Deutscher Buchpreis

"Reaktionäre Sehnsucht nach dem männlichen Wort"

Die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz
Die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz © dpa / picture alliance / Carmen Jaspersen
Moderation: Vladimir Balzer · 10.09.2014
Auf der Shortlist wird nur von "Autoren" gesprochen, nicht aber von "Autorinnen". Ein unwürdiger Vorgang, findet Marlene Streeruwitz. Auf der Longlist war die österreichische Schriftstellerin mit ihrem Roman "Nachkommen" noch vertreten. Nun sei sie "heilfroh, da heraußen zu sein".
"Es ist schlicht und einfach reaktionär und altmodisch, die Frauen nicht mehr zu benennen", sagte Streeruwitz im Deutschlandradio Kultur. Das Ganze sei ein unwürdiger Vorgang und sie sei "heilfroh, da heraußen zu sein". Außerdem wolle sie auch nicht, dass über einen gesprochen wird wie beim Pferdewetten.
"Ich denke, der Roman, die Literatur, sollte ein Bereich bleiben, der nicht messbar werden soll - weil das eines der letzten Refugien ist für eine nicht-statistische Welt."
Dass ein Roman stets stark von der Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis profitiert, hält die österreichische Autorin für hochgradig fragwürdig. Es handele sich um eine Marketingmaßnahme, die den gesamten Buchverkauf auf eine Person lenke:
"Das ist ein Zustand, der ganz schrecklich falsch und vor allem zerstörerisch ist".
Insgesamt solle "niemand dafür dankbar sein, dass eine zusammengeworfene Gruppe von Personen sagt 'Das ist das beste Buch'." Denn genau diese Hierarchien seien es, die eine Verwirtschaftlichung der Welt betrieben:
"Ich lehne das für die Literatur vollkommen ab."
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