Der vernetzte Haushalt

Von Thomas Gith · 09.09.2013
Anschalten und ausschalten - das war einmal. Heute lassen sich Lampen, Elektrogeräte oder auch die Heizungsanlage per Smartphone-App steuern. Dem "intelligenten Heim" - dem so genannten Smart Home - ist auf der IFA in Berlin eine eigene Halle gewidmet.
Das Smart Home präsentiert sich in der handballfeldgroßen Halle 11.1 der TecWatch an einer Seitenwand. Nebeneinander gereiht sind hier unter anderem eine Küchenzeile aufgebaut, ein Wohnzimmer mit Fernseher sowie eine kleines Büro mit Laptop und Lampen. An drei Stationen wird gezeigt, wie wir wohnen könnten, sagt Martin Vesper von der Firma digital Strom, die das Smart Home entwickelt hat.

"Hier bei digital Strom haben wir ein komplett vernetztes Haus vor uns. Alle Lichter, alle Taster, alle Geräte sind miteinander vernetzt."

Über den Kippschalter an der Wand kann beispielsweise der Fernseher angemacht werden, durch einen Tastendruck auf eine Smartphone App lassen sich einzelne Lampen in der Wohnung an- und ausschalten. Außerdem können Beuleuchtungsszenen voreingestellt werden. Zentrales Bedienungsgerät ist dabei ein Smartphone.

"So, jetzt habe ich hier eine App, mit der ich zum Beispiel in der Küche jetzt eine Szene einstellen möchte. Also Sie sehen hier, ich drücke auf 'Einstellen' und dann zeigt er mir alle Leuchten an, die zur Küche gehören. Das sind zwei Deckenleuchten und eine eingesteckte Tischleuchte. Und die eine ist jetzt an. Jetzt kann ich hergehen und sagen, die Szene soll jetzt so sein, dass der rechte Strahler auch mit angemacht ist, dann gehe ich auf Speichern und damit habe ich eine neue Szene eingestellt."

Drückt man jetzt in der App auf den Punkt 'Beleuchtung Küche', gehen die Lampen auf dem Tisch und an der Decke wahlweise an oder aus. Doch im Smart Home kommunizieren die Geräte auch untereinander:

So kann etwa der in der Küche stehende Mixer plötzlich ein Eigenleben entwickeln.

"Was ich hier gezeigt habe ist eben, dass wenn mein Mixer läuft und vernetzt ist und jemand klingelt, der Mixer eben aufhört, damit ich den Gong höre um dann natürlich nach einer kurzen Zeit wieder loszulaufen."

Zentral gesteuert werden die Geräte über einen mit dem Internet verbundenen Minicomputer, der im Sicherungskasten montiert ist. Er gibt über kleine Impulse in den Stromleitungen Befehle an die vernetzten Geräte – etwa zum Ein- und Ausschalten.

Vernetzung im Haushalt ist auch an einem nur wenige Schritte entfernten weiteren Stand das Thema. Bei der hier präsentierten Entwicklung wird die Heizung automatisch über eine Smartphone App an- und ausgeschaltet, erläutert Leopold von Bismarck.

"Tado ist die erste Heizungs-App, die automatisch erkennt, wo sich die Bewohner befinden und dementsprechend die Temperatur regelt und Energie spart natürlich. Das kann man sich so vorstellen, dass wenn der letzte Bewohner das Haus verlassen hat, das System automatisch die Heizung absenkt, die Temperatur absenkt und sobald der erste Bewohner nach Hause kommt, wird automatisch wieder aufgeheizt, so dass es warm ist, wenn man zu Hause ankommt."

Wie sicher ist eine internetfähige Heizungsanlage?
An der Heizung wird dafür eine internetfähige Box angeschlossen. Der DSL-Router bekommt zusätzlich ein so genanntes Gateway – über das er mit der Heizung kommunizieren kann. Die Temperaturregulation läuft dann über eine auf dem Smartphone installiert App, die die Position des Handys erkennt und die Entfernungssignale an die Heizung sendet.

Leopold von Bismarck: "Und über Geolocation-Services auf dem Telefon, weiß dass Tado-System, wie weit die Bewohner vom Haus entfernt sind. Da werden verschiedenen Technologien genutzt, um zu verstehen, wie weit die Person weg sind. Zum einen eben die Funkmasten vom Handynetz in erster Linie und W-Lans."

Die Temperatur bei Abwesenheit lässt sich zusätzlich manuell über die App einstellen. Der Zugang zur internetfähigen Heizung ist dabei verschlüsselt, so dass er nicht gehackt werden kann, sagen die Entwickler.

Die Frage, wie sicher so ein vernetztes Haus grundsätzlich gegen digitale Angriffe sein kann, ist enorm wichtig, meint Andreas Stumptner von der Fachzeitschrift Connected Home, die am Stand schräg gegenüber ausstellt.

"Das Thema Sicherheit steht in der Tat im Zusammenhang mit Smart Home ganz oben auf der Liste. Deswegen tun sich viele Verbraucher auch noch ein bisschen schwer, in das Thema einzusteigen. Daran müssen die Hersteller natürlich arbeiten, weil sie alle wissen, dass niemand die Heizung von außen steuern kann, nach oben drehen kann oder sich sonst auch Zugang zu irgendwelchen Daten verschaffen kann."

Denn grundsätzlich lässt sich im Haushalt alles Mögliche vernetzen. Am Smart Home Stand etwa können gleich mehrere Geräte auf einmal einschalten werden – mit nur einem Knopfdruck.

Martin Vesper: "Ich bin jetzt hier an einer kleinen Nachtischleuchte. Und da habe ich einen Taster dran, damit kann ich einen Alarm auslösen. Denn drücke ich jetzt drei Sekunden, und dann geht im ganzen Haus das Licht an. Ich kann mir einen Alarmton oder hier jetzt eine Musik spielen lassen, es kann eine Meldung nach draußen gehen, was immer ich will."

Einbrecher sollen so aufgeschreckt und oder medizinische Hilfe in einem Notfall herbeigerufen werden.

Jenseits der TecWatch Halle stellen auch bereits einige Elektronikkonzerne vernetzte Haushaltsgeräte vor. Ein Kühlschrank von LG etwa wird mit einer Smartphone-App kontrolliert. Mit ihr lässt sich der Einkaufszettel einscannen, die Inhaltsliste des Kühlschranks ständig aktualisieren. Der Nutzer kann jetzt etwa vom Supermarkt aus diese Liste mit der App abrufen und damit quasi virtuell in seinen Kühlschrank blicken, erläutert Farouk El-Khalili.

"Über den Kühlschrank können Sie zum Beispiel selber das Essen, was im Kühlschrank ist, managen. Sprich wenn sie jetzt einkaufen waren, können sie über das Smartphone die Einkaufsliste an den Kühlschrank senden und wieder zurück. Sprich sie können sich ein Update immer wieder vom Kühlschrank holen, was drinnen ist, was verbraucht wurde ober was noch besorgt werden muss."

Der virtuelle Blick in den Kühlschrank kann praktisch sein, genauso wie die Lichtsteuerung per Smartphone – ob die vernetzten Geräte die Hausarbeit allerdings grundsätzlich erleichtern oder doch eher verkomplizieren, muss wohl jeder Nutzer für sich entscheiden.