Deutsch-Afrikanischer Wirtschaftsgipfel

"Das Wirtschaftswachstum und die Chancen sind groß"

Uferstraße mit Skyline, aufgenommen am 26.03.2014 in Luanda in Angola. Zahlreiche Hochhäuser wachsen hinter der neugebauten Uferpromenade, der Bahia de Luanda in die Höhe.
Die Skyline von Luanda, der Hauptstadt Angolas, aufgenommen im März 2014 © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Heinz-Walter Große im Gespräch mit Nana Brink · 08.09.2015
Bei Subsahara-Afrika denken viele nach wie vor nur an Hunger, Armut, Krieg. Dabei sei das Potenzial des Kontinents beträchtlich. Allein sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befänden sich in Afrika, sagt Heinz-Walter Große.
Am 7. und 8. September findet in Berlin der German-African Business Summit statt. Gastgeber ist die Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (Safri). Deren Vorsitzender Heinz-Walter Große (B. Braun Melsungen AG) sieht in Afrika ein großes Potenzial für die deutsche Wirtschaft.
"Das Wirtschaftswachstum und die Chancen sind groß", sagt der Vorstandsvorsitzender der B. Braun Melsungen AG. Allein der sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befänden sich in Afrika. "Wir haben Wachstumsraten, die nahe an die zehn Prozent gehen." Hinzu komme eine "sehr junge Bevölkerung", die sich voraussichtlich bis 2050 verdoppeln werde.
Herausforderungen: Korruption und fehlende Infrastruktur
Für deutsche Unternehmen werde Afrika immer interessanter, so Große. So sei das Exportvolumen zwischen 2004 und 2014 um 64 Prozent von rund 14 Milliarden auf 23 Milliarden Euro angestiegen. Das mache allerdings nur rund zwei Prozent der deutschen Gesamtexporte aus.
Gleichwohl seien in den afrikanischen Ländern eine Menge Herausforderungen zu bewältigen, räumte Große ein. Zum Beispiel in der Infrastruktur, Energieversorgung, aber auch hinsichtlich Korruption. "Es gibt da eigentlich aus unserer Sicht null Toleranz", betont Große. "Dann wird man auch langfristig hier Veränderungen bewirken können."

