aussuchen.

Und wie ihre Besucher gehen auch sie verschieden damit um.

Manche rückt damit aufdringlich heraus, andere würden die eine und andere Daseinsphase gerne vertuschen. Das Letzte trifft wohl für die Glienicker Brücke zu, die Berlin mit Potsdam verbindet. Sie stand, wie unzählige andere Brücken in der Welt, für ein Paradoxon: Die Brücke als Grenze.

Es gibt sie ja eigentlich schon, in kleiner und hölzerner Form, seit Ende des 17. Jahrhunderts. In ihrer wunderschönen Umgebung, im Park und Schloss haben auf Wunsch des Hausherrn Prinz Carl von Preußen Peter Joseph Lenné, Karl Friedrich Schinkel, Ludwig Persius und der Fürst von Pückler-Muskau ihre unverwechselbaren Visitenkarten hinterlassen.

Die Brücke, die man heute sehen kann und die 1834 von russischer, kaiserlicher Hand geweiht wurde, hat sich in der Gestalt nicht wesentlich geändert.

Gut 100 Jahre später werden die Landsleute der russischen Majestät wieder hier sein, allerdings mit Kalaschnikow und Rotem Stern an der Mütze. Sie waren die Sieger - und blieben "für länger". Der Havel-Übergang nennt sich bald "Brücke der Einheit" und wird nicht viel später schon ein makabres Symbol der Trennung sein.

Als "Basar der Spione" oder einfach nur "Agentenbrücke" geht sie in die Geschichte unter der Rubrik "Kalter Krieg" ein.
Dreimal traf man sich in der Mitte der Brücke: 1962 geben die Amerikaner den Russen ihren Spitzen-Spion Obert Abel zurück und nehmen ihren "Aufklärungspiloten" Capitän Power mit nach Hause. Dreiundzwanzig Jahre später heißt das Verhältnis 23 zu 4! Und 1986 bekommt die UdSSR für den eingekerkerten Regimekritiker Schtscharanski drei ihrer "Aufklärer für den Frieden" zurück.
Wenn der ehemalige ARD-Korrespondent Lothar Loewe über Brücken und seine Zeit in der DDR nachdenkt, dann beginnt er eigentlich unerwartet, obwohl die Glienicker Brücke ein Stück Autobiographie ist.
Die B-Bridge in San Francisco, die eindrucksvollste Brücke, die ich kenne, ja, die Brücke über die Bucht von San Francisco...ist ja auch ein Weltwunder, dieser Brücke.

Es gibt eine andere Brücke, die mich beeindruckt hat, die ich mir speziell angesehen habe, ist die Brücke über die Weichsel, die Eisenbahnbrücke bei Derschau das war die erste Brücke, die im 2.Weltkrieg 1939 von deutschen Sturzkampfbombern zerstört wurde...

Ich habe als Junge darüber gelesen und bei irgendeiner meiner Fahrten durch Polen habe ich sie mir wirklich angesehen...

Die Glienicker Brücke würde mir nicht sofort einfallen.

Die (Glienicker) Brücke habe ich als Junge schon mal passiert, nicht ahnend, welche historische Bedeutung, die später noch mal haben wird..., die auch für mich in den Austauschaffären noch mal eine Rolle spielen würde...

Da ist der 2. Austausch ...Ich kannte Wolfgang Vogel sehr gut aus meiner Kor-respondentenzeit und hatte mit ihm Kontakt...und bei diesem Besuch kam er plötzlich und sagte: Pass mal auf, Du kannst mir einen Gefallen tun und kam mit einer Liste von 23 Namen...

Und dann berichtete er mir, alle diese Leute seien DDR-Bürger, frühere Spione der CIA, säßen mit zum Teil lebenslänglicher Haft...!

Vogel sagte: Die Amerikaner kümmern sich um diese Leute überhaupt nicht, die schmoren hier, die DDR würde sie gern freilassen, da gibt es ein Paar Agenten des Ostblocks in Amerika, also wir sind interessiert, die Amerikaner behaupten, sie kennen die gar nicht...ob ich dann mit dieser Liste in Washington was unternehmen könnte..

Ich kam aus Washington zurück und bekam von den Amerikanern als erster den Hinweis, weil ich ja der "Mann mit der Liste" war, dass dieser Austausch am 12. Juli 85 mittags um 12 auf der Glienicker Brücke stattfinden würde...

