Der Wald - Schatzkammer des Lebens

30.10.2010
Rund ein Drittel der weltweiten Landmassen sind von Wäldern bedeckt, sie sind – mit rund zwei Dritteln der bislang bekannten Pflanzen- und Tierarten auf der Erde - die artenreichsten Lebensräume überhaupt. Zugleich sind sie Lebensgrundlage und Speisekammer für Millionen von Menschen.
Mindestens 60 Millionen Menschen leben direkt im und vom Wald. Darüber hinaus produzieren die Wälder Sauerstoff und speichern Kohlendioxid. Sie sind Wasserspeicher, schützen vor Überschwemmungen und bewahren den Boden vor Erosion.

"Die Wälder sind eine Schatzkammer, weil sie die Quelle für nachwachsende Rohstoffe sind", sagt Prof. Dr. Michael Köhl, Leiter des Instituts für Weltforstwirtschaft an der Universität Hamburg. Der Forstexperte betreut Waldprojekte in verschiedenen Ländern, unter anderem in Vietnam, Nepal, Indien, Surinam, Brasilien und Madagaskar. Und er kennt die Bedrohungen, die die Wälder in den jeweiligen Gebieten ausgesetzt sind.

So geht jährlich geht eine Waldfläche von 130 000 Quadratkilometern verloren, das entspricht der Größe Griechenlands. Hauptsächlich tropischer Regenwald, durch illegales Abholze oder auch, weil die Bäume Anbauflächen beispielsweise für Soja oder Palmöl weichen müssen. Allein in Brasilien sind bereits 16 Prozent des Regenwaldes durch Sojaanbau zerstört. Bis zum Jahr 2020 drohen weitere 22 Millionen Hektar ursprünglicher Savannen und Wälder den Soja-Plantagen zum Opfer zu fallen.

Hinzu komme, dass immer mehr Geldanleger den Wald als Spekulationsobjekt entdeckten. Mit Holz lasse sich schnelles Geld verdienen – mit fatalen Folgen für das Weltklima. Daher versucht Michael Köhl, der auch die Bundesregierung in Fragen des Waldschutzes berät, zum einen Schutzmaßnahmen in den jeweiligen Gebieten zu durchzusetzen. Seine Teams schulen aber auch die Kleinbauern in nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft.

Seine Erfahrung: "Es ist ein langer Weg bis zum Waldschutz". Sein Ziel: Dass es in jedem Land Gesetze gibt, die die Zerstörung der Wälder ausschließen und für eine nachhaltige Fortwirtschaft sorgen.

"Der Baum ist das Symbol des Lebens", sagt Detlev Arens, Autor des Buchs "Der deutsche Wald" - ein Muss für jeden Waldliebhaber. Dieser reich bebilderte Band überzeugt nicht nur durch seine stimmungsvollen Abbildungen, der leidenschaftliche Waldfan Arens gibt auch eine unterhaltsame und vielschichtigen Abriss des Waldes, als Natur- und Kulturraum. Der studierte Germanist stellt die verschiedenen Wald- und Baumarten vor, nimmt den Leser mit in die schönsten und auch unbekannten Waldgebiete und erzählt von der Waldbegeisterung der Dichter, allen voran von Joseph von Eichendorff.

Arens, dessen erster Berufswunsch Förster gewesen ist, liebt Waldspaziergänge: "Im Frühling, dann blüht und grünt es, was das Zeug hält. Und es riecht so schön - diese Frische!" Und er genießt den Herbstwald: "Der Herbstwald ist zunächst eine melancholische Angelegenheit, weil diese Pracht ja keine Blütenpracht ist, sondern eine, die den Abschied ankündigt."

Sein Lieblingsbaum wurde gerade zum "Baum des Jahres 2011" gekürt - die Elsbeere: "Es ist ein kleiner Baum mit sehr hübschen Blättern. Lange wurde er als Waldunkraut verkannt, bis man gemerkt hat, dass sein Holz satte Preise bringt, und dass man aus den Beeren ausgesprochen schmackhafte Edelbrände herstellen kann."

"Der Wald – Schatzkammer des Lebens"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Köhl und Detlev Arens. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.


Literaturhinweis:
Detlev Arens: Der deutsche Wald
Fackelträger Verlag, Köln 2010

Informationen im Internet:
Über Prof. Dr. Michael Köhl