Das Interview im Wortlaut:
Nana Brink: Afrika ist ja der demografisch und wirtschaftlich am schnellsten wachsende Kontinent. Er hat eine unglaublich junge Bevölkerung, allein in Mali oder Niger zum Beispiel sind 50 Prozent aller Menschen unter 15 Jahre alt. Allerdings hat der Kontinent auch viele diktatorische oder semi-demokratische Regime, die eine Entwicklung natürlich behindern. Aber wir müssen uns angewöhnen, auch von Afrika als dem Kontinent mit den meisten Chancen zu blicken, auch Chancen für die deutsche Wirtschaft übrigens. Und die stehen im Mittelpunkt des German-African Business Summit, der gerade in Berlin stattfindet, und wie wichtig der Bundesregierung das Thema ist und dieser Gipfel, das lässt sich schon an der Gästeliste ablesen. Gleich zwei Minister, Wirtschaft und Entwicklung, geben sich da die Klinke in die Hand. Und eingeladen zu diesem Gipfel hat die Subsahara-AfrikaInitiative der Deutschen Wirtschaft, und sie wird geleitet von Professor Heinz-Walter Große. Guten Morgen!
Heinz-Walter Große: Guten Morgen, Frau Brink!
Brink: Welche Chancen bietet der afrikanische Kontinent denn für die deutsche Wirtschaft?
Große: Der afrikanische Kontinent, und das muss man sehen, wird immer interessanter für die deutschen Unternehmen. Und im Grunde belegt das auch das Exportwachstum der letzten zehn Jahre. Das ist um 64 Prozent gewachsen von 2004 um rund 14 Milliarden Euro auf 23 Milliarden Euro in 2014. Und was wir trotzdem sehen, ist, dass die deutsche Wirtschaft eigentlich von ihren Gesamtexporten nur rund zwei Prozent nach Afrika exportiert. Und wenn Sie eben sehen, Sie haben das eben auch so anmoderiert, das Wirtschaftswachstum und die Chancen sind groß, allein sechs von zehn am schnellsten wachsende Volkswirtschaften befinden sich auf dem afrikanischen Kontinent. Wir haben Wachstumsraten, die an die zehn Prozent gehen. Wir haben, was Sie auch gesagt haben, eine sehr junge Bevölkerung. Und die Bevölkerung wird sich voraussichtlich bis 2050 verdoppeln.
49 unterschiedliche Märkte mit individuellen Potenzialen
Brink: Nun behindern ja viele Staaten, viele Entwicklungen in diesen Staaten die Entwicklung, eigentlich. Wie gehen Sie da vor als deutsche Wirtschaft. Das heißt, Sie müssen sich doch sehr genau angucken, wo Sie was investieren können?
Große: Ja, also ich denke, hier hat sich das Afrika-Bild schon in den letzten Jahren ziemlich gewandelt. Und natürlich, wir verfolgen alle die Negativmeldungen über einzelne Regionen. Auf der anderen Seite müssen wir sehen, dass wir beispielsweise auch in Subsahara 49 unterschiedliche Länder haben. Das sind 49 unterschiedliche Märkte mit ihren individuellen Potenzialen und ihren Rahmenbedingungen. Die Vielfalt, Heterogenität dieser Länder wird oft unterschätzt. Wir sprechen eben sehr oft nur von Afrika. Ich glaube, das, was hier auch wichtig für die deutsche Wirtschaft ist, ist, dass wir Best Practice Cases, dass wir Erfolgsmeldungen durchaus breiter in die Öffentlichkeit bringen und kommunizieren. Und dazu dient eben auch hier die Subsahara-Initiative der deutschen Wirtschaft.
Brink: Dann geben Sie uns doch mal ein paar positive Beispiele. Wo hat denn was funktioniert?
Große: Was funktioniert, und ich will das vielleicht einfach mal an dem Unternehmen, das ich vertrete, das ist die B. Braun Melsungen AG, wir sind in der Medizintechnik tätig. Und wir sind seit Jahrzehnten in Afrika aktiv. Wir haben heute einen Umsatz von rund 100 Millionen in den afrikanischen Märkten. Das ist immer noch stark dominiert natürlich von Südafrika mit etwa der Hälfte des Umsatzes, aber sonst sind wir eigentlich über Partner, über Händlerorganisationen in allen afrikanischen Ländern aktiv und haben hier lange und nachhaltige Wirtschaftsbeziehungen. Und wir sind auch im Moment gerade dabei, dass wir unsere Aktivitäten durch eine eigene Tochtergesellschaft beispielsweise in Kenia ausbauen.
Mehr als 500 Teilnehmer beim Business Summit
Brink: Also was braucht die deutsche Wirtschaft? Brauchen Sie dann Kontakte dahin, in die Bereiche, wo man investieren kann, also Vermittlung?
Große: Ja, wir brauchen natürlich Kontakte. Und das ist ja genau das, was wir hier, dieser Wirtschaftsgipfel, den wir nun erstmalig in Berlin ausrichten, eben auch vermitteln soll. Wir haben hier und begrüßen viele auch hochrangige Gäste heute, beispielsweise den Staatspräsidenten von Ghana. Und dieser erste Wirtschaftsgipfel ist auf eine wirklich große Resonanz gestoßen. Wir haben mehr als 500 Teilnehmer. Und das zeigt sich eben auch gerade in den Gesprächen, die sich am Rande einer solchen Veranstaltung ergeben, dass hier richtig reges Networking betrieben wird.
Brink: Nun gibt es aber trotzdem die Schwierigkeit, die ich ja schon angesprochen habe, korrupte Regime, eine schlechte Regierungsführung. Muss man nicht diese Chancen dann auch einschränken und sagen, es gibt bestimmte Gebiete, in die wir einfach nicht reingehen können?
"Null Toleranz" bei Korruption
Große: Na ja, also sicher bestehen in verschiedenen Ländern eine Menge, nennen wir es mal Herausforderungen, die man bewältigen muss. Und das sind natürlich Herausforderungen der Infrastruktur, Energieversorgung. Aber das, was Sie auch sicher ansprechen, ist die Frage von Compliance, wenn Sie auf Korruption ansprechen. Und hier ist es schon die unternehmerische Verantwortung der deutschen Unternehmen, hier immer darauf hinzuwirken, und wenn ich beispielsweise auch da noch mal für unser Unternehmen spreche, es gibt da eigentlich aus unserer Sicht null Toleranz. Und ich glaube, hier muss man auch wiederum auf solchen Wirtschaftsgipfeln das sehr deutlich machen, dass es hier eigentlich für die deutsche Wirtschaft keine Spielräume gibt. Und ich denke, dann wird man auch langfristig hier Veränderungen bewirken können.
Brink: Herzlichen Dank, Professor Heinz-Walter Große. Er leitet die Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft, die hier zu einem Gipfel geladen hat. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Große!
Große: Prima. Ich bedanke mich auch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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