Des Kaisers Kanonenlieferant

Von Christian Berndt · 22.03.2009
Wohl keine Familie ist so verhängnisvoll mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden wie die Krupps. Im Kaiserreich wurde der Essener Stahlkonzern zum weltgrößten Industrieunternehmen und wichtigsten Rüstungswerk des Deutschen Reiches. Nach 1933 stellte sich Krupp in den Dienst des NS-Regimes und lieferte Panzer und Kanonen für Hitlers Angriffskrieg. Das ZDF hat die Geschichte dieser Familie jetzt aufwändig in drei Teilen verfilmt.
"Eure Majestät, wir sind stolz und froh, Sie hier auf Villa Hügel begrüßen zu dürfen."
"Lieber Krupp, es freut mich, wieder einmal bei Ihnen zu Gast zu sein. Ist doch bestimmt schon das siebte oder achte Mal, was?"
"Eure Majestät sind bereits zum zehnten Mal bei uns."
"Zum zehnten Mal? Dann feiern wir ja sozusagen ein kleines Jubiläum! Ha, ha, ha."

Der Kaiser zu Gast bei Krupps. Man ist gut bekannt, die Essener Industriellenfamilie liefert den besten Stahl der Welt, und damit genau das Material, das Wilhelm II. für seine ehrgeizigen Aufrüstungspläne braucht. Die geschäftstüchtigen Krupps suchen die Nähe zur Macht - die Interessen der Firma gehen dabei über alles. Firmenerbin Bertha Krupp von Bohlen und Halbach bereitet ihren Sohn Alfried schon als Kind mit unbarmherziger Strenge darauf vor.

Filmausschnitt:
"Du bist die Nummer 1, Alfried, und Du wirst es immer sein. Krupp. Weißt du, was das bedeutet?"
"Ja Mutter."
"Krupp ist ein Weltreich. Von Dir hängt alles ab."

Der ZDF-Dreiteiler "Krupp - Eine Deutsche Familie" konzentriert sich auf die persönlichen Schicksale seiner Figuren, die sich vor historischem Hintergrund spiegeln. Im Zentrum Bertha Krupp von Bohlen und Halbach, von Iris Berben charismatisch als kaltherzige Firmenpatriarchin gespielt.

Für den Erfolg der Firma müssen alle Familienmitglieder Opfer bringen. Ihr Vater bringt sich um, als seine Homosexualität öffentlich wird, ihr Sohn Alfried wird sein Leben lang unter der Härte der Mutter leiden. Bemüht um historische Genauigkeit zeichnet der Film - über den Zeitraum von 1901 bis 1967 - das Bild einer Familie, die sich verhängnisvoll verstrickt in die deutsche Geschichte. Als Rüstungslieferant für den Kaiser, und später für Hitler.

"Du bist Alfried Krupp. Du hast nie wirklich begriffen, was das bedeutet."
"Du hast jedenfalls alles getan, um mich das spüren zu lassen."
"Ja! Hab ich Dich vielleicht dazu erzogen, dass Du hinter den Umständen herhechelst? Wir treffen die Entscheidungen, die andern haben beiseite zu treten. Ob es der Kaiser war, ob es Hitler war, sie haben uns den Weg frei gemacht."

Hören Sie zu diesem Thema auch ein Gespräch mit dem Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser als MP3-Audio .