"Der Vater meiner Kinder"

19.05.2010
Grégoire Canvel ist ein idealistischer Filmschaffender. Allerdings passen sein künstlerischer Anspruch und seine finanzielle Lage nicht zusammen. Dem Produzenten wachsen die Schulden über den Kopf - und er weiß nur noch einen Ausweg.
Frankreich/Deutschland 2009. Regie: Mia Hansen-Løve. Darsteller: Louis-Do de Lencquesaing, Chiara Casselli, Alice de Lencquesaing, Alice Gautier, Manelle Driss, Eric Elmosnino. Länge: 110 Minuten

Grégoire Canvel (Louis-Do de Lencquesaing) ist Filmproduzent und was das in Zeiten des Blockbusterkinos bedeutet, zeigt der Film in der ersten Hälfte. Zerissen zwischen künstlerischen Ambitionen und dem Gezerre der Banken und Finanziers ist der Workoholic bald am Ende seiner Kräfte. Der aktuelle Dreh in Schweden ist trotz des engagierten Einsatzes aller Mitarbeiter in der kleinen Produktionsfirma nicht mehr zu finanzieren, der kostbare Filmstock wird der Bank anheim fallen.

Grégoire zerreibt sich in Dauertelefonaten, doch selbst die Freude und Förderer haben alle Hoffnung verloren. Regisseurin und Filmkritikerin Mia Hansen-Love setzt damit ihrem Mentor, Hubert Balsan, dem Produzenten von Lars von Trier und Claire Denis, ein so unaufgeregtes wie realistisches und Anteil nehmendes Denkmal und liefert nebenbei ein bitteres Bild nicht nur aus der Filmwelt, sondern exemplarisch auch der aktuellen Krise. Als Grégoire trotz der Unterstützung seiner Frau und eines durchaus glücklichen Familienlebens aus diesem Leben scheidet, beginnt der zweite Teil des Filmes, der aus der Perspektive der Ehefrau und der Kinder, also der Überlebenden erzählt wird.

Sie beginnen, den Zorn, die Verzweiflung und die Trauer über den Verlust verarbeiten, sie müssen sich ein neues Bild des Vaters und Ehemannes machen, über sein materielles und geistiges Erbe entscheiden. Ohne in einen Dialog lastigen Diskurs einzusteigen, beobachtet Mia Hansen-Love den Alltag dieser beschädigten Familie. Frau Sylvia (Chiara Caselli) versucht, die Geschäfte zu ordnen, den letzten Film fertig zu stellen.

Die älteste Tochter Clémence (Alice de Lencquesaing) geht den Spuren ihres Vaters nach und entdeckt ihre Liebe zum Film. Diese kleine große Geschichte trifft erstaunlich tief auf ein Bedürfnis des Anteil nehmenden Zuschauers, Sinn in dieses durch die tragische Tat aufgebrochenes Mosaik aus Berufung, familiärer Gemeinschaft und gesellschaftlicher Verantwortung, kurz in das, was wir Leben nennen, zu bringen.

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