"Der Souveränitätseffekt" von Joseph Vogl

Über Wirtschaft schreiben

Der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl
Der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl © Stephanie Kiwitt
Moderation: René Aguigah und Jens Bisky · 14.06.2015
Dieser Autor ist gefährlich. Er attackiere das "demokratische Selbstverständnis der Moderne", schrieb "Die Zeit" über Joseph Vogls aktuelles Buch "Der Souveränitätseffekt". Darin erkundet der Literaturwissenschaftler die wechselseitigen Abhängigkeiten von Staaten und Märkten.
Um das finanzökonomische Regime der Gegenwart zu verstehen, verabschiedet er die liberale Legende vom Gegensatz zwischen Staat und Wirtschaft. Wer aber hat nun die Macht?
Im Zentrum der liberalen Legende steht der "homo oeconomicus". Ohne die Hebammendienste von Romanciers und Moralphilosophen wäre er nicht zur Welt gekommen. Die Poetik des ökonomischen Menschen hat Vogl 2002 in seiner Studie "Kalkül und Leidenschaft" nachgezeichnet.
Wie stark ökonomisches Wissen von bürgerlicher Moral, theologischen Ordnungsideen und utopischem Überschuss geprägt ist, zeigte er in seinem Essay "Das Gespenst des Kapitals" (2010). Die Legenden und Krisenerzählungen haben praktische Folgen. Wie also über Wirtschaft schreiben und streiten?
Eine Aufzeichnung aus dem Literarischen Colloquium Berlin vom 21.05.2015