Von den Befreiten haben mich dann mehrere aufgesucht und meinten, ich hätte ihnen das Leben gerettet, was sicher stark übertrieben war, aber ich war sehr froh.

Ich habe nicht in den Kategorien des Brückenbauens gedacht, das muss ich zugeben...ich ließ mich leiten im Grunde genommen von Willi Brands Prinzip von der "Einheit der Nation", wenn Sie so wollen diese Verbindung, diese Brücke, das Gefühl der Gemeinsamkeit über die Grenzen hinweg zu erhalten.

Wer von den deutschen Politkern der Nachkriegszeit hat ein überzeugenderes und eindruckvolleres Zeichen für die Bitte um Vergebung und den Wunsch nach einer neuen Brücke geben als Willy Brand vor dem Denkmal für die Toten des Warschauer Aufstandes?

Richard J. Dietrich
Faszination Brücken
Baukunst, Technik, Geschichte.
2001 Callwey
Brückenkonstruktionen haben seit jeher die Phantasie großer Ingenieure und Architekten herausgefordert - auch wenn es unter den zeitgenössischen Bauwerken zahlreiche monotone Lösungen gibt. Was ist es also, das eine Brücke zu einem Bau-Kunstwerk macht? Was macht den Reiz vieler alter Brücken aus? Wie können heute wieder Brücken mit vergleichbarer Qualität gebaut werden? Diesen Fragen geht der Autor anhand von authentischem Material in großer Fülle nach. Sein Resümee für den heutigen Brückenbau zieht er aus seinen eigenen Bauwerken und Entwürfen. Dabei nimmt er die verlorenen Qualitäten vergangener Brückenbaukunst wieder auf, um zu neuer Gestaltsqualität, Vielfalt und technischer Perfektion zu finden.

Dirk Bühler
Brückenbau im 20. Jahrhundert
Gestaltung und Konstruktion.
2004 DVA
Entwurf und Ausführung einer Brücke sind seit jeher eine große Herausforderung für Architekten wie Ingenieure. Für den Benutzer und Betrachter haben die verbindenden Baukunstwerke nach wie vor eine ungeheure Faszination. Dirk Bühler befasst sich mit ihnen aus gestalterischer und technischer Sicht. Es stellt wegweisende Brückenbauten des 20. Jahrhunderts vor, unter besonderer Berücksichtigung unterschiedlicher Tragwerke und Baumaterialien sowie des Zusammenspiels von Form und Funktion. Ein reich bebildertes Fachbuch für Architekten und Ingenieure, eine fundierte Einführung für jeden interessierten Leser.

Ursula Baus, Mike Schlaich
Fußgängerbrücken
Konstruktion, Gestalt, Geschichte. Fotos v. Wilfried Dechau
2008 Birkhäuser


David J. Brown
Brücken
Kühne Konstruktionen über Flüsse, Täler, Meere.
2007 Callwey
Brücken sind Meisterwerke der Technik, oft von grandioser majestätischer Schönheit, und immer auch ein Triumph menschlichen Erfindungsgeistes. Sie sind auch Schicksalsorte - kriegerische, politische, romantische und historische. Kurzum - Brücken beflügeln unsere Fantasie. In diesem Buch werden 100 der bekanntesten und schönsten Brücken aus aller Welt vorgestellt - von den Aquädukten der Römer bis zur Brücke über den Belt in Dänemark oder dem Millau Viadukt in Frankreich. Neben spannendem Hintergrundwissen und Geschichten aus der Entstehungszeit der Brücke gibt der Autor ausführliche Informationen über Baumeister, Baujahr, Material und Größe.
Matthew Wells
30 Brücken
Einl. v. Hugh Pearman
2002 Callwey
Ein Buch für alle Brückenliebhaber!
Brücken gehören zu den faszinierendsten Bauwerken und ziehen als Teil der kulturellen und architektonischen Landschaft immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Der Anteil der technisch anspruchsvoll und architektonisch innovativ gestalteten Brücken hat in den letzten 10 Jahren weltweit zugenommen; der Brückenentwurf selbst ist zu einer Kunst geworden.

Die genauen Details zu allen 30 vorgestellten Brücken erklärt der Autor anhand von Abbildungen, Plänen und Konstruktionszeichnungen. Ein Buch auch für Architekten und Ingenieure.