Der Zauber des Anfangs
Von Hans von Trotha · 14.03.2013
Das größte Lesefest Europas hat angefangen. Doch selbst in einer Lesung von Péter Esterházy dreht es sich nicht nur um Literatur, beim Rausgehen unterhalten sich viele Besucher vor allem über den neuen Papst.
Die Felder weiß, der Papst gewählt, die Buchmesse eröffnet. Jedem Anfang, das weiß der Leser, wohnt ein Zauber inne. Und alle scheinen irgendwie vergnügt. Jetzt kann kein Papst mehr die Aufmerksamkeit abziehen, und die Branche stellt fest, dass es zwar nicht besser, aber anscheinend auch nicht schlimmer wird. So wie man nie so viele Kardinäle beieinander sieht wie vor einem Konklave, so sieht man nie so viele Schriftsteller beieinander wie in Leipzig. Nur dass man die nicht immer von weitem erkennt. Für die feierliche Eröffnung im Gewandhaus gestern war ich zu spät dran.
Aber Leipzig ist dieser Tage wie ein Wasserbecken, dessen Inhalt gegen eine morsche Stirnwand drückt: Es will anfangen. Und es, das ist hier tatsächlich das Eine: Lesen. Auf der Suche nach der nächststaatstragenderen Veranstaltung bin ich auf einer Lesung von Péter Esterházy in der Nationalbibliothek gelandet. Das war klasse, eine Lesung im Lesesaal. Die Menschen saßen an den hübschen Arbeitstischchen, wirkten glücklich und hoch konzentriert. Ich war dann überrascht, wie viele Besucher sich beim Rausgehen darüber unterhielten, dass in der Zwischenzeit der Papst gewählt worden war.
Na ja, eine Lesung, auch in der Nationalbibliothek ist halt kein Konklave. Morgen geht es in einen der, laut Veranstalter, "coolsten Clubs Europas". So eine Messe bedeutet ja immer auch den freien Fall des Superlativs. Das macht einen als Besucher ein bisschen einsam: All die Superlative und man selbst dazwischen. So steht man unter dem hohen Glasdach im Zauber des Anfangs, womöglich schon mittendrin im größten (!) Lesefest Europas. Da klingt Péter Esterházys wunderbar warme ungarische Stimme leise nach, wie sie las: "Es ist, als könnten einem nur Histörchen widerfahren, keine Geschichte."
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Das Programm zur Buchmesse von Deutschlandradio Kultur:
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Das Blaue Sofa im Deutschlandradio Kultur
Aber Leipzig ist dieser Tage wie ein Wasserbecken, dessen Inhalt gegen eine morsche Stirnwand drückt: Es will anfangen. Und es, das ist hier tatsächlich das Eine: Lesen. Auf der Suche nach der nächststaatstragenderen Veranstaltung bin ich auf einer Lesung von Péter Esterházy in der Nationalbibliothek gelandet. Das war klasse, eine Lesung im Lesesaal. Die Menschen saßen an den hübschen Arbeitstischchen, wirkten glücklich und hoch konzentriert. Ich war dann überrascht, wie viele Besucher sich beim Rausgehen darüber unterhielten, dass in der Zwischenzeit der Papst gewählt worden war.
Na ja, eine Lesung, auch in der Nationalbibliothek ist halt kein Konklave. Morgen geht es in einen der, laut Veranstalter, "coolsten Clubs Europas". So eine Messe bedeutet ja immer auch den freien Fall des Superlativs. Das macht einen als Besucher ein bisschen einsam: All die Superlative und man selbst dazwischen. So steht man unter dem hohen Glasdach im Zauber des Anfangs, womöglich schon mittendrin im größten (!) Lesefest Europas. Da klingt Péter Esterházys wunderbar warme ungarische Stimme leise nach, wie sie las: "Es ist, als könnten einem nur Histörchen widerfahren, keine Geschichte."
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