Deutscher Buchpreis

"Die Shortlist ist anspruchsvoller als erwartet"

Die österreichische Publizistin, Kulturkorrespondentin und Literaturkritikerin Sigrid Löffler.
Die österreichische Publizistin, Kulturkorrespondentin und Literaturkritikerin Sigrid Löffler. © dpa / picture alliance / Manfred Krause
10.09.2014
Die im August veröffentlichte Longlist zum Deutschen Buchpreis sei zum Teil "abstrus" gewesen, sagt die Literaturkritikerin Sigrid Löffler. Über die sechs Finalisten könne man aber "durchaus diskutieren". Ein Buch hat es ihr besonders angetan.
Die Jury des Deutschen Buchpreises hat ihre diesjährige Shortlist bekannt gegeben. Im Wettbewerb um den besten deutschsprachigen Roman des Jahres wurden in Frankfurt sechs Bücher für das Finale nominiert. Die Auswahl sei "besser als die Longlist, denn die Longlist war zum Teil abstrus", sagte die Literaturkritikerin Sigrid Löffler am Mittwoch im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. "Man konnte gar nicht nachvollziehen, warum da gewisse Titel drauf waren."
Schriftsteller wie Robert Seethaler, Olga Grjasnowa oder Judith Hermann hätten ihr zwar gefehlt. Über die nun vertretenen Bücher von Thomas Hettche ("Pfaueninsel"), Angelika Klüssendorf ("April"), Gertrud Leutenegger ("Panischer Frühling"), Thomas Melle ("3000 Euro"), Lutz Seiler ("Kruso") und Heinrich Steinfest ("Der Allesforscher") könne man allerdings "durchaus diskutieren".
Großes Lob für Lutz Seilers Roman "Kruso"
Besonders hob Löffler den Roman "Kruso" von Lutz Seiler hervor. Es gebe bereits viele Bücher über das Leben in der DDR. "Aber dieses Insel-Epos über Hiddensee zeigt, dass da noch Erzählstoff vorhanden ist, der bisher von niemandem aufgegriffen wurde", so Löffler. Der Roman berichte von dem Leben von Aussteigern auf der Ostseeinsel, sei aber gleichzeitig ein Bildungsroman sowie eine Untergangsgeschichte, die vom Ende der DDR erzählt - "alles das in einen Roman gepackt, finde ich schon ganz großartig".
Bücher, die nicht nur dem Markt gefallen sollen
Auffällig an der diesjährigen Auswahl sei, dass "auf der Shortlist diesmal deutlich nicht-marktkonforme Bücher" stünden, die "anspruchsvoller sind, als man eigentlich vom Deutschen Buchpreis erwarten könnte". Kritisch sehe sie hingegen, dass der Buchpreis zu stark auf bestimmte Titel fokussiert sei, so Löffler weiter. "Alle Bücher, die nicht auf der Liste stehen, sind dann sehr benachteiligt und haben es im Herbst schwer - und oft völlig zu Unrecht."
Insgesamt wurden für den Deutschen Buchpreis 176 Titel von Verlagen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. Auf der am 13. August veröffentlichte Longlist standen noch 20 Titel, von denen die Kritiker-Jury nun die sechs besten ausgewählt hat. Verliehen wird der Preis am 6. Oktober im Rahmen der addon.
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