Die einflussreichste Band der Welt

Von Carsten Beyer · 08.11.2012
Anfang der 1980er Jahre irgendwo in Norddeutschland: Mit gewagten Frisuren und selbst gebastelten Instrumenten setzen drei junge Musiker Trends, die Generationen von Bewunderern und Nachahmern beeinflussen. Zumindest behauptet das Lars Jessen in seiner Pseudodoku "Fraktus".
Hamburg Brunsbüttel, Anfang der 80er-Jahre. In der Diskothek "Bubble" schlägt die Geburtsstunde der vielleicht wichtigsten deutschen Band der letzten 30 Jahre: Fraktus. Mit gewagten Frisuren und selbst gebastelten Instrumenten setzen drei junge Musiker Trends, die Generationen von Bewunderern und Nachahmern beeinflussen.

Trio-Frontmann Stefan Remmler, Techno-Papst Westbam und Musikmoderator Peter Illmann - sie alle bezeugen den Elektro-Pionieren ihren Respekt.

"Also für mich waren Fraktus immer die Größten, muss ich sagen ..."
"Without Fraktus Techno would not have happened."
"Schade, dass dann von denen überhaupt nichts mehr kam irgendwie. Also, ich hab nichts mehr von denen gehört, ich weiß auch nicht mehr, was die machen. Nachdem die doch so spektakulär ihre Auftritte hingelegt haben, dachte ich mir, dass die mindestens noch die nächsten zehn Jahre zu hören sein werden, aber auf einmal war Schluss und das war's. "

Doch man soll niemals nie sagen. Ein ehrgeiziger Produzent, gespielt von Devid Striesow, möchte Fraktus wieder zusammenbringen, weil er sich davon Auftrieb für die eigene, festgefahrene Karriere erhofft.

"Was ihr habt, das ist doch was ganz, ganz Großes. Ihr habt doch eine Verantwortung für die Leute da draußen!"
"Weißt Du was? Also ich hätt' Bock!"

Doch noch muss einer überzeugt werden. Schlagzeuger Torsten Bage ist einst im Unfrieden von der Band geschieden und lebt seitdem als Musikproduzent auf Ibiza. Mit DJ Ötzi-Kappe und Arschgeweih spielt er hier seit 20 Jahren den starken Mann und hat in seiner Finca nur wenig Sehnsucht nach einer Wiedervereinigung.

"Kannst Du dir denn theoretisch ein Comeback von Fraktus vorstellen?"
"Nein."
"Das wäre doch auch für dich ..."
"Nein!"

Lars Jessens Pseudo-Doku ist nicht nur brüllend komisch – sie steckt auch voller Wahrheiten. Denn hinter dem angeblich so legendären Trio aus den 80er-Jahren stehen in Wirklichkeit Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jaques Palminger von der Hamburger Comedy-Truppe "Studio Braun", und die kennen sich aus im Musikgeschäft. Mit Genuss ziehen sie alles und jeden durch den Kakao: Von der nackten Gier der Labelmanager über den aufgeregten Dummsprech der Musikfernseh-Moderatoren bis hin zum Größenwahn der Kollegen.

Bei "Fraktus" stimmt jedes Detail. Und am Ende winkt sogar ein Auftritt auf dem MELT-Festival, dem heißesten Events des Sommers.
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