Die Errungenschaften antiker Baumeister

04.04.2010
Römischer Zement, Aquädukte, gepflasterte Straßen, beeindruckende Kuppelbauten – die Liste antiker Bauerrungenschaften ist lang. Manche Brücken aus römischer Zeit werden heute noch unverändert genutzt. Archäologieprofessorin Brigitte Cech stellt die Funktions- und Bauweise vieler Geräte, Gebäude und Schiffe, die vor 2000 Jahren in Gebrauch waren, in ihrem Buch "Technik in der Antike" vor.
Man muss es einmal mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu glauben, wie das tonnenschwere Gewölbe sich in luftiger Höhe über das gesamte Rund des Pantheons in Rom erhebt, ohne jegliche Stützpfeiler. Über 43 Meter misst die frei schwebende Kuppel aus dem Beginn des 2. Jahrhunderts im Durchmesser. Diese Spannweite wurde erst 1800 Jahre später übertroffen. Eine Meisterleistung antiker Baukunst. Warum wurde später nicht mehr so gebaut? Wohin ist all das Wissen verschwunden? Für diese Fragen ist in dem Buch kein Platz. Es beschränkt sich auf das Wesentliche.

Der Fortschritt der Antike zeigt sich im Erfindungsreichtum. Wie lässt sich die Breite eines Flusses bestimmen, ohne ihn zu überqueren? Es reichen ein paar einfache Geräte zur Winkelbestimmung und die seit den Griechen bekannten Dreiecksgesetze. Man baute befestigte Straßen, trieb Tunnel durch Berge, schuf mit einem System aus Rinnen, Kavernen, Drainagen und Bleirohren eine ausgeklügelte Wasserversorgung für große Städte wie Rom oder Pompeii und errichtete die ersten Gebäude mit Fußbodenheizung. Es gab wasserfesten Mörtel und erstaunliche Kenntnisse in der Gewinnung und Verarbeitung von Metallen.

In thematisch geordneten Kapiteln präsentiert die Industriearchäologin Brigitte Cech diese Errungenschaften mit der Genauigkeit einer Bauanleitung, die einen beinah selbst zum antiken Baumeister macht. Herausgekommen ist eine mit vielen Abbildungen und Fotos angereicherte Sammlung vieler Verfahren aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen aus zumeist römischer Zeit. Hinweise über die Herkunft und den Ursprung dieser Verfahren sucht man allerdings meist vergeblich. "Technik in der Antike" beschränkt sich darauf, zusammenzutragen, was aus Funden und Ausgrabungen und den wenigen zeitgenössischen literarischen Quellen rekonstruiert werden konnte.

Mehrfach bedauert Brigitte Cech, dass der Platz in ihrem Buch nicht ausreiche, um der Darstellung mancher Aspekte wirklich gerecht zu werden. 256 Seiten sind sicherlich wenig für ein derart umfassendes Thema, zu dem schon viel geschrieben wurde. So erfüllt ihr Buch auch keinen enzyklopädischen Anspruch, sondern wirft helle Schlaglichter auf ausgewählte Beispiele. Ihr Schreibstil, der eher die trockene Luft akademischer Gelehrsamkeit verströmt, als den Esprit eines aufgeweckten Erzählers, entfacht dabei leider kaum die Leselust. Fachkundige Leser werden ihre Genauigkeit jedoch zu schätzen wissen. Ein Buch für Spezialisten oder solche, die es werden wollen.

Besprochen von Gerrit Stratmann

Brigitte Cech: Technik in der Antike
Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2010
256 Seiten, 29,90 Euro