Die Heroischen

21.04.2014
Die Nummer scheint Symbol. Beethovens Fünftes Klavierkonzert und Prokofjews Fünfte Symphonie sind große Werke, ihrem Umfang und Auftritt nach. Beethovens Opus 73 steht in Es-Dur, der Tonart der "Eroica". Prokofjews Opus 100 wurde schon bald als Fortsetzung von Alexander Borodins "Helden-Symphonie" wahrgenommen. Tugan Sokhiev und das Deutsche Symphonie-Orchester gehen mit dem heroischen Doppel nach den Berliner Konzerten auf Reisen: Sie gastieren im Wiener Musikvereinssaal.
Solist ist hier wie dort Lars Vogt. In den 24 Jahren seit seinem Preisgewinn in Leeds, dem entscheidenden Anschub seiner internationale Karriere, hat er ein reiches Repertoire eingespielt - von der Klassik bis zur aktuellen Moderne, von Solowerken bis zu den großen Konzerten für Klavier und Orchester. Er ist ein Künstler der Differenzierungen und genauen Schattierungen. Beethovens Fünftem Klavierkonzert kommt das zugute.In den Erkundungen des russisch-slawischen Repertoires legt Tugan Sokhiev einen Schwerpunkt auf Prokofjews Oeuvre. Nach vielen musikalischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Schaffen Schostakowitschs erscheint eine konzentrierte Beschäftigung mit dem älteren Kollegen überfällig, denn Prokofjew wird nicht nur kontrovers beurteilt, die Kenntnisse über ihn erweisen sich oft als unsicher und lückenhaft.Sokhiev nahm sich zunächst weniger bekannte Werke vor, nun wendet er sich einem der populärsten zu, der Fünften Symphonie, die Prokofjew 1944 als Symphonie der Größe des menschlichen Geistes, als Lobgesang auf den freien und glücklichen Menschen konzipierte.In Russland wurden Symphonien nie als reines Spiel der Formen, sondern immer als Werke aufgefasst, die etwas sagen wollen. Welche Wege musikalische Themen nehmen, wie sie sich verändern und zueinander verhalten, wurde traditionell als erzählender oder dramatischer Prozess miterlebt. Die Fünfte stellt in dieser Hinsicht hohe Aufgaben und manche Rätsel.Wie wird Tugan Sokhiev, der mit der russischen Tradition ganz ursprünglich vertraut ist, sie lösen? Seine letzten Aufführungen mit dem DSO unterstrichen in aller kreativen Deutlichkeit, dass er großen, zu Klassikern gewordenen Werken eine signifikant eigene Lesart abgewinnt, die stets schlüssig und konsequent bleibt und die übergeordneten Zusammenhänge nicht verliert. Für Prokofjews Fünfte weckt dies hohe Erwartungen. (nach: "Die Heroischen" von Habakuk Traber, in DSO-Nachrichten 03/04/2014)
Live aus der Philharmonie Berlin

Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73

ca. 20:50 Konzertpause mit Nachrichten
Kriegmusik. Bemerkungen zu Beethoven und Prokofjew
Von Jan Brachmann
„Das Orchester nicht stören"
Volker Michael im Gespräch mit Tugan Sokhiev
Sergej Prokofjew
Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100

Lars Vogt, Klavier
Leitung: Tugan Sokhiev