Die beste Kampagne ist die Messe selbst

    Von Hans von Trotha · 14.03.2013
    Unser Autor hat sich in die große Messehalle zu den Zuhörern der Buchpreisverleihung gesetzt. Und wundert sich zugleich über eine Werbekampagne der Messe und der Branche für das Medium Buch.
    Thomas Bernhard nannte es "sich auf den Kopf machen lassen". Literaturpreise und die Modalitäten ihrer Verleihung sind so eine Sache. Die Leipziger machen das ganz konsequent. Die Auszeichnung heißt nicht nur "Preis der Leipziger Buchmesse", sie wird auch mitten im Getümmel in der großen gläsernen Halle verliehen. Die Halle ist voll, das Stimmengewirr laut, da setzt ein Countdown ein, dann eine Fanfare, vergleichsweise großes Theater als Rahmen für eine Anerkennung von Rang.

    Der Preis hat Renommee. Oliver Zille, Chef, der Leipziger Buchmesse, zitiert Jean Paul: "Das Schöne am Frühling ist, dass er immer kommt, wenn man ihn braucht." Das hat schon einmal nicht geklappt in diesem Jahr, aber das macht nichts. Dann behauptet Zille gegen den Lärmpegel in der Halle, indem er sich an die Nominierten wendet: "Unsere ungeteilte Aufmerksamkeit gilt im Moment Ihnen und Ihren Büchern."

    Die Spannung steigt, verbunden mit echter tiefer Anerkennung für den Fleiß der Jury, die sich durch Hunderte von Werken in den Kategorien Übersetzung, Sachbuch und Belletristik gearbeitet hat, ein wahrer Dienst am Buch und an uns Lesern. Die Entscheidungen werden sämtlich freundlich aufgenommen. Die Preisträger freuen sich, und Helmut Böttiger, ausgezeichnet für sein Buch über die Gruppe 47, sagt den wirklich schönen Satz: "Ich werde überlegen, was das heißt, dass ich diesen Preis bekommen habe."

    So wichtig dieser Preis geworden ist, für die Messe und für die Branche, so unverständlich ist es, dass diese beiden, also Leipziger Buchmesse und deutsche Buchbranche, nun meinten, eine etwas peinlich anmutende Initiative starten zu müssen. Slogan: "Vorsicht Buch!" Zitat Presseerklärung: "Humorvoll und zum Teil überraschend warnen die Motive der Kampagne … vor der Kraft, die Büchern innewohnt." Vorsicht mit Kampagnen, kann man da nur sagen. Und: übers Ziel hinausgeschossen. Die beste Kampagne fürs Buch ist eh die Messe selbst.

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