Deutsche Erstaufführung in Chemnitz

04.10.2013
Mit einem Paukenschlag eröffnete die Robert-Schumann-Philharmonie die Konzertsaison 2013/2014: Pünktlich zum 40. Todesjahr des venezianischen Komponisten Bruno Maderna erklang sein lange verschollen geglaubtes Requiem als Deutsche Erstaufführung.
Maderna (1920-1973) gilt als eine der Säulen der Darmstädter Ferienkurse für neue Musik, doch bevor er sich der Avantgarde zuwandte, hatten seine Werke eher neoklassizistischen Charakter. Aus kurzer deutscher Gefangenschaft heimgekehrt, begann Maderna noch vor Kriegsende, ein monumentales Requiem zu entwerfen, das in seinen Dimensionen an die Pendants von Verdi oder Berlioz erinnert. Erschüttert von den Ereignissen des 2. Weltkrieges konnte er sich damals nicht vorstellen, etwas anderes zu komponieren als eine Totenmesse, gedacht als pazifistisches Manifest.

Der amerikanische Komponist und Kritiker Virgil Thomson bekam die Partitur zu Gesicht, war tief beeindruckt und versprach Maderna eine Uraufführung in den USA. Dazu kam es damals nicht, und da Maderna sich 1948 intensiver mit der Zwölftonmusik auseinanderzusetzen begann, verlor er selbst das Interesse an einer Aufführung. Erst 2009 wurde die Partitur in einem amerikanischen Archiv aufgefunden und im Teatro Fenice in Venedig uraufgeführt.

Thematisch eng verknüpft, bildet die 6. Sinfonie von Peter Tschaikowsky einen gewichtigen Kontrapunkt. Sie steht im Zusammenhang mit dem mysteriösen Tod des Komponisten nur 9 Tage nach der Uraufführung im Oktober 1893 in St. Petersburg. Die kontrastreiche Anlage des Werks, in der Tschaikowsky seine ganze sinfonische Meisterschaft entfaltet, mündet in ein Finale von Mahlerscher Düsternis, das durch die vorangegangene "Parade höllischer Mächte" umso bestürzender wirkt und ein Werk von immenser Tragik beschließt – den frappierenden Abgesang eines tief unglücklichen Menschen auf Utopie und Realität des Lebens.



Stadthalle Chemnitz
Aufzeichnung vom 19.09.2013


Peter Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 ("Pathétique")

Bruno Maderna
Requiem für Soli, Chor und Orchester
(Deutsche Erstaufführung)


Jana Tomsche, Sopran
Katrin Göring, Alt
Bernhard Berchtold, Tenor
Renatus Meszar, Bass
MDR Rundfunkchor
Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz
Leitung: Frank Beermann